Quelle: Helmut Mühlbacher
Ihr Lieben,
ich möchte Euch heute Abend eine Geschichte von Willi Hoffsümmer erzählen:
„Vernunft am Steuer“
„Ein Bekannter hatte mich im Auto mitgenommen.
Ich saß auf dem Beifahrersitz, seine Frau und sein Sohn hinten.
Die Straße war kurvenreich und unübersichtlich, die Geschwindigkeit war auf 60 km/h beschränkt.
Dessen ungeachtet blieb mein Bekannter auf dem Gaspedal.
„Kannst Du nicht langsamer fahren?“, fragte ich ihn verärgert.
Er grinste: „Ich hab´s eilig. Es kommt auf jede Minute an!“
Nach einer Zeit wurde es mir zu bunt.
„Wie alt bist Du eigentlich?“, fragte ich ihn.
„Dreißig“, antwortete er mir.
„Da hast Du noch eine statistische Lebenserwartung von 20 Millionen Minuten!“
„Na klar“, entgegnete er, „ich habe auch nicht vor, den Löffel so schnell abzugeben.“
„Und wie alt bist Du?“, wandte ich mich an seine Frau, indem ich meinen Kopf zu ihr hindrehte. „Ich bin zweiundzwanzig“, sagte sie.
„Da hast Du, statistisch gesehen, noch 25 Millionen Minuten zu leben. Und wie alt ist Euer Sohn?“, fragte ich.
„Der Kleine?“ „Vier Jahre!“, entgegnete mein Bekannter und lachte dem Kind glücklich zu. „Vier Jahre! Wie beneidenswert! 35 Millionen Minuten liegen noch vor ihm.“„Sag mal, was soll der ganze Quatsch?“, reagierte mein Bekannter leicht genervt.
„Warum erzählst Du mir das alles?“
Und ich antwortete: „Weil ich nicht verstehen kann, wie ein vernünftig denkender erwachsener Mensch durch zu schnelles riskantes Fahren zusammen 80 Millionen Minuten an Menschenleben riskiert, nur um wenige Minuten zu gewinnen.“
Ihr Lieben,
eine sehr eindrückliche und sehr wahre Geschichte.
Sie erinnert mich ein wenig an die Zeit, als mein älterer Sohn 11 Jahre alt war.
Wir wohnten damals auf dem Land und wenn ich in die Stadt fuhr, um etwas einzukaufen, dann fuhr er gerne mit.
Oft mussten wir dann hinter LKWs oder irgendeinem Trecker langsam fahren und dann forderte er mich immer auf, doch schneller zu fahren und den LKW oder Trecker zu überholen, auch wenn die Straße unübersichtlich war.
Quelle: Helmut Mühlbacher
Ich habe ihn dann einmal gefragt, was er wohl meint, was passiert, wenn wir auf unübersichtlicher Strecke einen LKW überholen. Und mein Sohn antwortete treuherzig: „Entweder schaffen wir es oder wir schaffen es nicht!“
Als er erwachsen war, hat er mir einmal erzählt, dass meine Antwort ihn damals sehr erschreckt habe und er für sein ganzes Leben begriffen habe, dass Vorsicht ganz wichtig sei.
Ich habe meinem Sohn damals auf seine Antwort hin entgegnet:
Es geht nicht darum, ob wir es schaffen oder nicht. Wenn das so wäre, könnten wir ohne jede Vorsicht jeden LKW überholen. In Wirklichkeit geht es bei einem Überholvorgang auf unübersichtlicher Strecke um Leben oder Tod, um nichts weniger!
Ihr wisst, wie sehr ich dafür bin, dass wir aktiv sind, dass wir versuchen, unsere Ziele zu erreichen, aber dabei sollten wir immer auch Vorsicht walten lassen, um uns und vor allem auch andere Menschen nicht zu gefährden.
Der alte Satz der Römer „Eile mit Weile“ klingt zunächst ein wenigwidersinnig, aber in Wirklichkeit enthält er genau die richtige Formel für ein dynamisches, aber gleichzeitig umsichtiges Leben:
Eile ist gut, wenn sie gepaart ist mit Vorsicht und Rücksicht!
Denn derjenige handelt verantwortungsvoll, der vorausschaut und die Risiken erkennt, der also vor-sichtig ist, und der Rücksicht nimmt auf die, die ihm anvertraut sind, der also rück-sichtsvoll handelt.
Ich wünsche Euch einen ruhigen besinnlichen glücklichen Abend und grüße Euch herzlich aus Bremen
Euer fröhlicher Werner
Quelle: Karin Heringshausen