Gastbeitrag von Alexander Engel, smartB Energy Management GmbH
Auf der UN-Klimakonferenz in Paris wurden letztes Jahr wichtige politische Weichen gegen den Klimawandel gestellt. Jetzt geht es um die Durchführung und die Umsetzung der gesetzten Ziele. Und um die Fragen zu beantworten, welche Maßnahmen ergriffen, wie Energie effizienter genutzt, wie mehr Erneuerbare einzusetzen und wie Energie einzusparen, braucht es Inspiration. Die gab es auf der EUREM Konferenz 2016 reichlich. Am 24. und 25.10. wurden in Berlin konkrete Beispiele und Lösungsansätze anhand von Erfahrungsprojekten vorgestellt.
Erfahrungsaustausch der europäischen Energiemanager
Gastgeber der siebten internationalen Konferenz für europäische Energie-Manager (EUREM) im Haus der Deutschen Wirtschaft war der Deutsche Industrie- und Handelskammertag. Im Jahr 1999 wurde die EUREM Initiative gestartet. Heute ist es ein standardisiertes Trainingsprogramm und Netzwerk für Energiemanager, international organisiert, mit 60 Anbietern, 850 Trainern und gut 5000 vergebenen Zertifikaten. Das Energiemanagement weltweit auf der Agenda steht, zeigten die 200 Konferenzteilnehmer aus 24 verschiedenen Ländern.
Die Beschreibung von Robert Schmidt, Sprecher und Vorsitzender des EUREM Steering Commitee, dass die Konferenz „den Charakter eines Klassentreffen“ hat, bestätigte sich im Verlauf der Veranstaltung. Viele der Teilnehmer kennen sich oder fühlen sich durch ähnliche Erfolge und Probleme verbunden. Es entsteht ein fruchtbarer Austausch, interessante Möglichkeiten voneinander zu lernen und die Zutaten des Erfolgsrezeptes: “Mit weniger – mehr machen” werden geteilt. Energiemanager sind diejenigen, die „erkennen, anpacken und umsetzen“, so Robert Schmidt.
Im Durchschnitt wird pro EUREM-Energiemanager 750 MWh, 30.000 Euro und 200t CO2 jährlich gespart, insgesamt entspricht das energetisch dem Drittel eines Kohlekraftwerkes. Wären wir doch alle Energiemanager.
Energiemanager suchen nach wirtschaftlich sinnvollen Einsparpotentialen
In vielen Unternehmen sind die offensichtlichen Effizienzmaßnahmen mittlerweile umgesetzt – jetzt besteht die Aufgabe darin, wirtschaftlich sinnvolle Einsparpotenziale zu identifizieren. Im Rahmenprogramm wurden hierfür, neben der Möglichkeit des direkten Austauschs, neun Workshops mit Fachvorträgen und Projektarbeiten angeboten. Behandelt wurden die neusten Trends zu Beleuchtung, Klimatisierung, Pumpen und Data Management.
Beleuchtung ist für viele eine Maßnahme mit geringem Aufwand und kurzer Amortisationszeit. Der Workshop für Beleuchtung bestätigte dies mit Amortisationszeiten von knapp 2 Jahren und zeigte zugleich den Teufel im Detail. Wichtige Punkte innerhalb dieser Maßnahme sind vorangehende Lichtaudits, Einhaltung europäischer Normen, Software zum Messen und Berücksichtigung der erwartender LED- und Strompreisentwicklung.
Auszeichnung von gelungenen Energieeffizienz-Maßnahmen
Gelungene Energieeffizienzmaßnahmen wurden nicht nur in den Workshops vorgestellt und diskutiert, sondern auch prämiert. Bei der EUREM Preisverleihung wurden insgesamt 13 Projekte aus den Kategorien kleine, mittlere und große Unternehmen ausgezeichnet:
- Einen Sonderpreis erhielt Jani Uranic für das EUREM Bildungs- und Trainingsprogramm in Slovenien.
- Im Bereich der kleinen Unternehmen wurde János Bogár für die Implementierung von Gasturbinen in einem Verzinkungsprozess ausgezeichnet, das Einsparpotenzial liegt hier bei 376 MWh/a.
- Gewinner in der Kategorie mittlere Unternehmensgröße ist Jaroslav Merc für das Management eines Energie-, Regulierung- und Kontrollsystems mit einem Einsparpotenzial von 13.000 MWh/a.
- Vitalie Mitja heißt der Preisträger in großen Unternehmen, wo durch die Modernisierung eines regenerativen Luftvorwärmer eine Einsparung von 13.040 MWh/a erreicht wird.
Ein besonderer Dank wurde an die Sponsoren gerichtet, die mit Messeständen und CO2 neutralem Eis präsent waren. Im Kontext der “Exportinitiative Umweltschutz” unterstützt das Bundesumweltministerium die Konferenz, diese Förderung wurde aber ganz im Sinne der Effizienz nicht komplett in Anspruch genommen.
Verankerung von Energieeffizienz in der Unternehmensstrategie
Die Veranstaltung endete mit einem positiven Ausblick in die Zukunft. Internationales Ziel der Bundesregierung ist es, 500 internationale Energieeffizienznetzwerke zu etablieren. Zusätzlich wird die Vernetzung digital vorangetrieben. Das heißt unter anderem, dass das EUREM Trainingsprogramm z.B. um E-Learning Kurse für Energiemanager erweitert wird. Woran unbedingt noch gearbeitet werden muss, ist mit dem Thema Energiemanagement das Top-Management zu erreichen bzw. Energieeffizienz in der Unternehmensstrategie zu verankern.
Übrigens gibt es eine Ressource, an der darf nicht gespart werden. Und das hat die EUREM unter Beweis gestellt. Je mehr Wissen wir teilen, desto mehr Wissen entsteht. Energienetzwerke, Datenaustausch und Datentransparenz fördern und führen zu innovativem Denken. Energienetzwerke, wie die EUREM sind damit die richtige Plattform, um jetzt Maßnahmen zu ergreifen und umzusetzen und um so die Ziele von Paris 2015 früher zu erreichen. Das wäre dann zusätzlich effizient.