In Großbritannien dürfte es wohl nicht mehr zu einer eisernen Lady 2.0 kommen. Die eher eiernde Lady Theresa May hat die Wahl mit Pauken und Trompeten in den Sand gesetzt und die absolute Mehrheit der Konservativen verspielt.
Es war reiner Opportunismus, der Theresa May dazu gebracht hatte, entgegen ihren eigenen Zusagen nach dem Motto „Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern“ zu versuchen, sich mit einer vorgezogenen Wahl ein noch stärkeres Mandat für die Brexit-Verhandlungen zu verschaffen – und die sollten ja schon am 19. Juni beginnen.
Die Verhandlungen mit der EU dürften jetzt wohl erst einmal verschoben werden. Die britische Fußball-Ikone Gary Lineker kommentierte das mit den Worten: „Sie hat das Eigentor des Monats geschossen!“
Aus Opportunismus gescheitert
Eigentlich hätte in Großbritannien erst 2020 wieder gewählt werden müssen. Die High-Heels-Oma mit dem immer dickeren Gehänge um den Hals hatte den Urnengang im April angekündigt, als ihre Partei in allen Umfragen sehr deutlich vorne lag. Nach einem verheerenden Wahlkampf sank aber die Zustimmung zu ihrer Partei bei den Briten schon in den letzten Vorwahl-Umfragen deutlich.
Besonders die jungen Briten, die sich durch den Brexit (und ihre eigene Wahlfaulheit) um ihre Zukunft gebracht fühlen, gingen diesmal offenbar in Massen zur Abstimmung – und sie wählten den Kandidaten, der glaubhaft für soziale Gerechtigkeit steht: Jeremy Corbin von der Labour-Partei.
Der „linke Spinner“ Jeremy Corbyn hat es geschafft
Das führte nach den aktuellsten Hochrechnungen dazu, dass die Mehrheit der Konservativen im Parlament nun weg ist. Der Sieger der Wahl ist eindeutig der allgemein als ehrlich, integer und ohne schmutzige Tricks eingeschätzte Labour-Chef Jeremy Corbyn.
Und der hat May schon zum Rücktritt aufgefordert. May habe durch die Wahl „Wählerstimmen, Unterstützung und Vertrauen verloren“, sagte Corbyn. Sie müsse nun abtreten und Platz für eine „wirklich repräsentative Regierung“ machen.
Vom Brexit zum Mayxit: Theresa klammert noch
Die Regierungschefin erklärte trotzig, Großbritannien brauche „eine Phase der Stabilität“. Wenn sich die Prognosen bestätigten, sei es die Aufgabe der Tories, „sicherzustellen, dass wir diese Phase der Stabilität haben“.
Eines hat die Wahl ganz deutlich gezeigt: Auch auf der Insel wächst das Bewusstsein, dass die soziale Gerechtigkeit von opportunistischen Politikern immer mehr mit Füßen getreten wird.
Wie überall in der Welt geht es auch in Großbritannien weniger um Ausbeutung durch die EU, um polnische Arbeiter oder gar um den Kampf der Religionen, sondern um eine immer gierigere Ausbeutung der Armen durch die Reichen – hier haben die Briten mit dieser Wahl ein Zeichen gesetzt.