„Ehrlich währt am längsten!“ Wenn das nur so einfach wäre!


„Ehrlich währt am längsten!“ Wenn das nur so einfach wäre!

Quelle: Helmut Mühlbacher


Ihr Lieben,
heute Nachmittag an diesem Karfreitag möchte ich Euch eine kleine Geschichte von Manfred Mai erzählen:

„Ehrlich“

„Ehrlich währt am längsten!“ Wenn das nur so einfach wäre!

www-mysms.at

„Merk Dir eins, Matthias, sagte der Vater:
Wenn Du immer ehrlich bist, dann mögen Dich die anderen Menschen.
Wenn Du aber lügst, dann mag Dich niemand.
Daran musst Du immer denken!“

„Hast Du das verstanden?“, hakte die Mutter nach und Matthias nickte bejahend.

Am Sonntagnachmittag wollten die Eltern einen Spaziergang machen.
Ich will aber nicht“, sagte Matthias, „Spazierengehen ist der letzte Scheiß!
„Matthias!“ Die Eltern waren entsetzt.
Der Vater schüttelte den Kopf: „So etwas sagt man nicht!“
Aber Du sagst doch, ich soll immer ehrlich sein“, erwiderte Matthias.
Das ist nicht ehrlich, das ist ungezogen“, erklärte der Vater.

Nach dem Spaziergang besuchten sie Matthias Großmutter.
„Wie geht es Dir, mein Junge?“, fragte die Großmutter.
„Schlecht“, antwortete Matthias.
„Warum schlecht?“, fragte die Großmutter besorgt.
Weil Besuche bei Dir das Langweiligste von der ganzen Welt sind.

Da guckte die Großmutter aber. Und der Vater guckt auch.
Und Matthias? Matthias dachte nach, über die Erwachsenen und über die Wahrheit.“


Ihr Lieben,

immer wieder begegnen mir Menschen, die glauben, dass die Anweisung
Du sollst nicht lügen!“ sogar eines der 10 Gebote in der Bibel sei.
Dann muss ich immer etwas schmunzeln.
Denn das Gebot „Du sollst nicht lügen!“ gibt es in der Bibel gar nicht.
Das hat sich etwas damit zu tun, dass die Bibel genau weiß, wie schwierig die Sache mit der Wahrheit ist.

Die Bibel kennt in Bezug auf die Wahrheit in den 10 Geboten nur das Gebot
Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider Deinen Nächsten.

Dieses Gebot hat nichts, aber auch gar nichts von seiner Gültigkeit verloren.
Denn es fordert von uns, nicht vorsätzlich über andere Menschen Lügen zu erzählen.
Wir sollen nicht wissentlich falsche Gerüchte über andere Menschen verbreiten.
Wir sollen nicht irgendwelchen Vorurteilen über andere Menschen glauben, sondern uns selbst einen Meinung bilden.

Wie wichtig dieses Gebot ist, das zeigt auch unsere Sprache, die den Begriff „Rufmord“ kennt, die also genau weiß, dass man einen Menschen durch das, was man über ihn redet, was man über ihn weitererzählt, vernichten und töten kann.

Aber mit der Wahrheit allgemein ist das nicht so einfach:
Unsere heutige kleine Geschichte zeigt uns wie schwierig das ist:
Der Satz, den der Vater gesagt hat, nämlich, dass der Junge, wenn er die Wahrheit sagt, von allen Menschen gemocht wird und dass ihn keiner mag, wenn er lügt, erweist sich schon bei dem Vater, der Mutter und der Großmutter als nicht richtig.

Ich finde es auf jeden Fall wichtig und gut, unsere Kinder und Enkelkinder dazu zu erziehen, offen und ehrlich die Wahrheit zu sagen, auch wenn sie uns manchmal schmerzt.

Durch unser eigenes Beispiel können wir den Kindern aber beibringen, dass man die offene Wahrheit aber auch mit Liebe sagen kann. Statt zu sagen: „Spazieren gehen ist der letzte Scheiß“, könnte man ja auch sagen“ „Darf ich zu Hause bleiben, ich gehe nicht gerne spazieren?

Wir Eltern und Großeltern müssen dann allerdings auch bereit sein, uns darüber zu unterhalten, und wir dürfen dann unsere Kinder und Enkelkinder nicht dafür bestrafen, dass sie ehrlich gewesen sind.
Was den Besuch bei der Großmutter betrifft, so geht es sicher vielen Kindern so,
dass sie Besuche bei den Großeltern zum Kaffeetrinken langweilig finden.

Ich bin früher in solchen Fällen bei meinen Söhnen zwei andere Wege gegangen:
Wenn ich früher meine Mutter zusammen mit meinen Söhnen besuchte und wir Erwachsenen uns unterhielten und Kaffee tranken, so war das für die Kinder sicher langweilig, das stimmt.

Deshalb habe ich sie auch nicht zu solchen Besuchen „gezwungen“.

Ich habe ihnen zum einen von klein aus klar gemacht, dass die alte Großmutter sich riesig über ihren Besuch freuen würde und dann haben meine Söhne die Großmutter gerne besucht, auch wenn es ihnen langweilig war, weil sie das Gefühl hatten, der Oma eine große Freude zu bereiten und das tun Kinder gerne.

Zum anderen habe ich meine Söhnen einzeln für jeweils einige Tage oder ein Wochenende zu meiner Mutter geschickt, dann hatten sie die Großmutter für sich alleine und konnten mit ihr etwas unternehmen, dass auch ihnen Freude machte, wie Eis essen gehen, einen Zoo besuchen, Schwimmen gehen etc.

Ein endgültiges Rezept, wie man mit der Wahrheit umzugehen hat, habe ich nicht.
Ich glaube, dass es das Wichtigste ist, dass wir in allem, was wir tun, Liebe üben.
Die Liebe kleidet die Wahrheit in freundliche Worte.
Die Liebe verletzt nicht mit der nackten Wahrheit.
Die Liebe bemüht sich um Verständnis für den anderen Menschen und bringt ihm die Wahrheit schonend bei.
Die Liebe ist die berühmte Blume, durch die man die Wahrheit sagt.
Die Liebe liebt die Wahrheit, spricht sie aber nicht immer aus, wenn sie weiß, dass sie den anderen Menschen damit verletzt.

Nur in einem einzigen Bereich sollten wir immer ehrlich sein und das schonungslos:
Ehrlich zu uns selbst! Nur wer ehrlich zu sich selbst ist, kann sich ändern und seine wahren Fähigkeiten, Talente und Möglichkeiten erkennen. 

Ich wünsche Euch einen ruhigen Nachmittag an diesem Feiertag und grüße Euch herzlich aus dem zurzeit sonnigen Bremen

Euer fröhlicher Werner

„Ehrlich währt am längsten!“ Wenn das nur so einfach wäre!

Quelle: Karin Heringshausen



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