Gestern haben wir darüber berichtet, dass YouTube Partner (sprich, welche sich in einem Partnernetzwerk befinden) in zwei Gruppen aufteilen. Affiliate und Managed. Affiliate bedeutet, man bleibt weiterhin Eigentümer des Kanals, hat aber keine Lizenzen / Duldungen mehr vom Netzwerk. Managed hat zwar weiterhin Lizenzen und Duldungen des Netzwerks, Eigentümer wird aber auch das Netzwerk.
Das Thema ist schon länger im Gespräch im Web, denn YouTube ändert sich weiterhin negativ, so sagen es viele. Neues Kanaldesign, Design Änderungen hier und da, Google+ Zwang in den Kommentaren und nun eben die zwei Schichten bei Partnernetzwerken – alles Dank YouTube und Google. Dieser Beitrag soll einfach mal aufzeigen, wie einfach oder schwer es ist, eine eigene Videoplattform auf die Beine zu stellen, rein für Let’s Plays.
Da das ganze Thema nicht relativ einfach ist, wird es wohl ein längerer Beitrag mit mehreren einzelnen Themen.
Und aufgrund der Länge (über 3.200 Wörter) hier ein Inhaltsverzeichnis, welches an die entsprechenden Themen verlinkt:
- Vorteile
- Nachteile
- Eine eigene Plattform nur für Let’s Plays
- Die Kosten
- Die Plattform selber
- Das Plattform Layout
- Weitere Funktionen
- Lizenzrechte / Urheberrecht
- Internationalisierung
- CDN / Speed der Plattform
- Monetarisierung / Vermarktung
- Fazit / Ist das überhaupt machbar?
Fangen wir mal bei Vor-, und Nachteilen einer eigenen Plattform an:
Vorteile:
- Die Plattform ist speziell für Let’s Plays
- Videoersteller sind in diesem Bereich angesiedelt
- Zuschauer finden so nur Let’s Plays
- Die Plattform wird von einer Firma / Person erstellt und ist somit nicht gebunden, an irgendwelche Zwangs Verpflichtungen wie z.B. Facebook und Google+
- Dadurch das das ganze spezialisiert ist auf Let’s Plays, kann man von Haus aus Deals mit Publishern abschließen, zwecks Urheberrecht. Sprich was bis vor kurzem noch ein separates Partnernetzwerk gemacht hat, direkt integriert
- Speziell auf Let’s Plays eingestellt mit entsprechenden Funktionen. Eben was Let’s Player brauchen und was Zuschauer möchten. Thumbnails, Live Stream, eigene Kanal-URLs, Kanaldesign, Integration von Drittsoftware welche der Let’s Player wünscht
Nachteile:
Hier gibt es mehrere Nachteile, einmal aus der Sicht – für den, der das ganze erstellt aber auch für die Let’s Player
- Kosten – dazu weiter unten mehr
- Stabile Software und Server
- Technisches Personal
- Personal für Kanalbetreuung
- beim Start keine Inhalte. Let’s Player müssen erst überzeugt werden
- Keine Zuschauer. Let’s Player müssen ihre “alten” Zuschauer mit ziehen
- weniger Einnahmen. Da wenig Inhalte und wenig Views, dementsprechend weniger Einnahmen für die Let’s Player. Für viele kein Problem. Für Hauptberufliche eine Tragödie
- Urheberrecht, GEMA, Lizenzen, Rechtliches, Abmahnungen, Deals
- Traffic
- Laufende Kosten
Eine eigene Plattform nur für Let’s Plays
Ein Traum einiger Zuschauer und Let’s Player. Eine Plattform, spezialisiert und entwickelt auf die Bedürfnisse der Szene. Keine Katzen Baby Videos sondern nur erstklassige Let’s Plays. Das ganze klingt gut und es hört sich auch gut an, ist aber verbunden mit viel Arbeit.
Eine solche Plattform wird nicht von heute auf morgen aufgebaut. Dies dauert Monate und Jahre. Verbunden mit sehr viel Kosten und Arbeit. Auch für Let’s Player wäre dies ein Neustart, denn nicht alle Abonnenten würden auch mit umziehen. So kann man vielleicht sagen, dass 50% aller vorhanden Abonnenten mit gehen und davon vielleicht auch ein Teil abspringen wird.
