Wer andere viel fragt, sollte auch selbst antworten. In wenigen Tagen geht es auf den Jakobsweg (Via de la Plata) - den Geist durchlüften, ein wenig Demut üben (nicht zu viel!) und den Winterspeck beseitigen. Zuvor ein paar Anmerkungen:
Ein historisch sehr belesener Thüringer Großvater und eine memelländische Großmama (die gerne viel gereist wäre, wenn sie jemals die Möglichkeit dazu gehabt hätte) weckten bereits sehr früh die Sehnsucht nach der Ferne. Meine Eltern machten mir dann aber erst einmal auf dem Weg zum Abitur vier Jahre in einem Internat schmackhaft. Ob mir das gut bekommen ist? Einige sagen so, andere so ...
Eigentlich wollte ich nie "irgendwas mit Medien machen" - nun sind es bereits 33 gute Jahre geworden. Jenseits dieses Blogs bin ich lieber mit der Peitsche als mit dem Zuckerbrot unterwegs. Böse Zungen, die mich näher kennen, behaupten steif und fest, ich sei bereits während meines Philosophie-Studiums zu arg mit Kynismus in Kontakt gekommen. Auf jeden Fall liebe ich meinen Zahnarzt abgöttisch dafür, dass er mir den nötigen Biss erhält. Mein Sarkasmus hat gelegentlich eine fließende Grenze zum Zynismus. Vor allem dann, wenn ich irgendwo auf der Welt tagelang mehr Globetrottel als Globetrotter treffe.
Bis die Zahl meiner Lebensjahre deckungsgleich mit der Zahl der von mir bereits bereisten Länder ist, kann ich getrost noch deutlich älter werden. In Asien bereits ganz gut herumgekommen, möchte ich dennoch einiges noch kennen lernen (Südkorea wäre ebenso eine Versuchung wie Japan oder Taiwan). Auf Europas Landkarte fehlen nur zwei Inseln - Zypern und Island. Richtig weiße Flecken sind Australien, Neuseeland und Ozeanien. Vor der Philosophie Lateinamerikawissenschaften studiert zu haben, aber in Mittel- und Südamerika erst ein einizges Mal gewesen zu sein, gehört zu den Merkwürdigkeiten, auf die ich mir selbst keinen rechten Reim machen kann. Es ist halt immer anders gekommen.
Es ist verdammt lange her, dass ich eigentlich die Weltkarte vollumfänglich kennen lernen wollte. Erfahrungen in der einen oder anderen Gegend mit bleihaltiger Luft haben mich eines Besseren belehrt. Ich muss nicht (mehr) um jeden Preis überall hin. Ich darf wollen, aber ich muss nichts müssen. An "Länder-Punkten" habe ich jegliches Interesse verloren. Weder möchte ich mich in noch unbekannten Ländern ärgern müssen - noch stressen lassen. Ich möchte auf Reisen Spaß, meine Ruhe und abends möglichst ein gutes Mahl und einen vortrefflichen Wein. Gutes Essen bereit ich auch gern selbst zu, vorzugsweise im Wok oder am Grill. Kochschulen sind stets eine Verlockung.
Wenn ich vor der Wahl stünde, allein (manchmal unvermeidlich) oder zu zweit zu reisen, würde ich mich stets für genau die Begleitung entscheiden, mit der ich seit mehr als einem dutzend Jahren mein Leben teile. Wir haben es inzwischen mehr als zehn Mal rund um den Erdball (in Kilometern gemessen) gut miteinander ausgehalten - dafür müsste meine bessere Hälfte eigentlich das Reise-Verdienstkreuz am Bande bekommen.
Der Sinn dieses Blogs ist Information. Anderen Lust am Reisen zu machen. Ich will niemanden missionieren, mit meiner Art zu reisen auch nicht die Welt retten. Möge jeder unterwegs nach seiner Fasson selig werden.
Von einem Mehr an Reiseerfahrung wird niemand ein besserer Mensch, aber vielleicht ein nachdenklicherer. Im Zweifel sind mir dumme Globetrotter allemal lieber als Weise, die daheim hocken: Erstere lernen immer etwas dazu, während die anderen sich bereits allwissend wähnen.
Ich wiederhole mich auch in anderer Sache gern: Die besten und schönsten Dinge auf Reisen sind keine Dinge - es sind Menschen. Meine Landsleute mag ich daheim mehr als unterwegs. Allerbeste Erfahrungen durfte ich bisher mit Schweizern machen.
Meine zehn Fragen, die inzwischen bereits mehrfach beantwortet wurden (herzlichen Dank an dieser Stelle), entsprangen einer Augenblickslaune. Inzwischen erstaunt mich, wie grundverschieden doch die Lieblingsorte der Befragten sind. Ebenso die Orte, wo sie nicht wieder hin müssen.
Da, wo ich eine Auswahl getroffen habe, steht im Fettdruck, wofür ich mich entscheiden würde. Denn gutes "Futter" ist mir zwar wichtig, aber auf den morgendlichen Kaffee mag ich gar nicht verzichten.
Schreibender vielreisender Backpacker und Reisemobilist