

Erster Satz:
Die Mistinguette, eine zweimastrige Ketsch, schaukelt ruhig auf dem Meer am Golf von St. Malo.

Wie auch schon in ihrem 2 Buch, Die verborgene Kammer, ist auch dieses Buch einfach schön geschrieben. Und man merkt gar nicht so sehr das es ihr Debüt war. Auch ihre Liebe fürs Detail findet sich da schon sehr stark, was sicher auch mit der blinden Protagonistin zu tun hat. Das ganze liest sich einfach nur flüssig und man verschlingt die Seiten schon fast wie von selbst.
Die Gesichte ist... Wie soll ich sagen, magisch? mystisch? spannend? Also, ich kann sagen, einfach alles zusammen. Auch in diesem Buch hat sie gekonnt verschiedene Genres verbunden. Auch kann sie den Spannungsbogen von Anfang bis Ende halten, auch wenn man manchmal denkt man wisse genau wie das ganze zusammen hängt, wie es war, so gibt es doch einige Überraschungen. Was mir etwas zu viel war, war das Ende, das war richtig Hollywood like, aber das tut der Geschichte keinen Abbruch. Wer also gerne mystisches mag, einer Lovestorie gegenüber nicht abgeneigt ist und Dramas auch verkraftet, der ist dieser Geschichte sicher gut bedient. Und wer gerne in ein Inselreich versinken will sollte es sich wirklich überlegen, denn Corinna Kastner beschreibt die Insel wirklich super. Also da würde ich doch glatt auch leben wollen.
Nathalie, die Protagonistin, ist wirklich eine sehr sympathische Frau. Ich hab paar mal überlegt wie ich damit umgehen würde wenn Bildwäre. Denn für mich, die doch sehr visuell veranlagt ist, wäre Blindheit wohl das schlimmste was mir passieren könnte. Die Autorin hat sie aber eben nicht nur mit positiven Eigenschaften ausgestattet, sondern hat sich wohl sehr gut überlegt was in einem Menschen vorgeht der von jetzt auf nachher blind wird. Denn trotz ihrer oberflächlichen zickigen Art, ihrer abweisenden Haltung, ist sie eben authentisch und warmherzig.
Daniel und Raymond, zwei Männer die scheinbar zufällig in Nathalies Leben treten und sie auf zwei verschiedene Arten berühren, sind so was von verschieden. Und doch... jeder für sich wird das Leben von Ihr verändern. Beide Männer empfand ich als wirklich sehr sympathisch und doch hatte ich immer mal wieder sehr abivalente Gefühle ihnen gegenüber. Aber kann doch manches gut nachvollziehen.
Dann noch die liebenswerte Rose. Die alte Dame, die eigentlich fast schon unscheinbar scheint. Dezent im Hintergrund wirkt, elegant aber doch sehr lieb, so wie man sich eine alte englische Dame vorstellt. Eine liebe Oma vielleicht. Ich kann sie mir wirklich gut vorstellen. Zierlich, liebenswert und heiter, auch wenn sie vom Leben gezeichnet ist. Und trotzdem oder genau deswegen wird ihr Mund von einem zarten Lächeln umspielt. Vielleicht hat sie ja ihr silbergraues Haar zu einem Dutt hoch gesteckt?
