Der Gedanke, dass ein geliebter Mensch plötzlich spurlos verschwindet, ist sicherlich für uns alle eine furchtbare Vorstellung. In Eden Summer von Liz Flanagan erlebt die Protagonistin Jess genau dies: Ihre beste Freundin Eden wird plötzlich vermisst. Für Jess ist das Verschwinden von Eden eine Katastrophe und sie macht sich furchtbare Sorgen. Natürlich kann sie nicht tatenlos zu Hause herumsitzen und macht sich zusammen mit Edens Freund Liam auf die Suche nach ihr. Doch Jess und Liam teilen ein Geheimnis und Jess plagen furchtbare Schuldgefühle. Hat sie etwas mit Edens Verschwinden zu tun? Oder sind andere Geschehnisse aus dem letzten Sommer dafür verantwortlich?
Jess und Eden sind sehr unterschiedlich, aber trotzdem verbindet die beiden Mädchen eine tiefe Freundschaft. Eden gilt als beliebt und wird von allen sofort gemocht. Jess hingegen ist zurückhaltend und Neuem gegenüber vorsichtig. Beide Mädchen haben jedoch in ihrer jüngsten Vergangenheit prägende Erfahrungen gemacht und versuchen sich gegenseitig zu helfen. Doch Eden hat besonders im vergangen Sommer stark gelitten, sich untypisch benommen und ist nun auf einmal verschwunden. Die Frage, die sich durchgängig beim Lesen stellt, ist ob sie sich selbst etwas angetan hat oder ob jemand anderes etwas mit ihrem Verschwinden zu tun hat. Egal, was passiert ist, für Jess steht fest, dass sie Eden finden muss. Die Geschehnisse werden aus ihrer Sicht geschildert und das gesamte Buch spiegelt die Ereignisse nur eines einzigen Tages wider. Was die Handlung besonders spannend gestaltet sind die regelmäßigen Rückblicke in die Vergangenheit. Während sie Eden sucht, blickt Jess auf vergangene Geschehnisse zurück und versucht hier die Antwort für das Verschwinden ihrer besten Freundin zu finden. Sofort wird hier deutlich, dass es beide Mädchen nicht leicht hatten beziehungsweise haben. Beim Lesen merkt man ebenfalls schnell, dass Jess eine außergewöhnliche Protagonistin ist. Aufgrund der Ereignisse in ihrer Vergangenheit ist sie vorsichtig, fast ängstlich, aber gleichzeitig versucht sie stark zu sein und stellt sich ihren Ängsten - für ihre beste Freundin.
Obwohl die Geschichte aus Jess' Sicht geschildert wird, lernt man in den Rückblenden auch Eden kennen. Sehr interessant fand ich, dass beide Mädchen grundverschieden sind, trotzdem ist aber zu spüren, wie eng verbunden sie sich fühlen. Vor allem Jess' Hoffnung und Verbissenheit, Eden zu finden, machen die Geschichte sehr emotional. Besonders spannend ist dieser Aspekt, da Eden in den Rückblenden nicht immer sehr positiv dasteht - eher im Gegenteil. Sie wirkt kratzbürstig und unsympathisch, zu ihr konnte ich daher kaum eine Verbindung aufbauen. Andererseits hat dieser Kontrast das Buch zu etwas Besonderem gemacht, da Jess trotz Edens Verhalten im Sommer immer noch so viel Liebe für sie empfindet, die ganz deutlich zu spüren ist.
Um endlich herauszufinden, was Eden zugestoßen ist und wie genau die Ereignisse der Vergangenheit mit ihrem Verschwinden zusammenhängen, bin ich nur so durch Eden Summer gerast. Die Geschichte fesselt, ist emotional und steckt voller Überraschungen. Jess ist eine tolle Protagonistin und würde alles für ihre beste Freundin tun. Auch wenn Eden nicht übermäßig sympathisch ist, hofft man dennoch, dass es ihr gut geht und das Jess sie finden kann. Insgesamt daher eine tolle Geschichte, die nicht nur Freundschaft zum Thema hat, sondern sich auch mit Gewalt und Verlust auseinandersetzt. Von mir gab es dafür 4 von 5 Herzen.
Das Buch wurde mir kosten- und bedingungslos vom Verlag für eine Rezension zugeschickt.
368 Seiten, Hardcover
Verlag: Aladin Verlag
Übersetzer: Sabine Schulte
Reihe: Nein
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