Aus der anderen Sicht muss man sehen, auch wenn man eine eigene Plattform hat, heißt es nicht direkt – dass alles besser wird. Sagen wir mal, wir von Lets-Plays.de ziehen eine solche Plattform hoch. Konzept, Businessplan, Finanzierungsplan, Investoren, Gespräche, Lizenzen, Anwälte, Firmengründung, Finanzamt, Gewerbeaufsicht, GEMA – ein kleiner Aussicht an Arbeit, was dafür notwendig wäre.
Klar ist dies alles möglich, es wurden schon Online Hundefutter Shops mit Millionen ausgestattet, also wieso nicht eine solche Plattform, wo es viele Let’s Player gibt und vor allem tausende Zuschauer? Ein Versuch wäre es definitiv wert, aber das geht auch nicht von Heute auf Morgen.
Die Kosten
Als Zuschauer und Let’s Player hat man die vielleicht nicht im Kopf. YouTube gehört zu Google. Somit steht ein offener Geldschrank zur Verfügung. Eigene Rechenzentren nur für YouTube. Programmierer, Technisches Personal, Marketing Leute, Tausende Chefs, Designer, Suchmaschinenoptimierer und vieles mehr. All das muss finanziert werden. Auch hier ist klar, man muss nicht direkt mit einem eigenen Rechenzentrum anfangen.
Aber Let’s Plays verbrauchen viel Speicherplatz und bei vielen Zuschauern auch viel Traffic.
Nehmen wir also mal zum Start folgende Server-Ausstattung:
4x Storage Server, wo die jeweiligen Let’s Plays abgespeichert werden.
- IBM Storage Blade Server
- IBM Dual Controller inkl. 2x1GB Cache und 2x 6 GB/s SAS Ports
- IBM 10 GB Netzwerkkarte für Dual Controller
- IBM 2GB Cache Upgrade für Dual Controller
- 12 IBM 3TB Festplatte
- 36 Monate Garantie
Konfiguriert bei Thomas Krenn (finde ich besser als Dell und ist auch nur ein Beispiel). Pro Stück kostet das Schätzchen 15.285 Euro netto und wiegt 36,38 kg. Vier Stück davon also 61.140 Euro netto mit einem Gewicht von 145,52 kg. Das alleine um die reinen Let’s Plays zu speichern und auch nur für den Anfang.
Aber Storage Server reichen alleine nicht. Nehmen wir also noch zwei Datenbank Server.
- 1HE Intel Single-CPU
- Intel Xeon 4-Core E3 3,5 GHz 8MB
- 32 GB DDR3 RAM
- 8 GB SATA Flash Modul
- 4x 250 GB SSD Platte
- Intel 10 GB Netzwerkkarte
Das alleine für die Datenbank, die hinter der Plattform steht. Preis hierfür: 2.870 Euro netto mit einem Gewicht von 15,78 kg. Zwei Stück davon also 5.740 Euro netto und 31,56 kg.
Storage haben wir also und auch die Datenbankserver. Nehmen wir noch was für das Backup, was ja auch sehr wichtig ist. Davon reicht ja auch erstmal einer.
- 4HE Blade System
- 2x 6 GB/s SAS Modul
- 60x 4TB SAS Platten
Hier sind wir bei 31.429 Euro und bei einem Gewicht von 100,45 kg.
Die jeweiligen Server noch dementsprechend in einem RAID, damit steht dann auch weniger Speicherplatz zur Verfügung, ist aber besser gesichert.
4x Storage Server für die reinen Daten, 2x Server für die Datenbank und ein größerer Backup Server. Für den Start. Nun muss das ganze auch irgendwo untergestellt werden. Jeweils 2HE pro Storage Server = 8HE + 2 HE für Datenbank + 4 HE für Backup = 14HE Platz in einem Rack. Sprich wir brauchen ein eigenes Rack in einem Rechenzentrum mit guter Anbindung. Nehmen wir hier als Beispiel Hetzner. Für 299 Euro pro Monat kriegt man für 47HE ein Rack. Jedoch nur mit einer 1GBit/s Anbindung. Würde nichts bringen, wenn man alles in HD Streamen möchte und auch bei einer gewissen Nutzeranzahl. Also sagen wir mal 10 GBit/s Anbindung, gibt es so kaum zu bestellen. Man kann sagen, alleine dafür zahlt man im Monat 3.000 Euro.
