“…Eine Studie der Bundesbank befördert eine Überraschung zutage. Das durchschnittliche Privatvermögen der Deutschen ist erheblich kleiner als das der Bürger anderer westlicher EU-Nationen. Das gilt sogar für die Krisenländer Spanien und Italien.
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Die Studie gehört zu einem Projekt, an dem sich alle 17 nationalen Notenbanken des Eurosystems beteiligen. Die Gesamtergebnisse wurden noch nicht veröffentlicht, obwohl bereits alle Daten vorliegen sollen. „In Notenbankkreisen wird geargwöhnt, die brisanten Daten sollten unter Verschluss gehalten werden, bis das Stabilisierungsprogramm für Zypern in trockenen Tüchern sei“, berichtet die FAZ. „Auch die Bundesbank scheint sich der Brisanz der Daten über die Ungleichverteilung der Vermögen bewusst zu sein. Daten etwa aus Zypern oder Portugal sind gar nicht Teil der Analyse.“
Die Statistiker gaben sich redlich Mühe, Erklärungen für die Verarmung der Mittel- und Unterschicht anzubieten, die möglichst wenig Sprengstoff liefern für die derzeit anwachsenden Umverteilungsdebatten. „Wer ein Haus besitze, unterwerfe sich einer Art Zwangssparen und baue früher und mehr Vermögen auf, lautet vereinfacht beschrieben die Botschaft der Bundesbank“, paraphrasiert die FAZ eine der wenig überzeugenden Erklärungen der Bundesbank-Statistiker.
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Über mögliche Ursachen der Tatsache, dass nur so wenige Deutsche eine Immobilie besitzen, verlieren sie kein Wort. Die Möglichkeit, dass die drastische Deregulierung des Arbeitsmarktes durch die Agenda 2010 und die unweigerlichen Folgen, nämlich eine dramatische Absenkung der Löhne, mit dem schwindenden Vermögen zu tun haben könnten, wird lieber gar nicht erst in Erwägung gezogen. Betrachtet man die Reallohnentwicklung in dem Zeitraum seit Durchsetzung der Agenda 2010, dann wird deutlich, dass sich für die vergangene Dekade die rot-grüne und dann die schwarz gelbe Regierung des reichen Deutschlands selbst ein Armutszeugnis ausgestellt haben: Die deutschen Arbeitnehmer haben nämlich als einzige in der Europäischen Union einen Reallohn-Verlust – in der Zeit von 2000 bis 2008 waren es minus 0,8 Prozent – hinnehmen müssen. In Frankreich hingegen stiegen die Löhne um 9,6 Prozent, in Italien um 7,5 Prozent und in Spanien immerhin noch um 4,6 Prozent.“
Quelle und gesamter Text: http://www.hintergrund.de/201303222502/soziales/reformen/ein-armutszeugnis.html
Armut macht frei!