Die Kolumne von Thomas Fricke und seines Kollegen Münchau sind immer die schönste Lektüre des Unbequemen Bloggers in der von ihm eh favorisierten FTD. Aber was Fricke heute zum Euro-Beitritt Estland schreibt, ist absolut eine Kommentar-Perle.
Auch der Unbequeme Blogger, er sagt es offen, hat über den Estland-Eurobeitritt hinweggedämmert als quantiteenegliable. Aber durch Frickes Scharfsinn ist er vollkommen wachgeworden. Und diese Supersprache, diese Mischung von Ironie, sofort im Kopf haftenden Beispielen, englischer Humor - einfach Spitze. Die 2 euroLesegenuß lohnen sich.
Aber auch, wie Fricke - Stichwort: "Lehre 1,2,3" - im Mikrokosmos des Eesti-Euro Beitritt den Makrokosmos Euro-Finanzkrise entwickelt und darstellt, ist toll. Den Unbequemen Blogger erinnerte es an eine Vorlesung seines verehrten Anglistik-Professors, der sag und schreibe aus einer einzigen völlig unscheinbar einherkommenden Zeile ("unlängst sah ich schöne Erdbeeren in Eurem Garten") den ganzen Richard II. von Shakespeare interpretierte... Das ist wirklich Kunst.Hier ein paar appetizer, um noch heute in die online Ausgabe der FTD zu gucken: Im Zweifel fällt zwar sowieso nicht auf, was Estland macht, so der Allgemeinplatz hierzulande. Aber Griechenland ist auch nur klein und es wurde so viel Trara darum gemacht. Fricke stellt lapidar die Frage, ob es überhaupt sinnvoll ist, weitere so potenziell überforderte Randstaaten wie Estland in die Euro-Zone aufzunehmen, denn die nächsten Krisenkandidaten stehn schon vor der Tür mit dem Argument "wenn die Esten dürfen, dürfen wir auch". Und im Laufe seines gelungenen Artikels demaskiert Fricke den allseits in Bruxelles so umschmusten baltischen Tiger: Würde Estland nicht so massiv am Tropf der EU-Zuschüsse hängen, hätte das Land griechisch anmutende 9 Prozent Defizit bezogen aufs BIP. Und der Wirtschaftverlauf Estlands ist so turbulent wie kaum ein anderer auf der Erde verlaufen: Da wechselten Wachstumsraten von china-like 10 Prozent mit (nachdem auch in Estland die Blase geplatzt war) Schrumpfquoten von knapp 14 Prozent. Die private Verschuldung liegt dank Kreditpartylaune um 20% höher im Euro-Schnitt; Rücklagen sind kaum vorhanden. Und die estische Wettbewerbs-Unfähigkeit ist dramatisch. Noch immer liegen die Lohnkosten in Estland um 70% höher als vor 10 Jahren, dagegen ist Griechenland für Fricke eher ein braver schwäbischer Hausfrauenverein. Und Drei Viertel des estischen Exports entfallen auf arbeits- und rohstoffintensive Waren - ein höchst bedenkliches Exportprofil. Kein Wunder, dass sich die Esten jetzt über den Euro freuen. Wehe wenn nun noch andere Wackelkandidaten wie Estland in den Euro-Club aufgenommen werden, die zwar brav ihre (geschönten?) netten Staatsverschuldungsquoten vorlegen, aber "sonst so stabil sind wie Omas alter Küchenstuhl" (Fricke). Wenn Bruxelles wirklich an einer Stabilisierung des Euro-Raums gelegen ist, sollte es nicht auf frisierte Staatsfinanz-Bilanzen gucken, sondern wirklich nachhaltige Indikatoren für eine Beitritt wie Lohnstückkosten und Außenbilanzen als Maßstab nehmen. Sonst rutscht der Euro am Ende doch noch wirklich in den Abgrund der Geschiche.
Auch der Unbequeme Blogger, er sagt es offen, hat über den Estland-Eurobeitritt hinweggedämmert als quantiteenegliable. Aber durch Frickes Scharfsinn ist er vollkommen wachgeworden. Und diese Supersprache, diese Mischung von Ironie, sofort im Kopf haftenden Beispielen, englischer Humor - einfach Spitze. Die 2 euroLesegenuß lohnen sich.
Aber auch, wie Fricke - Stichwort: "Lehre 1,2,3" - im Mikrokosmos des Eesti-Euro Beitritt den Makrokosmos Euro-Finanzkrise entwickelt und darstellt, ist toll. Den Unbequemen Blogger erinnerte es an eine Vorlesung seines verehrten Anglistik-Professors, der sag und schreibe aus einer einzigen völlig unscheinbar einherkommenden Zeile ("unlängst sah ich schöne Erdbeeren in Eurem Garten") den ganzen Richard II. von Shakespeare interpretierte... Das ist wirklich Kunst.Hier ein paar appetizer, um noch heute in die online Ausgabe der FTD zu gucken: Im Zweifel fällt zwar sowieso nicht auf, was Estland macht, so der Allgemeinplatz hierzulande. Aber Griechenland ist auch nur klein und es wurde so viel Trara darum gemacht. Fricke stellt lapidar die Frage, ob es überhaupt sinnvoll ist, weitere so potenziell überforderte Randstaaten wie Estland in die Euro-Zone aufzunehmen, denn die nächsten Krisenkandidaten stehn schon vor der Tür mit dem Argument "wenn die Esten dürfen, dürfen wir auch". Und im Laufe seines gelungenen Artikels demaskiert Fricke den allseits in Bruxelles so umschmusten baltischen Tiger: Würde Estland nicht so massiv am Tropf der EU-Zuschüsse hängen, hätte das Land griechisch anmutende 9 Prozent Defizit bezogen aufs BIP. Und der Wirtschaftverlauf Estlands ist so turbulent wie kaum ein anderer auf der Erde verlaufen: Da wechselten Wachstumsraten von china-like 10 Prozent mit (nachdem auch in Estland die Blase geplatzt war) Schrumpfquoten von knapp 14 Prozent. Die private Verschuldung liegt dank Kreditpartylaune um 20% höher im Euro-Schnitt; Rücklagen sind kaum vorhanden. Und die estische Wettbewerbs-Unfähigkeit ist dramatisch. Noch immer liegen die Lohnkosten in Estland um 70% höher als vor 10 Jahren, dagegen ist Griechenland für Fricke eher ein braver schwäbischer Hausfrauenverein. Und Drei Viertel des estischen Exports entfallen auf arbeits- und rohstoffintensive Waren - ein höchst bedenkliches Exportprofil. Kein Wunder, dass sich die Esten jetzt über den Euro freuen. Wehe wenn nun noch andere Wackelkandidaten wie Estland in den Euro-Club aufgenommen werden, die zwar brav ihre (geschönten?) netten Staatsverschuldungsquoten vorlegen, aber "sonst so stabil sind wie Omas alter Küchenstuhl" (Fricke). Wenn Bruxelles wirklich an einer Stabilisierung des Euro-Raums gelegen ist, sollte es nicht auf frisierte Staatsfinanz-Bilanzen gucken, sondern wirklich nachhaltige Indikatoren für eine Beitritt wie Lohnstückkosten und Außenbilanzen als Maßstab nehmen. Sonst rutscht der Euro am Ende doch noch wirklich in den Abgrund der Geschiche.