Was jetzt natürlich noch fehlt ist Firewall und co. Dies soll aber auch nur ein Beispiel sein, was eine solche Grund Infrastruktur kostet. Denn alleine bei diesem Setup sind wir bei 98.309 Euro netto alleine für die Server!
Die Plattform selber
Hat man das nötige Kleingeld zusammen, Rechtlich alles Save gemacht kann man an die eigentliche Plattform gehen. Kennt man Programmierer oder möchte direkt welche einstellen, kann man das ganze so entwickeln wie man möchte. Dauert eben nur. Gut das es auch fertige Softwares gibt. Nehmen wir hier VIMP als Beispiel. Hier kostet die Enterprise Ultimate Version 4.998 Euro. Dafür hat man in diesem Preis 24 Monate Update inklusive, alle Erweiterungen, Offener Quellcode (für eigene Änderungen), Smartphone Unterstützung, Online Video Management System und mehr.
Ganz interessant auch zu den Erweiterungen:
- Facebook Connect
- OpenID
- Batch Upload
- YouTube+Vimeo Import (so kann der Let’s Player sein altes Material direkt mit nehmen)
- HD Transcoding (ganz wichtig)
- Newsletter
- Single Sign On
- Medien Import
- Forum
- Google Maps
- Alben
- Channels
- WebTV
- Video on Demand
- und White Labelling
Die hälfte davon braucht man nicht, aber wenn wir schon 100.000 Euro für Server ausgeben, dann tuen die 5.000 Euro auch nicht mehr weh.
Nun hat man also die Server und die passende Software dafür. Fertig? Noch lange nicht!
Das Plattform Layout
Eigenes Kanaldesign, eigenes Plattformdesign, hier und da Änderungen, speziell auf Let’s Plays bezogen – kostet alles Zeit und Geld. Am besten hier schon mal eigene Entwickler, Programmierer und Designer einstellen. Die werden nötig sein. So kann z.B. eine Videoansicht aussehen, wenn man das wirklich auf das Thema Gaming spezialisiert (kurz in Photoshop gemacht, sowas gibt es nicht ):
Was man hier sieht, ist eine 5 Minütige Photoshop Arbeit gewesen, also bitte nicht meckern. Aber so im Grundprinzip könnte es aussehen. Das Video, empfohlene Videos, Videobeschreibung, Tags, Informationen zum Spiel und Kommentare.
Wieso Informationen zum Spiel und Link zum Amazon? Ich muss sagen, davon habe ich gerade einen Screenshot von Lets-Plays.de gemacht und in das obige Bild einbearbeitet. Aber es stört eigentlich nicht. Immer Fragen Zuschauer von wem das Spiel ist, für welche Plattformen, wann der Relaunch war und wo man es kaufen kann. Diese Informationen hätte man also direkt automatisch mit drin. Der Amazon Link kann z.B. auch ein REF-Link vom Let’s Player sein, den er im Vorfeld eingepflegt hat ins System = direkte Einnahmequelle ohne die Videobeschreibung voll zu posten.
Auch wenn das ganze sehr nach YouTube aussieht, man muss auch sagen – ohne jetzt beleidigend zu werden: Was der Bauer nicht kennt – frisst er nicht. Wieso also das Rad neu erfinden, wo sich kein Schwein auskennt? Lieber auf Altbewegende Mittel steigen, die einst beliebt waren und sich so selber entwickeln. Es ist ja nicht falsch, kopieren ist das auch nicht. Gewöhnungssache eben. Und soll auch nur ein Beispiel sein.
Was ich aber damit meine, so hat man direkt alle notwendigen Sachen auf einem Fleck, ohne extra Arbeit in Videobeschreibungen zu investieren.
Weitere Funktionen
Viele Let’s Player sind Livestreamer. Wieso also auch kein Twitch in eine eigene Plattform integrieren? Wie eben Google Hangouts auch bei YouTube zu sehen sind. Viele Let’s Player registrieren auch eine eigene Domain, welche weitergeleitet wird zum YouTube Kanal. Wieso diese Grundidee nicht aufgreifen und erweitern? So das man z.B. eine eigene Domain in den Kanal integrieren kann, worüber dann auch alles gesteuert wird.
Beispiel:
Beispieldomain.de -> YouTube Kanal und YouTube Domain im Browser
Beispieldomain.de -> eigene Plattform und Beispieldomain im Browser, jedoch nicht als Frame. So das z.B. auch folgendes möglich ist: Beispieldomain.de/videos/battlefield_folge1 und man kommt direkt zum entsprechenden Video. Könnte man noch weiter ausbauen diese Grundidee, wie eigenes Logo – also eine Whitelabel Lösung welche individuell angepasst werden kann.
