Eh ollas paletti und immer besser
Plagte mich vor 8 Monaten der Zweifel an den akademischen Karrieren mancher Politikpromis von Guttenberg bis zur "Minimundusvariante" Gio Hahn:
http://sprechstunde.meinblog.at/?blogId=35010 können wir nun nach langem (und hoffentlich) Gut(em)Achten feststellen, dass zumindest unser Mann in Brüssel zu Recht als Gelehrter ("doctor") gelten darf:
http://derstandard.at/1319181956134/Kein-Plagiat-EU-Kommissar-Hahn-behaelt-Doktortitel
Der Doktor (von lateinisch docere ‚lehren‘ oder doctus ‚gelehrt‘ bzw. doctor) ist der höchste akademische Grad. Der akademische Doktorgrad (das Doktorat) wird durch die Promotion an einer Hochschule mit Promotionsrecht erlangt. Durch die Promotion wird dem Kandidaten die Fähigkeit zum selbstständigen wissenschaftlichen Arbeiten bescheinigt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Doktor
Nur wird der Persilschein gleich etwas grauer gemacht, indem hinzugefügt wird, dass "Heute ..so eine Disseration nicht angenommen" würde.
Die Standards waren damals offenbar lockerer als jetzt.
NA, ABER WAS DENN?
Kann nach heutigen Kriterien Kant seine Professur wieder abgeben?
Müsste Freud wieder zum Lehrbuben herabgestuft werden?
Wieso kommt man (zumindest in Ösi-Land) mit sowas durch?
Na einerseits, weil es eh jedem egal ist:
BILDUNG IST HIER KEIN BEGEHREN DES VOLKES, EGAL WIEVIELE UNTERSCHRIFTEN HERR ANDROSCH ZUSAMMEN BEKOMMT.
Den Doktor kriegen wir vom Oberkellner, ... und aus.
http://sprechstunde.meinblog.at/?blogId=39051
Aber zweitens kommt man mit diesem Argument über die Runden, weil wir alle dem kritiklosen Fortschrittsglauben verfallen sind, dass alles immer besser wird.
Im Umkehrschluss war es nicht Schlampigkeit (oder Hybris), wenn man ganze Absätze einfach abgeschrieben hat, sondern ein "Übel der damaligen Zeit", die "halt noch nicht so weit war wie wir jetzt".
Zynisch könnten ich hinzufügen, dass wir die Aufarbeitung des Nationalsozialismus etwas zu sehr instrumentalisiert haben, aber das ist ein ganz anderes Thema).
Wie gut können sind doch die heutigen Professoren fühlen, wenn sie sagen können, dass "sie" sowas heute nicht durchgehen lassen würden, die "Alten" damals, halt schon ...
Aber hallo, damit macht sich doch der ganze universitäre Betrieb lächerlich!
Keiner mag glauben, dass die Dichte an professoralen Genies in der heutigen Massenuniversität zugenommen hat.
Niemand kann mir einreden, dass dem "exponentiellen Wachstum wissenschaftlicher Publikationen" ein ebenso exponentiell wachsendes Wissen gegenübersteht.
Ganz im Gegenteil, früher kam man mit Mittelmaß und ein bißchen Schwindel ebenso durch wie heute. Nur heute redet man sich den Verfall schön.
Na wenn das Fortschritt sein soll?
Für mich ist es die Maske des Verfalls.