Ein anspruchsvolles Konzertprogramm

Mit Wagner, Messiaen und Brahms wurde dem OPS, dem Orchestre philharmonique de Strasbourg, ein anspruchsvolles Programm vorgelegt, dass es unter dem französischen Dirigenten Bertrand de Billy Anfang Dezember zu bewerkstelligen galt.

Zu Beginn stand Richard Wagners Tannhäuser- Ouvertüre der Dresdner Fassung auf dem Programm. Diese Ouvertüre gilt als eines der bekanntesten Stücke der klassischen Musik und das ja nicht zu Unrecht. Die darin enthaltenen Themen, wie gleich der Pilgerchor zu Beginn, haben sich tatsächlich in das musikalische Gedächtnis von Generationen eingeprägt. Bertrand de Billy agierte vorsichtig, ja interpretierte die Ouvertüre fast weich gespült und vermied jegliche Schärfen und Kanten, aber auch damit zusammenhängende Spannungen. Das OPS kann einer herberen Interpretation durchaus die Stirn bieten – nicht zuletzt zeigte es dies in der vergangenen Saison, als Marc Albrecht das Vorspiel zum dritten Akt von Lohengrin bei den Konzerten in Maribor und Zagreb als Zugabe spielen ließ. Dort wurde das Publikum fast von den Sesseln gerissen, die Tannhäuserwiedergabe von Billy war von anderem Schrot und Korn und in seiner durchwegs verhaltenen Wiedergabe dennoch hörenswert.

Heidi Brunner (c) dr


Oliver Messiaens „Poems pour Mi“, die er seiner ersten Frau gewidmet hatte, zeigten deutlich, dass Billy, der in Wien das RSO leitet, im französischen Repertoire extrem sattelfest ist. Mit der Schweizer Sopranistin Heidi Brunner war ihm eine Sängerin zur Seite gestellt, welche das sperrige Werk mit Wärme und Leben zu füllen wusste. De Billy und Brunner sind gegenseitig keine Unbekannten, treten immer wieder in Wien gemeinsam auf. Messiaens Komposition, die ständig zwischen Tonalität und Atonalität pendelt, enthält starke orchestrale Stellen, denen die Sängerin mühelos Stand hielt. Heidi Brunner hat nicht nur die Gabe sehr textdeutlich zu singen, sondern es ist ihr voller, weicher Sopran, der in keinem Moment artifiziell klingt und dadurch so bezaubert. Das ungewöhnliche Halleluja, welches das Ende des ersten Gedichtes markiert, gelang ihr zart flirrend, ganz im Gegensatz zu den Entsetzensschreien des dritten Gedichtes oder der späteren Beschreibung der beiden Krieger. Messiaen, der nicht nur die Musik, sondern auch die Lyrik selbst schrieb, geizte nicht mit expressiven Bildern, die de Billy und Brunner mit dem OPS drastisch umsetzen konnten. Ein schwieriges Werk, das an diesem Abend meisterlich interpretiert wurde.

 

Mit Johannes Brahms 4. Symphonie stand noch ein gewaltiges Abschlusswerk am Programm. Die Tannhäuser Ouvertüre und die 4. von Brahms werden gerne auf Schallplatteneinspielungen gemeinsam aufgenommen, wohl aufgrund ihrer musikalischen Nähe, die auch an diesem Abend klar und deutlich zu hören war. Brahms letzte Symphonie geizt nicht mit intellektuellen Herausforderungen, viele thematische Verschachtelungen und parallel gesetzte, unterschiedliche rhythmische Akzentuierungen tragen dazu bei. Keine leichte Aufgabe für die Musikerinnen und Musiker, die sich dabei auf den dirigentischen Einsatz ganz verlassen müssen. Die leichten Unsicherheiten, die im ersten Satz dabei hörbar wurden, waren durch die Interpretationen der folgenden Sätze vergessen. Der wunderbare Schwebezustand, den Billy im Schlusssatz mit dem OPS erreichte, in welchem das musikalische Geschehen fast zum Erliegen kommt, um anschließend wieder rasant an Fahrt aufzunehmen, war von ihm meisterlich verstanden und vom Orchester ebenso wiedergegeben worden.


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