Wie früher das YouTube Kanaldesign, kann der Let’s Player Beispielsweise nicht nur das Kanaldesign ändern, sondern auch das Layout bei den Videos. Hintergrund, Hintergrundbild, eigenes Logo, eigenes Videoplayer-Design. Wenn man was eigenes auf die Beine stellt, dann schon richtig. Und von vielen wird dies auch eigentlich gewünscht. Individualisierung!
Und für diese Änderungen / Plattformfunktionen kann man Monate einplanen, mit hohen Entwicklungskosten und dementsprechend auch eine Programmierer und Entwickler, wenn man es nicht an eine externe Firma beauftragen möchte.
Wieso die ganzen Zusatzfunktionen? Wieso nicht? Wieso ein Standard Script installieren und laufen lassen? Dem heutigen User muss man etwas bieten, man muss den Markt kennen und wissen, was die User wünschen. Dementsprechend Livestreams, Kanaldesign – Funktionen, welche bereits jetzt gewünscht werden.
Lizenzrechte / Urheberrecht
Ein großes Problem bei YouTube. Ist man in keinem Netzwerk, muss man sich selber um alles kümmern. Duldungserklärung hier, Genehmigung da – kostet alles Zeit und ist wichtig, außer man will selber, dass der eigene Kanal schnell geschlossen wird und man so nichts festes auf die Beine stellt.
Zudem ein großes Problem, wenn man eine eigene Videoplattform auf die Beine stellen möchte. Wie kontrolliert man die Videos? Wie geht man mit dem Urheberrecht um? Wie reagiert man auf Urheberrechtsverletzungen? Hat man einen Anwalt parat, wenn die erste Abmahnung im Briefkasten liegt? Hat man entsprechende Mitarbeiter, welche die Videoinhalte überprüfen?
Auch wenn die Plattform spezialisiert ist auf Let’s Plays und jeder sich registrieren kann und direkt Videos Uploadet – es kann sein, dass auch nicht Let’s Play Videos hochgeladen werden. So kann man meinen, dass jemand einfach mal ein Eminem Video hochlädt. Hallo GEMA, Hallo Urheberrecht, Hallo Abmahnung und Hallo Anwalt. Man muss also direkt von Haus aus Regeln aufsetzen und die Inhalte auch überprüfen. Diese müssen ja nicht manuell freigeschalten werden, aber eine konstante Überprüfung muss bestehen. Ob Automatisch oder Manuell.
Nun zum Punkt Spielelizenzen und Duldungserklärung. Aktuell ist es so, der Let’s Player holt sich die selber ein oder bekommt sie von einem Netzwerk zur Verfügung gestellt. Sprich es ist immer Aufwand dahinter.
Wenn die Plattform schon speziell auf Let’s Plays ausgerichtet ist, wieso kombiniert man dies dann nicht mit einem eigenen Partnernetzwerk, ohne eines zu betreiben. Also das die Plattform bereits die nötigen Lizenzen und Genehmigungen zur Verfügung stellt. Klingt verrückt – ich weiß. Aber wenn man mal genau darüber nachdenkt, wäre es eigentlich der beste Weg.
Publisher und Entwickler wollen Let’s Plays. Sie unterstützen die Szene mit Vorab-Versionen und Events. Kostenlose Werbung für Spiele, die sonst vielleicht keiner zu Gesicht bekommt. Es ist aber nicht nur kostenlose Werbung, sondern auch ein direkter Draht zu den Fans und Gamern. So erfahren diese direkt die Meinung zu den Spielern.
Wenn man diese Schritt gehen möchte, kann man bereits einen Blanko-Check ausstellen. Kauft man wirklich Spielelizenzen ein, dann geht das schnell in den fünf-stelligen Bereich pro Lizenz. Es reicht aber nicht nur eine, sondern es müssen eigentlich alle großen Publisher einbezogen werden. Denn man kann ja nicht nur eine Videoplattform auf die Bein stellen für Minecraft. Das macht keinen Sinn. Man muss also alle Genres und Games abdecken können ohne im Anschluss Angst vor dem Urheberrecht zu haben als Betreiber der Plattform.
