Wenn das Kind am Montag krank ist…
Alarmzeichen: Triefende Nase, rote Augen, fieser Husten
Ich spürte es: Die Woche würde kaum so starten wie geplant. Eigentlich sah ich es am Sonntagabend kommen – diese triefende Nase, diese roten Augen und dieses fiese Hüsteln beim Kleinen. Doch ich wollte den Teufel nicht an die Wand malen. Ging trotz böser Vorahnung viel zu spät ins Bett und stand am Montagmorgen in aller Herrgottsfrühe auf, um Frühstück und Znüni vorzubereiten. Business as usual, in der festen Überzeugung, dass die Kinder kurz darauf zur Schule gehen würden und ich Luft hätte, um alles Angestaute zu erledigen. Doch «Ätschipätsch» hiess es beim Wecken der Kinder: Der Kleine ist krank.
Plan B
So zücke ich halt Plan B hervor und beginne mit dem Abarbeiten der Tätigkeiten nach Priorität. Zum dringendsten Massnahmenpaket gehört, die Lehrperson zu informieren und das Kind im Mittagshort abzumelden. Dann muss ich meine Termine umdisponieren. Denn eigentlich hätte ich heute selber zur Physio gehen müssen, und morgen stünde ein längst fälliger Arzttermin an, den ich aber in weiser Voraussicht auch gleich verschiebe. Als nächstes steht der Kühlschrank-Check an. Eigentlich wollte ich heute Mittag nichts essen, sondern durcharbeiten und die angefangene Kolumne rechtzeitig fertigschreiben. Was könnte ich nur mit dem spärlichen Kühlschrankinhalt für ein krankes Kind zum Zmittag kochen? Eigentlich wollte ich heute den Wocheneinkauf machen . . .
Zurück zum Start
Einmal mehr lege ich alles hin, schiebe alles auf, stelle alles zurück, was mit mir zu tun hat, und überlege nur noch von Stunde zu Stunde, was ich als Nächstes tun muss, was ich überhaupt als Nächstes tun kann. Doch egal. Denn eigentlich könnte alles noch viel schlimmer sein. Es ist nur ein kleiner Halt, eine kleine Planänderung in meinem Alltag. Die ganz grossen Stopps und die einschneidenden Abweichungen, die kenne ich unterdessen. Gemessen daran, ist der heutige Tag, der einmal mehr anders verlaufen wird, als ich dachte, trotz allem ein ganz guter. Eigentlich.
immer mittwochs im Tagblatt der Stadt Zürich
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