Egal Wohin
Franziska Moll
Loewe,2015
978-3785580226
12,95 €
Jo zählt die Tage, bis sie nach Kreta auswandern kann – endlich 18 Jahre alt, endlich unabhängig, endlich frei. In Kreta möchte sie ein neues Leben anfangen, mit Koch, ihrem Kumpel aus dem Restaurant, in dem sie kellnert. Doch als dieser verschwindet, sieht Jo, dass Koch nicht der einzige Mensch ist, dem Jo am Herzen liegt.
Jo ist wirklich schwierig. Vielleicht soll sie gerade zeigen, dass ihr Weg ein schlechter weg ist? Ansonsten befürchte ich, könnte sie ein schlechtes Vorbild sein. Aber Protagonisten müssen ja nicht immer Vorbilder sein. Sie ist gegen alles: das Geld ihrer Eltern, der Pool, das Haus, die Schule – es gibt nichts, was sie ansatzweise mag. Außer vielleicht einen Menschen und der ist im Grunde so unliebsam wie sie selbst.
Koch ist die unkonstante Konstante, die Jo in ihrem Leben hat. Jemand der nicht viel fragt, aber da ist. Viel über ihn erfahren, wird der Leser nicht.
Der Traum ist Kreta. Die Realität ist irgendwo zwischen schrecklicher Vergangenheit, reichen Eltern und einer schmutzigen Küche hängengeblieben. Ich habe nichts gegen die Kulisse, nur will sie mir nicht richtig zusammenpassen. Schreckliches in der Vergangenheit und dann sind die Eltern reich? Und Jo will nur weg, scheißt auf alles und jeden? Scheint schon öfter vorgekommen zu sein – in Büchern, im Leben.
Ein Problemmädchen ist nichts schlechtes und kann sehr interessant sein. Jos Geschichte berührt mich aber leider nichts. Sie ist die ganze Zeit abweisend. Kein Sonnenstrahl, keine Mutter, kein Vater, kein Auto kann sie aus ihrer Wut herausreißen. Die Vergangenheit lastet schwer, sie drückt sie hinab und ich verstehe es.
Was mich wirklich beschäftigt hat, ist der Schreibstil der Autorin. Immer wieder streut sie griechische Wörter ein, die Jo übersetzt. Es gibt sogar ganze Sätze. Schön, denke ich. Jo lernt Griechisch. Keine schlechte Idee, wenn man nach Kreta will und scheinbar etwas, was sie interessiert. Aber ich kann es deswegen immer noch nicht und überfliege diese Stellen. Also überlese ich ca. 40-50 Sätze. Natürlich frage ich mich da, was das soll. Einen tieferen Einblick in die Psyche von Jo bekomme ich deswegen nicht.
Ich habe auch das Gefühl, dass Franziska Moll es auf die “harte” Tour probiert. Es gibt nicht viel gutes, alles kommt zusammen. Die Welt ist böse, böser und das auf Jo. Dabei müsste sie sich nur einmal umgucken und ich weiß nicht, ob die Autorin überhaupt mal daran gedacht hat, dass das kleine Glück manchmal in einer Blume liegt. Ich verstehe, dass es Menschen gibt, die so verbittert sind – aber will ich “Egal wohin” deswegen lesen? Als Jugendlicher?
Leider muss ich auch sagen, dass mich die Geschichte nicht mitgerissen hat. Ich dachte mir das Ende “vorweg”, da ich es recht vorhersehbar fand. Auch die Liebesgeschichte blieb mir verborgen. Sie ist da, keine Frage. Der Klappentext verspricht also nicht zu viel, aber sie ist doch sehr nüchtern, was wiederum an Jo liegt. Ein verschlossenes Herz muss erst einmal wieder lernen zu lieben und das geht nicht auf 200 Seiten, die ohnehin schon vor Dunkelheit überquellen.
Es ist somit ein Buch, das mich ein bisschen aufregt und auch diese Bücher muss es geben. Es wird drei Bücherpunkte bekommen, denn da steckt irgendetwas drin und wenn es mich auch nur ärgert.
Vögel, Himmel – sie ziehen in den Süden oder zurück. Je nachdem, wie man es sehen möchte. Fakt ist, dass das Cover mich nicht vom Hocker reißt. Es ist normal, spricht von Fernweg, Sehnsucht und Weite.
Leider ist “Egal wohin” schon dem Titel nach Programm: Egal, wo ich es hinstelle, ich werde mich leider nicht sehr oft an das Buch erinnern. Es war okay, nicht erschreckend spannend, nicht mit Liebe gespickt und leider manchmal etwas nervig.