Eignet sich die Ratio des Widerstandes der ALF auch gegen “strukturellen Rassismus” … o. ä.?


Ratio des Widerstandes

„Die Earth Liberation Front hat erkannt, dass das Motiv ‚Profit‘, welches durch die kapitalistische Gesellschaft verursacht und verstärkt wird, alles Leben auf diesem Planeten zerstört. Der einzige Weg, im Moment, die kontinuierliche Zerstörung von Leben aufzuhalten, ist, mit allen nötigen Mitteln den Profit aus dem Töten zu nehmen.“ (ELF HP)

„Philosophisch gesehen sind wir sehr gefährlich. Ein Teil der Gefahr ist, dass wir der Illusion, dass Besitz mehr wert ist als Leben, keinen Glauben schenken. Wir bringen diese wahnsinnige Priorität ans Licht und das wird das System nicht überleben können.“ (David Barbarash, früherer Sprecher der ALF*)

Dr. Martin Luther King Jr. bezeichnete direkte Aktionen als die „wunderbare neue Militanz“ der Menschenrechtsbewegung in den USA. In seiner 1963 gefeierten Rede „I Have a Dream“ verurteilte er die „beruhigende Droge“ der kleinen Schritte und forderte sofortige, kraftvolle und gewaltlose direkte Aktionen. Mit dem so oft aufgedrücktem Stempel des „Extremisten“ lernte King diesen wie einen Orden zu tragen, den Spieß umzudrehen und erklärte sich selbst zum Extremisten der Liebe mit einer ausgeprägten Passion für Gerechtigkeit.

Die Rechtfertigung direkter Aktionen und Aktionen des zivilen Ungehorsams liegt im Unterschied zwischen dem, was legal ist und dem, was ethisch ist, zwischen Gesetz und Recht. Es gibt Paradebeispiele, wo legale Regeln die Regeln von Ethik und Gerechtigkeit verletzen: Nazi-Deutschland, Apartheid in Südafrika und die Sklaverei in den USA. In solchen Situationen ist es nicht nur legitim, Gesetze zu brechen, es ist eine Verpflichtung. In den Worten von Dr. King: „Ich bin überzeugt, dass Nicht-Kooperation mit dem Bösen genau die gleiche moralische Verpflichtung ist wie Kooperation mit dem Guten.“

Die wahren Kräfte von Ethik und Gerechtigkeit umfassen Gruppen wie die jüdische Widerstandsbewegung, Harriert Tubmann und die „Underground Railroad“, Gandhi und die indische Freiheitsbewegung, die Suffragetten, Rosa Parks und Martin Luther King und die Menschenrechtsbewegung, Nelson Mandela und der Afrikanische National Kongress. Alle brachen Gesetze, vernichteten Eigentum der Feinde, oder wendeten Gewalt an; sie wurden geschlagen, ins Gefängnis gesteckt, getötet und als Extremisten oder gar Terroristen denunziert.

Doch wer will behaupten, dass ihre Aktionen falsch waren? Heute sehen wir Nelson Mandela als Helden, aber er und der ANC benutzten Gewalt für ihren Freiheitskampf. Menschen vergessen, dass die Suffragetten in England und in den USA Brandstiftung und Bomben als Mittel des Kampfes einsetzten, um die Emanzipation der Frauen voranzutreiben. Keine Bewegung des sozialen Umbruches war erfolgreich ohne radikale Formen, ohne Aktionen des zivilen Ungehorsams, Sachbeschädigung und sogar Gewalt – warum sollte es dann im Kampf für die Befreiung der Tiere anders sein?

Anlehnend an die gewaltfreie Philosophie Gandhis und der Menschenrechtsbewegung in den USA, glaubt die ALF an höhere Gesetze als die von und für das Konzern-Staat-Konstrukt erlassenen, an moralische Gesetze, welche die Korruption und Voreingenommenheit des amerikanischen politischen Systems überwinden. Wenn Gesetze falsch sind, ist es richtig, sie zu brechen. So schreibt moralischer Fortschritt oft Geschichte, von der Sklaverei in Amerika, über Hitlers Antisemitismus bis hin zu Sitzblockaden vor den „Whites-only“-Plätzen in Alabama. Durch die Zerstörung des Eigentums von Tierausbeutern hilft die ALF zukünftiges Leben zu retten, da dies die Tierausbeutungsindustrien schwächt – und manchmal sogar eliminiert – indem das Blutvergießen kostspieliger gemacht wird.

Gegner direkter Aktionen, meist mit eigenen Interessen am Status quo, glauben, dass illegale Aktionen das Gesetz untergraben und sehen Aktionen des zivilen Ungehorsams als eine Bedrohung der sozialen Ordnung. Unter anderem unterstellt diese Perspektive, dass das in Frage gestellte System legitim ist und nicht verbessert werden kann. Auch verunglimpft diese Ansicht Aktivisten als Menschen, die das Gesetz nicht respektieren. Im Gegenteil: sie haben einen wesentlich höheren Bezug zur Gerechtigkeit und deren Relation zur Justiz als jene, die aus der politischen Ordnung einen Fetisch um ihrer selbst willen machen. Befürworter direkter Aktionen stehen dem System eher kritisch gegenüber. Um Karl Marx zu zitieren, ist das Gesetz das Opiat des Volkes, blinder Gehorsam und Gesetzestreue brachten den Tod von Millionen Juden, fast ohne jeden Widerstand. Viel zu oft ist das legale System eine Struktur, um Opposition zu vereinnahmen und Lähmung durch Verzögerung zu verursachen.

Daher ist es wichtig zu erkennen, dass direkte Aktionen kein Freibrief für politische Anarchie sind, im stereotypen Sinn kompletter Gesetzlosigkeit und Unordnung. Thoreaus Maxime, eher seinem Gewissen zu folgen als sich einem ungerechten Gesetz zu unterwerfen, ist ein guter Anfang für kritisches Denken und Autonomie, kann aber auch zu Gewalt und legitimen Töten für eine Sache führen. Die ALF richtet sich nach dem Grundsatz, dass, egal wie gerechtfertigt ihre Wut ist, kein Mensch im Kampf für die Befreiung anderer verletzt werden darf – daher werden nur Sachen beschädigt. Trotz ihres Eifers ist die ALF nicht wie radikale Abtreibungsgegner, die ihre Gegner töten, und dieser Unterschied sollte nie verschmolzen werden.

Seien wir ehrlich, die wahren Gesetzesbrecher sind Firmen wie Enron und die Amerikanische Regierung selbst, die nicht nur bestimmte Gesetze brechen, sondern jetzt im Begriff sind, die „Constitution“ im Namen der nationalen Sicherheit zu ändern…”

von Steven Best (außerordentlicher Professor für Philosophie an der University of Texas in El Paso und Autor von “Totale Befreiung: Eine Revolution für das 21. Jahrhundert”)

“Quelle und gesamter Text: http://www.animalliberationfront.de/informationsarchiv/steven-best-warum-unterstuetzt-du-nicht-die-alf/

*ALF = Animal Liberation Front


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