Gunter Lorenz: [Weg mit dem Hakenkreuz] 1995 – Foto: © mit freundlicher Genehmigung des Künstlers
Ausführlich gewürdigt wurde der Künstler Gunter Lorenz (*1942) bereits Mitte der 1990er Jahre als „Landschaftsmaler in der Eifel.“1 Und zuletzt 2012 als ´kritischer Realist´ so vorgestellt: „In den 1970er und 1980er Jahren [waren] im Zusammenhang mit neuen sozialen Bewegungen wie Friedens- und Ökologiebewegung(en) neue zeitkritische Künstler nachgewachsen. Sie hinterfragten den „schönen Schein“ idyllischer Eifellandschaft auch mithilfe von Verfremdungseffekten;zu verweisen ist in diesem Zusammenhang etwa auf Arbeiten des 1966/70 an der Düsseldorfer Kunstakademie von Ruprecht Geiger ausgebildeten, seit 1976 in Blankenheim(erdorf) lebenden, politisch engagierten Malers Günter Lorenz (*1942)2. Lorenz´ Bilder wie etwa sein Holzschnitt „Die Bleikuh“ (1982) oder sein damals höchstaktueller Kaltnadel-Stich „Die Tschernobyl-Kuh“ (1986) präsentieren die zahlreich idyllisch vernutzte leitmotivische Eifel-Kuh als bürgerliche Sehnsucht nach „heiler Welt“ und „einfachem Leben“ (Ernst Wiechert) mehrfach verfremdet und konfrontiert mit zeitgenössischer Landschaftszerstörung durch Elektrizität, Kraftwerke und Atommeiler.“3
Im September 2012 ist Gunter Lorenz 70 Jahre alt geworden. Dies war Anlaß einer vierwöchigen Lorenz-Werkschau (als Auswahl) im Nettersheimer Kulturbahnhof KuBa.4 Die Ausstellung gab unter dem doppelbödigen Motto EinVerführung zum Werk einen Querschnitt durch das 1965/66 begonnene, inzwischen so umfangreiche wie vielfältige, Schaffen des Künstlers. Die Werkschau wurde in Anwesenheit von Gunter Lorenz durch eine gutbesuchte sonntagsnachmittägliche Vernissage am 23. 9. 2012 von Agnes Harff-Hilger, die auch für einen zeitgleich erschienen Kleinstkatalog verantwortlich zeichnet5, eröffnet.
Ausstellung im Kulturbahnhof Nettersheim Gunter Lorenz zum 70. Geburtstag
Ausstellung vom 23. September bis 21. Oktober 2012 deutscher Nachkriegsmaler
Ergänzend zum kleinen Ausstellungskatalog mit seinem gelungenen, weil auch behutsam-knapp kommentierten, Werk-Kaleidoskop mögen hier stellvertretend für den auch
Mechernicher Bleikuh (Holzschnitt 1981) – Foto: © Gunter Lorenz mit freundlicher Genehmigung
ästhetisch unterfütterten Kritischen Realismus und das politische Engagement des Künstlers drei schwarz-weiß-Reproduktionen stehen: zuerst Gunter Lorenz´ Holzschnitt Mechernicher Bleikuh (1981)6, in dem Eifel sowohl als Landschaft wie auch als gesellschaftliches Verhältnis begriffen und dargestellt wird.
Das zweite Beispiel veranschaulicht Lorenz´ politästhetische Montage: das nur im Papierkorb angemessen zu entsorgende Hakenkreuz7. Es ist zugleich die weitverbreitetste handlungsleitende Graphik des Künstlers. Sie steht in der historischen Tradition antifaschistischer Bildersprache.8
Gunter Lorenz: [Weg mit dem Hakenkreuz] 1995 [siehe oben - Titelbild zum Artikel]
Das dritte Beispiel ist ein dem Ausstellungskatalog entnommener Ausschnitt aus der Euskirchener Kreisausgabe der Kölnischen Rundschau (13.12.1988; vor nunmehr fünfundzwanzig Jahren). Hier plädierte der engagierte (Berufs-) Künstler sowohl für Veröffentlichung von Gegenwartskunst als auch nach dem bekannten Motto Fördert Eure lebenden Künstler solange sie leben. Denn sie werden nächst lange tot sein für Künstlerförderung durch den Kreis Euskirchen und seine Institutionen. Zugleich konterkariert Gunter Lorenz damals weitsichtiges Plädoyer für Kulturtourismus in der und Kulturtouristen in die Eifel ein bekanntes geflügeltes Wort: auch wer zu früh kommt, den bestraft das Leben …
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Quellen – weiterführende Links
© Autor (2014). Kurz-Info über den Autor Dr. Richard Albrecht
Alle Fotos: © Gunter Lorenz; mit freundlicher Genehmigung des Künstlers hier honorarfrei veröffentlicht
1 Conrad-Peter Joist, Landschaftsmaler in der Eifel: Gunter Lorenz – ein kritischer Realist; in: Eifeljahrbuch 1996: 37-52.
2 http://www.gunterlorenz.de/
3 Wilma Ruth Albrecht, Eifel-Landschafts-Malerei – Otto Pankok und seine Kollegen; in: Kreis Euskirchen. Jahrbuch 2013: 183-187, Zitat 187.
4 www.nettersheim.de/webEdition/we_cmd.php?we_cmd[0]=show&we_cmd[1]=3058&we_cmd[4]=140
5 Agnes Harff-Hilger, Gunter Lorenz. Dann hole ich ein Stück von dem Grün draussen zu mir herein. EinVerführung zum Werk. O.O. [Nettersheim/Eifel] 2012 [Ausstellungskatalog, unpaginiert, 12 p.; in Farbe, Format 14.5 X 14.5 cm; mit 27 stark verkleinerten Arbeiten des Künstlers].
6 ©Gunter Lorenz; mit freundlicher Genehmigung des Künstlers hier honorarfrei veröffentlicht.
7 ©Gunter Lorenz; mit freundlicher Genehmigung des Künstlers hier honorarfrei veröffentlicht.
8 Richard Albrecht, Schwarz-Weiss & Gegen den Strom: Gerd Arntz (1900-1988); in: liberal, 38 (1996) 4: 75-86; um aktuelle Links ergänzte kostenfreie Netzversion (2012): http://filmundbuch.wordpress.com/2013/02/01/schwarz-weis-gegen-den-strom-gerd-arntz-1900-1988-ein-portrat-von-richard-albrecht/