Es kommen zum Start also nicht nur die Kosten auf für die Server, die Plattform, Mitarbeiter und co. sondern auch für Anwälte (Verträge, AGB, Datenschutz, Jugendschutz…) und für Lizenzen. Und ohne jetzt genau alles auszurechnen, was eh nur grob geht, sind wir hier schon locker bei einer schönen Millionensumme. Und das, bevor überhaupt ein Video veröffentlicht wurde. Es ist noch nicht klar, ob die Plattform ein Erfolg wird oder ob 2 Monate später bereits Feierabend ist.
Internationalisierung
Deutschland schön und gut – eine solche Plattform wird nur für den Deutschsprachigen Raum keinen Erfolg haben. Warum? Zu hohe Kosten für zu wenig Einnahmen. Auch wenn wir Gronkh, PietSmiet und co haben – all dies wird eine solche Plattform nicht finanzieren. Somit muss man von Haus aus direkt in zwei Sprachen starten. Deutsch und Englisch. Internationalisierung heißt jedoch nicht nur, die Plattform Multilingual zur Verfügung zu stellen, sondern auch in mehreren Ländern bewerben / bekannt machen, Rechtlich klar zu machen (Verträge, Lizenzen…) aber auch, die Auszahlung der User rechtlich gut zur Verfügung stellen.
CDN / Speed der Plattform
Wird die Plattform in zwei Sprachen angeboten und von Usern Weltweit genutzt, muss man schauen, dass die Seite relativ zügig ist. So kann man nicht das gesamte Paket nur in Deutschland hosten. Greift einer aus New York darauf zu, muss der Traffic erstmal durch das große Plantschbecken. Zwar sind das nur Millisekunden / bzw. mehrere Sekunden teilweise sogar, aber wenn man in der Größe denkt, muss man auch hier Optimieren.
Eine Lösung wäre ein eigenes CDN. Also die Inhalte an mehreren Standorten zur Verfügung stellen. Beispiel dafür:
Serverstandorte:
- München
- Stuttgart
- Hamburg
- Amsterdam
- Los Angeles
- Seattle
- Portland
- Chicago
- Miami
- London
- Moskau
- Sao Paolo
- Hong Kong
- Tokyo
Nun würde das ungefähr so aussehen, die Server – die wir oben genannt haben, finden sich so an jedem Standort vor. Auf jedem dieser Systeme wird der gesamte Inhalt, zur Verfügung gestellt. So muss der Gamer aus Moskau nicht auf das Münchner Serversystem zugreifen = geht schneller. Zudem verbessert dies die Stabilität der Plattform. Fällt ein Serversystem aus z.B. das in London, spricht ein anderes automatisch ein und somit gibt es keine Ausfälle. Auch sparrt dies Traffic und schont die Anbindung. Da eben aus unterschiedlichen Standorten die Plattform bereit gestellt wird.
Wenn man alles an einem Standort hätte und sage wir mal, 2 Millionen Leute darüber täglich zugreifen und fleißig Let’s Plays anschauen = wird nicht klappen. So viel Bandbreite / Traffic wirst du da nicht rausholen können. Wenn man die 2 Millionen Leute nun aber jeweils zu dem nächst gelegenen Serversystem umleitet (geht technisch automatisch, Domain bleibt die selbe, User merkt das gar nicht) so kann das klappen.
Man nimmt also das Anfangsserversystem für gute 100.000 Euro netto und stellt es an 14 unterschiedlichen Orten auf = 1,4 Millionen Euro netto. Nur für Server. Dazu gehören dann noch Firewalls, Loadbalancer, Switches und auch die Konfiguration wird nicht ganz einfach und billig sein. Und erinnern wir uns zurück, dass Anfangssystem hält nicht ewig. Begrenzter Speicherplatz!
Monetarisierung und Vermarktung
Technische schön und gut, dass beste System bringt jedoch nichts, wenn es keiner kennt und nutzt. Wenn man vor allem die Hauptberuflichen YouTube Let’s Player auf die neue Plattform schieben möchte, muss man dementsprechend auch Argumente bringen. Für kleine Let’s Player, die das ganze als Hobby machen, stellt es nicht es nicht ein so großes Problem dar wie bei den großen. Die Leben davon. Wechseln die mal von heute auf morgen ohne das es gute Voraussetzungen gibt, dann verdienen diese kein Geld.
