Ehrung für einen Dieb?

Der 51. Kongress des Deutschen Boxverbandes (DBV) in Worms scheint, obwohl er schon eine Weile vorbei ist, irgendwie nicht enden zu wollen. An den Vorgängen während und nach dem Kongress kann man genau den Zustand des Verbandes ablesen. Wir erinnern uns noch gut an diesen Kongress, bei dem für den Präsidenten des DBV Jürgen Kyas eine Ehrenerklärung abgegeben worden sein soll. Irgendwie kann sich nur keiner erinnern, dass dies auf der Tagesordnung gestanden hätte oder dass dies auf die Tagesordnung gesetzt worden wäre oder dass es diese Ehrenerklärung überhaupt gegeben hätte.
Besagter Kyas schaffte es nicht, bis zum Ende zu bleiben. Damit ist auch ausgeschlossen, dass seine Ehrenerklärung unter dem Tagesordnungspunkt Vermischtes enthalten gewesen wäre. Unter diesem Tagesordnungspunkt sollte unter anderem über Geld gesprochen werden, das von Aktiven kassiert und angeblich Trainern gegeben worden war, die jedoch schon vom Verband bezahlt werden. Es sollten also Finanzfragen geklärt waren. Zu einer Klärung kam es jedoch nicht, weil zum einen der Präsiden des DBV Jürgen Kyas es nicht organisieren konnte, für den Rückflug von der wichtigsten Veranstaltung des Jahres ein späteres Flugzeug zu buchen.
Zum anderen zeigte der Andere, der hätte Auskunft geben können, nämlich der sportliche Leiter – ich nenne ihn der Einfachheit halber und um ihn nicht mit anderen zu verwechseln DBV Müller -, noch mehr Organisationstalent. Er erschien nämlich erst gar nicht. Er ließ sich entschuldigen. DBV Müller hatte etwas Besseres zu tun als zu einer Veranstaltung zu gehen, auf der er hätte Rechenschaft über Gelder ablegen müssen.
Ausgerechnet einer von den Tagesordnungspunkten, die in die Länge gezogenen worden waren, um, wie nicht wenige behaupten, zu verhindern, dass über das Thema Geld angemessen lange geredet werden konnte, ist nun selber zum Stein des Anstoßes geworden. Erstmal hört sich „Ehrungen für langjährige Amtsträger“ doch ganz harmlos an. Präsident Jürgen Kyas ließ es sich nicht nehmen – und da hatte er auch noch alle Zeit der Welt – Hermann Sauer, dem Präsidenten des Landesverbandes Hessen und Vizepräsident Finanzen des DBV die silberne Verdienstnadel des DBV anzustecken.
Am 18.07.2011 meldete nun der Verband, Sauer hätte Kyas gebeten „ihn von seinen Aufgaben zu entbinden und sein Amt ruhen zu lassen.“ Was der DBV dabei nicht gemeldet hat, ist, dass gegen Sauer inzwischen polizeilich ermittelt wird. Einem Revisionsbericht zufolge liegt ein erheblicher Fehlbetrag in der Kasse des Landesverbandes vor.
Wir erinnern uns an den Umgang mit Forderungen nach Offenlegung von Kosten: Der DBV und sein Präsident Jürgen Kyas drohen mit Schadensersatzforderungen in Höhe von 500.000 Euro. Für mich sah das so aus, als ob hartnäckige Frager da eingeschüchtert werden sollten, um zu verhindern, dass Geldflüsse transparent werden. Nun sehen wir offenbar die Folgen einer solchen Politik.
Natürlich gilt auch für den mit der silbernen Verdienstnadel ausgezeichneten Sauer die Unschuldsvermutung. Aber dass der DBV nach wie vor nicht öffentlich macht, dass, wie die Waldeckische Landeszeitung und Frankenberger Zeitung bei einem seiner Landesverbände Geld verschwunden ist und dass gegen den Präsidenten ermittelt wird, finde ich schon empörend.
© Uwe Betker



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