Die Etappe 1 von Kornelimünster bis Roetgen hatte ich mit 14 km als eine relativ kurze Etappe mit geringem Schwierigkeitsgrad eingestuft und ist daher ideal zum warmlaufen. Auf dem zweiten Teilstück geht es auf ähnlichem Niveau weiter. Der Startpunkt liegt in Roetgen, am alten Bahnhof der ehemaligen Vennbahn, wo man auch sein Auto abstellen kann. Als hätten wir es bestellt, schien die Sonne bei milden 18° C und wir freuten uns sehr auf diese Etappe, die uns durch das belgische Venn führen sollte. Es lagen also ca. 17 km und 360 Höhenmeter vor uns.
Im Vorfeld hatte ich gehört, dass besonders das Stück durch das Hohe Venn nicht toll wäre. Grund sollte das wirklich lange und absolut gerade Teerstück zwischen dem Reinartzhof in Belgien und der deutschen Grenze bei Mützenich sein. Davon aber später mehr…
Nach den ersten Kilometern durch den Ort wurde es direkt richtig spaßig. Am Vortag hatte es ausgiebig geregnet und sobald wir auf unbefestigte Wege kamen, sind wir mit den Schuhen bis über den Schaft im Matsch versunken. Oh man, genau das, was man sich wünscht. Ein Ausweichen war nicht immer möglich, denn der Weißdorn stand sehr nahe am Rand. Naja, da muss man dann wohl durch, zum Glück hatten wir aber vernünftige Schuhe an, etwas, was nicht jeder, der uns entgegen kam, sagen konnte. Teilweise gibt es sogar Holzstege, die zwar nicht sehr breit sind aber wenigstens für ein trockenes Durchkommen sorgen. Bevor man dann in den Wald kommt, wandert man durch eine wunderschöne Wiesenlandschaft und wieder auf befestigtem Untergrund.
Das erste Highlight folgte jetzt unmittelbar, der “Reinartzhof”. Hier am alten Pilgerweg zwischen Aachen und Trier stand eine kleine Siedlung von 3 Bauernhöfen, die Reinartzhöfe, die 1971 von den letzten Bewohnern verlassen wurden und von denen heute nur noch Ruinen zu sehen sind. Heute steht hier eine kleine Kapelle und eine Schutzhütte, wo man wunderbar Pause machen kann, ein wirklich schöner Platz. Nach den Reinartzhöfen bekommt man dann eine ziemlich gute Fernsicht Wie eingangs erwähnt folgte jetzt ein mehrere Kilometer langes gerades Stück. Es stimmt zwar, so lange auf einem geraden geteerten Weg zu laufen, ist nicht das Beste aber die Landschaft entschädigt in jeder Hinsicht. Der Charme und die Ruhe, die diese Landschaft ausstrahlt, ist ein Erlebnis für den Wanderer und dieses Hochmoor mit seinen Moosen, Flechten und Hecken ist einfach nur ein wunderbarer Ort. Dieser Teil des Venns nennt sich Steinleyvenn.
Zwei weitere Highlight lagen jetzt noch vor uns, zuerst “Kaiser Karls Bettstatt”. Der Sage nach soll Kaiser Karl der Große sich bei einem Jagdausflug bei Einbruch der Nacht im Hohen Venn verirrt haben und gezwungen gewesen sein, auf einem großen Quarzitfelsen zu übernachten. Seine Diener aber waren um die Gesundheit des großen Kaisers besorgt, daher wollte sie ihm als Schutz vor der Kälte eine Mütze reichen. Doch Kaiser Karl antwortete in rheinländischen Dialekt “Mütze nich“, was dem Ort den Namen gegeben haben soll. Der Felsen, nahe dem Ort Mützenich, heißt seitdem: Kaiser Karls Bettstatt.
Unmittelbar danach passiert man den höchsten Punkt dieser Etappe auf 662 m, von wo aus man einen tollen Fernblick hat und wandert dann weiter entlang des Waldrandes bis zu einem 8 m hohen Aussichtsturm, an dem man wieder einen optimalen Pausenplatz findet.
Von hier oben kann man die “Palsen” sehen, diese geologische Rarität ist heute eine Attraktion. Palsen, die einen Durchmesser bis zu 50 Meter und mehr haben können, sind Reste von eiszeitlichen Hügeln, umgeben von ringförmigen Wällen, die einen Weiher oder einen verlandeten Weiher umschließen.
Von hier aus ist der Ort Mützenich und damit auch Monschau nicht mehr weit und die restliche Strecke führt durch den Ort und in einem großzügigen Bogen am “Kleinen Laufenbach” vorbei bis man letztlich in Monschau am Brauereimuseum auskommt, in dem wir das Zwickelbier wirklich empfehlen können. Teilweise hat man einen schönen Blick auf die Burg Monschau.
Das Wetter an diesem Tag war wirklich sensationell gut und wir haben auf dieser Eifelsteigetappe einen tollen Tag erlebt. Ich kann nur jedem, der diese Zeilen liest, empfehlen, unseren Spuren zu folgen und sich aufzumachen auf dem Eifelsteig zu wandern.