Man muss also die Möglichkeit geben und auch schaffen, die Inhalte und Zuschauer zu Geld zu machen. Auch hier gibt es mehrere Wege. Man nimmt Google Adsense – ist also abhängig vom YouTube Betreiber. Man schaltet einen Vermarkter ein – der muss alle Zuschauer (welche keinen Adblocker anhaben) gut zu Geld machen können. Oder man nimmt es in die eigene Hand und vermarktet die Webseite selber. Man braucht zu erst mal eine gewisse Reichweite, dass es für Werbekunden attraktiv ist. Man muss die Werbung durchgehend besetzen. Man muss sich um die Einnahmen, Ausgaben und Ausbezahlung kümmern = braucht eigentlich eine ganze Abteilung voller Leute, die nur das machen.
Dies wäre schon eine Voraussetzung, bevor man die Plattform bekannt macht. Man bietet also zum Start schon eine Einnahmemöglichkeit an und wartet nicht erst ab, bis vielleicht viele Zuschauer auf der Plattform unterwegs sind und integriert dann die Werbung. Denn dann meckern auch alle – denn wie wir wissen, Änderungen mag keiner.
Da die Plattform Multilingual betrieben wird, muss sie zeitgleich in mehreren Ländern beworben werden. Auch hier gibt es mehrere Wege welche man bestreiten muss:
- Man muss Let’s Player für die Plattform werben, welche dann darauf Umziehen
- Man muss die Zuschauer der Let’s Player erreichen, dass diese ebenfalls mit Umziehen
- Man muss die Plattform für kommende Let’s Player und Zuschauer erreichbar machen
- Man muss Publisher, Werbekunden und co die Plattform zur Verfügung stellen und gute Zahlen vorweisen können für Werbebuchungen
Auch hier reicht es nicht, reine Mundpropaganda zu machen.
Fazit / Ist das überhaupt machbar?
Machbar ist so etwas definitiv. Sagen wir mal für den Start 5 Millionen, nach wenigen Monaten eine weitere Finanzsprite (für Marketing…) im Millionen Bereich und im selben Jahr dann noch mal eine Millionenspritze für den Ausbau und Erweiterung. Alles was hier steht, sind reine Gedanken. Es gehört viel mehr dazu, ob die Server dazu passen oder nicht – das weiß ich nicht und dient nur als Beispiel. Ebenfalls die genannte Software. Aber wenn man so etwas auf die Beine stellt, sich darüber Gedanken macht, so etwas umzusetzen, dann sollte man wissen, was auf einen zukommt und was der Spaß auch kostet.
In Kommentaren liest man immer wieder: Eine eigene Plattform für Let’s Plays wäre so geil. Ja – das wäre es auch. Aber alleine der Aufwand und die Kosten dafür, die kann man sich nur schwer vorstellen. Und es ist ja nicht nur der Aufwand und Kosten, es gehören auch Rechtliche Dinge dazu, Mitarbeiter – ganze Abteilungen, Marketingkosten und und und. Und das wie gesagt nur für eine Plattform speziell auf Let’s Plays. Wer weiß, vielleicht gibt es nächstes Jahr schon keine mehr – weil keiner mehr Lust darauf hat. Und wenn man so eine Plattform umsetzt, dann ist man länger als ein Jahr daran beschäftigt nur für die Konzeptualisierung. Und im schlimmsten Fall will man mit dem Projekt starten, wenn schon seit Wochen die Szene tot ist und keiner Bock mehr darauf hat. Was macht man dann? Wie wird man seine Investoren vertrösten? Ja sry, scheiße gelaufen? Oder bei eBay für 1,50 Euro verkaufen?
Und wie gesagt, dieser Beitrag soll nur aufzeigen, in mittlerweile mehr als 3.000 Wörtern, dass das ganze zwar theoretisch machbar ist, es aber verdammt schwer sein wird. Außer man hat eben einen großen Geldgeber im Rücken und die Entsprechende Unterstützung aus der Szene Weltweit. Denn auch wenn es die Plattform gibt und die Szene nicht tot ist – wer sagt, dass alle Let’s Player wechseln würden? Vielleicht kriegt man ein paar hundert kleine, die aber nicht mal die laufenden Kosten tragen werden. Aber vielleicht kriegt man auch alle mit rüber, verkauft das ganze ein Jahr später an YouTube für 1,65 Milliarden Dollar. Wer weiß, wer weiß