„Efficiency First“ ist keine Abwertung von Erneuerbaren Energien

Der Begriff „Efficiency First" bedeutet nicht, dass Energieeffizienz grundsätzlich vorrangig behandelt werden soll. Ich muss zugeben, diese Wortschöpfung legt vielleicht einen Vorrang für Energieeffizienz nahe. Das ist aber nicht beabsichtigt von den Schöpfern des Begriffs. Es sollte kein Widerspruch entstehen zwischen Energieeffizienz und erneuerbare Energien. Eine funktionierende Energiewende benötigt einen deutlichen Ausbau der erneuerbaren Energien und eine ambitionierte Verbesserung der Energieeffizienz. Die Idee des Begriffes „Efficiency First" ist es, die Bedeutung der Energieeffizienz bei Investitionen in Infrastruktur oder neue Kapazitäten zu stärken. Dies soll durch die einfache Frage geschehen, ob man das Ziel der Investition durch Energieeffizienz günstiger erreichen könnte.

Efficiency First im Grünbuch Energieeffizienz

Der Begriff „Efficiency First" tauchte in Deutschland erst mit dem Grünbuch Energieeffizienz so richtig auf. Dort heißt es gleich in der ersten These:

„Efficiency First führt zu einer Kostenoptimierung der Energiewende und verstärkt den Dekarbonisierungseffekt der erneuerbaren Energien."

Hintergrund dieser These ist, dass eine Energieeinheit, die eingespart werden kann, nicht erzeugt, gespeichert und transportiert werden muss. Weiter heißt es im Grünbuch Energieeffizienz erleichtert insgesamt die Umstellung unserer Energieversorgung auf erneuerbare Energien.

Mit dem Prinzip Efficiency First sollen künftig möglichst weitgehende und wirtschaftliche Einsparungen dort angestrebt werden, wo diese gesamtwirtschaftlich kostengünstiger ist als der Zubau von neuen Erzeugungs-, Speicher- und Netzkapazitäten. Es ist jedoch nicht von einer generellen Bevorzugung der Energieeffizienz die Rede. Vielmehr soll eine sinnvolle, auf den konkreten Kontext hin angepasste Priorisierung zu einer Kostenoptimierierung führen. Als Folge davon ist die Dimensionierung und Ausgestaltung des Energiesystems vorrangig von der Nachfrageseite abhängig.

Die zweite These erhebt „Efficiency First" zum strategischen Planungsinstrument für unser Energiesystem. Dies soll eine Überdimensionierung der Infrastruktur verhindern, die bei einer Betrachtung von der Angebotsseite aus, entstehen kann. Künftig sollen auch alternativen Optionen für Vermeidung bzw. Energieeinsparung oder Energieeffizienzverbesserung in den Szenarien für die für die Entwicklung des Energiebedarfs einbezogen werden.

Allein diese Thesen haben eine Diskussion hervorgerufen mit der Sorge, dass Energieeffizienz künftig vor dem Ausbau der erneuerbaren Energien Vorrang haben sollen. So ganz eindeutig sind diese Thesen auch nicht, von daher ist die Diskussion verständlich.

Wo kommt der Begriff „Efficiency First" her?

Begonnen hat die Verwendung des Begriffes „Efficiency First" bereits im Frühjahr 2015 in einer Rede von EU Energiekommissar Miguel Arias Cañete zur europäischen Energie Union. Es ging darum, dass wir uns selbst fragen sollten, ob wir kosteneffektive Maßnahmen anwenden können um unseren Energieverbrauch zu reduzieren, bevor wir mehr Gas importieren oder Strom erzeugen. „Efficiency First" soll unser ständiges Motto werden, so Canete am 07.02.2015.
Dieses Motto soll einen systematischen Ansatz für Energieeffizienz in der Politik verankern. Allerdings gibt es für die Umsetzung in den Mitgliedsstaaten viele verschiedene Möglichkeiten.

