Das wird wohl der schlechteste Artikel auf diesem Blog. Seit drei Tagen fliehen die Worte vor mir, wenn ich auf das weisse Textfeld des WordPress-Editors starre. Sie sagen kurz »Hallo!« und flattern flugs wieder davon. Sie entfliehen wie kleine Vögelchen durch die Gitter ihres Käfigs schlüpfen und das wohltuende Gefühl der Freiheit genießen. Freiheit – viele haben schon einmal von ihr gehört. Aber nur die wenigsten kennen sie. Wollen wir denn nicht alle irgendwie ein klein wenig aus der Gummizelle unseres Lebens ausbrechen, wie der kleine Vogel aus seinem Käfig, wie die Worte aus meinem Kopf?
Ich kann es nicht mehr hören.
»Du musst aber unbedingt Spiel xyz spielen!«
»Da war dieses Game, hörst du, dieses abc, das war so unfassbar genial, das glaubst du nicht.«
Sowas höre ich ständig. Edna bricht aus ist ein solches Spiel, was mich seit 2008 wie ein Stalker verfolgt. Jeder meint, es ist der absolute Wahnsinn, spielerische Offenbarung, ein Napalmanschlag auf die Lachmuskeln. Ich hoffe, ihr verzeiht meine kleine Überdramatisierung. Nur wenn man so viele Spiele wie ich spielen will (nicht tut, leider), müssen andere Games halt zurückstecken. Dazu noch die ganzen Filme, Serien und Bücher – von der Uni ganz zu schweigen.
Dazu kommt, dass ich nicht der allzu große Fan von PC-Spielen bin. Edna bricht aus lag lange unberührt auf meinem Pile of Shame. Es vegetierte vor sich hin, wie ein Wahnsinniger in seiner Zwangsjacke. Irgendwann bekam ich also Mitleid und wusch der CD-Rom die drei Zentimeter Staubschicht ab, legte sie ins Laufwerk und drückte auf Installieren.
Das Spiel
Und das machte es auch. Edna bricht aus hat mir ein sehr spaßiges Wochenende bereitet. Wenn man nämlich mit seinem Charakter wirklich jeden Furz ansprechen, benutzen, anschauen oder mitnehmen kann und dabei Edna oder ihr Hase Harvey einen flotten, teilweise höchst philosophischen Spruch ablassen, kommt man aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus. Gerade am Anfang fand ich es als Philostudent einfach genial, dass ich den Tisch ansprechen konnte. Wir Philosophen haben so unsere Erfahrungen, Beziehungen und Probleme mit den Vierbeinern.
Doch die Praxis stellte mir mehr als nur einmal das Bein in den Laufweg. Edna bricht aus ist voll mit kleinen Skurrilitäten, die teilweise extrem wichtig sind, um das Spiel überhaupt fortzusetzen. Und manchmal sind es die banalen Dinge des Lebens, die mich, Edna und Harvey ans Ziel brachten. Nur durch eine ordentliche Portion Scharfsinn und Querdenkertum, gepaart mit einem Adlerauge, kann man jedes Rätsel anstandslos lösen. Ehrlich, ich habe einige Male in die Komplettlösung geblickt, um weiterzukommen. Und dann habe ich verschämt gen Boden gestarrt über die simple Lösung des Weges. Bei der Schwere der Rätsel wird das Spiel nur ein einziges Mal wirklich unfair (ich will es nicht spoilern, ihr sollt euch selbst die Zähne ausbeißen!). Aber auch hier kann man es fehlendem Grips des Spielers zuschreiben (also meinem).
Nach dem Spiel
Edna bricht aus ist ein tolles Spiel. Keines, was ich noch einmal spielen würde. Dafür hat mein Tisch zuviele Bissspuren abbekommen und ich brauch ihn noch. Liebe ihn schließlich, meinen Tisch. Und dafür ist mein Pile of Shame und mein Vorhabenprogramm einfach viel zu groß. Ich blicke allerdings zurück auf amüsante acht, neun Stunden (gefühlt waren es 16 wegen der ewigen Rätselherumsucherei und Spielerblindheit), die man erlebt haben sollte, wenn man auf abgedrehte Adventures steht. Wer nicht Fan von Ohrenschmalzbernstein und Terminator-Teddys (so habe ich den Puzi einfach mal genannt) ist, wird dann auch wahrscheinlich nicht viel an diesem Spiel finden. Und denen sage ich: IHR LANGWEILER!
Screenshots aus: Edna bricht aus; Daedelic Entertainment; Hamburg 2008.