"Come find me when you wake up!"
Aufwachen. Der eigenen Identität beraubt. Der Lächerlichkeit Preis gegeben. Training. Einsatzbericht. Abflug. Explosion. Fester Boden. Der Feind hat uns erwartet. Hinterhalt. Tod. Aufwachen...
Immer und immer wieder erlebt Major Bill Cage diesen Ablauf. An jedem Tag wird er sterben und einfach wieder aufwachen. Um das zu verstehen, gehen wir ein paar Stunden zurück. Cage ist eigentlich Major bei der United Defense Force. Im Kampfeinsatz war er noch nie, stattdessen leitet er das Marketing und Anwerben neuer Rekruten. General Bringham will, dass Cage im wichtigen und alles entscheidenden Einsatz in Frankreich vorne mit dabei ist. Der Feind? Massig Aliens, die unseren Planeten erobern. Cage wehrt sich dagegen und wacht plötzlich am nächsten Morgen im Einsatzlager am Londoner Flughafen Heathrow auf. Seine Vorgesetzten wurden darüber gebrieft, dass Cage ein Spinner sei, der behaupte er wäre Major und von Rang und Namen. Und so kommt es, dass Cage nichts an seinem Schicksal ändern kann. Wenige Stunden später befindet er sich bereits im Fluggefährt über Frankreich, wird abgeworfen und muss ohne jegliche Erfahrung kämpfen - und sterben, nach dem er von einem ganz seltenen Alien vergiftet wurde. Dieses Gift sorgt nun dafür, dass Cage jedes Mal wieder an dem Morgen vor der Invasion in Frankreich zurück am Londoner Airport aufwacht. Was es damit auf Sicht hat? Diese Frage kann nur "Full Metal Bitch" Rita beantworten. Eine Heldin des Kampfes, die selbiges Schicksal bereits durchlebt hat...
Edge Of Tomorrow klingt im ersten Moment sehr kryptisch und kompliziert, ist aber letztlich nichts anderes als eine starke Kombination der Manga-Vorlage All You Need Is Kill, dem Ablauf von Groundhog Day, gepaart mit Source Code. Trotz der bekannten Zutaten ist Edge Of Tomorrow ein grandioses Science Fiction Spektakel, das von Anfang an fesselt. Der Vorteil des Films ist, dass er sich in vielen Genre zu Hause fühlt. Actionfans werden über die fantastischen Effekte und Schlachten staunen. Freunde des Humors werden sich ein weiteres Mal über den witzigen und ironischen Tom Cruise wundern können, der in Kombination mit Emily Blunt einfach eine tolle Leistung abliefert. Generell wirkt Tom Cruise seit einigen Jahren merklich befreit. Man hat das Gefühl, dass sich Cruise selbst nicht mehr dementsprechend unter Druck setzt, nur damit irgendwann ein Academy Award auf dem Kaminsims stehen kann. Seine letzten Filme (Mission Impossible 4, Oblivion und Jack Reacher) und eben Edge Of Tomorrow haben mir ausnahmslos sehr gut gefallen. Tom Cruise ist eben der perfekte Hauptdarsteller, der selbst mäßige Geschichte noch retten kann und der einfach nie schauspielerisch abfällt. Man mag von seiner Privatperson halten was man will, beruflich ist er ein Vollprofi und jemand, dessen Filme ich blind kaufe und ansehe. Eine riesige Überraschung ist Emily Blunt, die als Actionfigur brilliert und dabei eben nicht ein Abziehbild ist, sondern ein greifbarer, authentischer Charakter.
Was Edge Of Tomorrow interessant macht ist die Unvorhersehbarkeit. Der Film ist so aufgebaut, dass der Zuschauer eben nicht weiß, ob Bill Cage ein Szenario zum ersten Mal erlebt oder bereits mehrfach dort gestorben ist. Wichtig dabei ist, dass das Publikum dabei nie verwirrt wird und in der Tat ist der Handlung nie schwer zu folgen. Außerdem gibt es im Gegensatz zu anderen Filmen mit ähnlicher Thematik selten Wiederholungen. Doch wenn es diese gibt, dann sind die Szenen anders, oder zügiger geschnitten. Gute Idee. Die fantastischen Actionszenen sorgen zusätzlich für ein Videospiel-Gefühl. Neustarten, Game Over, Strategie zur Perfektion ausloten, das passt. Besonders die wundervoll designten Settings sorgen für eine herrliche Atmosphäre. In den letzten Jahren hat mir selten das Design eines Films so gefallen, wie in diesem Fall.
Viele andere Autoren oder Regisseure hätten aus der Beziehung zwischen Bill und Rita eine großes Liebesdrama entwickelt, aber in Edge Of Tomorrow geht es selten über minimale Andeutungen hinaus und dafür bin ich dankbar. Die Laufzeit des Films ist ebenfalls großartig. Für einen solchen Film ist es heutzutage untypisch, dass wir die Länge von zwei Stunden längst nicht überschreiten und so bleibt der Film auch vom Anfang bis zum Ende durchgehend spannend und aufregend.
"We should just reset"
Für mich ist Edge Of Tomorrow - Live. Die. Repeat eine riesige Überraschung des Filmjahres 2014. Tolle Action, perfekt passende Hauptdarsteller, eine fesselnde, gut adaptierte Story, mit einer sympathischen Prise Humor. Großartig!
VÖ: 2014 Laufzeit: 113 Minuten FSK: 12 R: Doug Liman D: Tom Cruise, Emily Blunt, Brendan Gleeson, Bill Paxton
Kauflink
Trailerlink
Weitere lesenswerte Reviews im Netz:
Drei Muscheln
City Of Cinema
Christian