Weitere Informationen zu diesem Prinzip und Möglichkeiten zur Umsetzung zeigt beispielsweise die Studie „Efficiency First: A new paradigm for the European energy system" von verschiedenen Verbänden und Think-Tanks. Beispiele für Anwendungen des Prinzips in der Praxis zeigt das Dokument „Efficiency First: from principle to practise". Dort kann man gut sehen, dass es keine theoretische Idee ist, sondern wirklich Kosten sparen kann gegenüber der Investition in neue Infrastruktur. Die Kosten reduzieren sich damit auch für die Endkunden.

Dreiklang der Energiewende

Eine weitere Veranschaulichung des Prinzips „Efficiency First" ist der Dreiklang der Energiewende. Dieser besteht aus drei Grundsätzen, so das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Ich habe da noch eigene Anmerkungen hinzu gefügt:

  1. Energie überall dort einsparen, „wo Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz volkswirtschaftlich günstiger sind als die Bereitstellung von Energie". Dies betrifft alle Bereiche in denen Energie verbraucht wird. Allerdings hat ein Unternehmen oder ein Haushalt kein volkswirtschaftliches Interesse, dort lässt sich das aber auch betriebswirtschaftlich anwenden. Beispiele für eine marktwirtschaftliche Förderung von Energieeffizienz hatte ich vor einigen Monaten bereits zusammen gestellt.
  2. Der verbleibende „Energiebedarf soll größtenteils aus erneuerbaren Energien stammen". Der Ausbau der erneuerbaren Energien bleibt ein wichtiges Instrument der Energiewende. Warum nur größtenteils und nicht komplett aus erneuerbaren Energien? Das Ziel sollte schon 100 Prozent erneuerbare Energien lauten.
  3. „Wo der direkte Einsatz erneuerbarer Energien nicht möglich ist, soll Strom aus erneuerbaren Energiequellen in Zukunft übergreifend in den Sektoren Wärme, Verkehr und Industrie eingesetzt werden - und zwar möglichst energieeffizient." Ein Beispiel zeigt dieser Beitrag von technewable.com über Power-to-Heat. Ist Industrie auch einer der Sektoren? Gemeint ist vermutlich Wärme und Verkehr. Die Industrie benötigt genauso Wärme und Mobilität, wie Haushalte und die öffentliche Hand.

Energieeffizienz als Rohstoff betrachten

Energieeffizienz soll damit nicht einen grundsätzlichen Vorrang erhalten und den Ausbau der erneuerbaren Energien ausbremsen. Vielmehr betrachtet das Prinzip die Effizienz als eine Ressource und ist damit vergleichbar mit anderen Energieträgern oder Maßnahmen. Energieeffizienz wird systematischer erschlossen und nicht nur, wenn jemand zufällig sich darüber Gedanken macht.

Jan Rosenow vom Regulatory Assistance Project (RAP) schreibt in einem Beitrag für den Tagesspiegel Background, dass das Prinzip „Efficiency First" der „vernachlässigten Ressource Energieeffizienz zur vollen ökonomischen Bedeutung" verhilft „und diese bei Investitionsentscheidungen systematisch" berücksichtigt. In diesem Beitrag verweist er auch auf ein Gutachten der Internationalen Organisation für erneuerbare Energien (Irena). Dieses zieht das Fazit, dass im Tandem mit Energieeffizienz höhere Anteile „erneuerbarer Energien zu deutlich geringeren Systemkosten und einer schnelleren Dekarbonisierung des Energiesystems führen" können.

In der Hoffnung, dass ich etwas zur Klärung der Diskussion beitragen konnte, möchte ich mit dem gleichen Schlußsatz enden, wie Jan Rosenow in seinem Beitrag:

„Efficiency First" zielt auf eben jene Synergien ab ‑ Energieeffizienz und erneuerbare Energien sind für eine erfolgreiche Energiewende untrennbar miteinander verbunden.


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