Eels: Der wahre Rock'n Roll

Erstellt am 15. April 2015 von Mapambulo
Eels
„Royal Albert Hall“

(E Works/PIAS)
Man muss tatsächlich nicht übermäßig viele Worte über dieses vorzügliche Werk verlieren. Wer in letzter Zeit wieder mal einen Blick in die legendäre Abschiedshow von James Murphy zusammen mit seinem LCD Soundsystem aus dem New Yorker Madison Square Garden riskiert hat, der weiß, dass sich wahre Größe, also der echte Rock’n Roll, nicht in Showbombast, irrwitzigen Choreografien und den Abmessungen der Videoleinwände manifestiert, sondern in der Fähigkeit, mit Charisma, Witz, Genie und einer fabelhaften Band einen riesenhaften Raum füllen zu können. Mit nichts anderem als ein paar Songs. Murphy konnte das und auch Mark Oliver Everett, also das „E“ in Eels, hat seit Jahren von all den genannten Qualiäten reichlich zur Verfügung. Und nutzt diese, keine wirkliche Überraschung, auch bei seiner Rückkehr in die Londoner Royal Albert Hall.
Keine Fuzzgitarren, keine verzerrten Loops und auch von bissigem Gegrummel nicht die Spur – Everett und Band präsentieren sich über das komplette Konzert als bestens eingespieltes Kammermusik-Ensemble voller Humor, spielfreudig und überaus aufgeräumt. Es dominieren die leisen, bestenfalls lakonischen Töne, es werden die Stücke des aktuellen Albums „The Cautionary Tales Of Mark Oliver Everett“ mit Klassikern und Coverversionen gemischt und zwischendrin mit launigen Ansagen garniert. So moniert Everett den Umstand, dass ihm zum wiederholten Male das Spiel an der gigantischen Orgel der Ruhmeshalle verweigert worden ist mit dem Hinweis, einer Softrock-Band wie seiner stände dieses Privileg wohl nicht zu.
Gekleidet in feines Tuch, lassen Eels auf einen „bummer“ gleich den nächsten folgen, nur um dann umgehend einen „total bummer“ oder den „next level bummer“ anzukündigen – allesamt fein austarierte, akustische Kleinkunstwerke wie „Parallels“, „My Timing Is Off“, „Lockdown Hurricane“ oder „Where I’m Going“. Trompetensoli, Vibraphon, Jazzdrums, nichts wird überzogen, höchstens mal sachte die Hüfte geschwungen oder das Publikum zum flotten Twang aus der Reserve gelockt, zum Dank dreht Everett später in der Zugabenpause eine mutige Umarmungsrunde durch’s verdutzte Parkett („fun and terrifying“). Man sollte trotz erstklassigem Klang auf die Bilder zum Ton nicht verzichten, bekommt man doch eine schöne Ahnung davon, mit welch einfachen Mitteln, so man sie ähnlich perfekt beherrscht, einem das Auditorium über einen ganzen Abend zu folgen bereit ist.
Und man kann den humorvollen Charme Everetts zur Gänze genießen, wie er mit der Geschichte des Ortes seinen Schabernack treibt (sagt man das heute noch?), vor John Lennon in die Knie geht (oder war’s doch Keith Richards?), seine Band antreibt und sich nicht daran stört, dass an Bass und Schlagzeug gleich zwei Lookalikes seiner selbst ihren Dienst tun. Und am Ende, nach dem dunkel schimmernden „The Beginning“ und einer Hommage an den noch etwas größeren Elvis Presley („Can’t Help Falling In Love“) gibt es, wen wundert’s, noch eine dicke und einigermaßen gruselige Überraschung in Sachen Pfeifkonzert. Und wer jetzt meint, dass das ja nun trotz der anderslautenden Einleitung doch erstaunlich viele Worte waren, dem sei gesagt: Der Mann hat es verdammt noch mal verdient. http://www.eelstheband.com/