Edathy

Erinnern Sie sich noch an den Politikteil, den Zeitungen früher hatten? Damals, also so Anfang Februar? Bevor er ersetzt wurde durch "Empörung über Spekulationen und Spekulationen über Empörung"?

Wenn ich dieser Tage etwas über Politik erfahren möchte, kann ich genau so gut zum "Wachturm" greifen, der mir hier gleich um die Ecke kostenlos angeboten wird. Wenn ich wirklich etwas Substanzielles wissen will, muss ich schon auf Wikipedia zurückgreifen. Dort, im Gegensatz zur Elite unseres Journalismus, wird nicht gedruckt, bevor seine Richtigkeit und Relevanz feststeht.

Heute morgen würde der komplette Absatz über die Edathy-Affäre nicht mal eine halbe Seite einnehmen. Wenn ich wirklich nur das Wesentliche, die Fakten also, zusammenfasse, kommt folgendes heraus:

Am 10. Februar 2014 durchsuchten Polizei und Staatsanwaltschaft Hannover Wohnungen und Büros Edathys. (...) Am 14. Februar 2014 trat Friedrich in diesem Zusammenhang vom Amt des Bundeslandwirtschaftsministers zurück, [weil er Gabriel über die Ermittlungen informiert hatte]. (...)

That's it. 3 Zeilen.

Man könnte noch hinzusetzen, dass Friedrich uns davor bewahrt hat, jetzt einen Justizminister zu haben, der mit diesen Vorwürfen konfrontiert wird, denn das wäre Edathy geworden, hätte Gabriel nicht gewußt, was da kommt. Hätte Gabriel ruhig auch mal sagen können, so muss er jetzt um seinen Fraktionsvorsitzenden fürchten. Könnte man auch in den Wiki-Artikel packen:

Zum ersten Mal in seiner politischen Karriere interessierte sich die Öffentlichkeit dafür, was Thomas Oppermann gesagt haben könnte.

Aber vielleicht auch nicht.

Der Spiegel informierte Edathy bereits im November darüber, dass Fahnder in über 50 Ländern die Kunden des ausgehobenen Kinderpornorings überprüften.

... könnte da nämlich auch stehen, und vielleicht darunter:

Edathy, der als fester Ministerkandidat der SPD galt, wurde (vielleicht) mißtrauisch, als er bereits bei den Verhandlungen komplett übergangen wurde.

Wobei ich zugebe, dass man das ergänzen könnte um:

Edathys vielgerühmte Intelligenz wird mittlerweile in Frage gestellt, da er (vielleicht) seine illegale Ware über Server des Bundestages bezog und auch drei Monate später noch (vielleicht) Überreste zerstörter Datenträgern in seinem Haus aufbewahrte.

Ich möchte hier mit den Worten der unvergesslichen Schwester von Magarethe Schreinemakers schliessen: Ein Hilfeschrei. Vor allem von mir.

Wenn jetzt noch Schuhmacher aufwacht, war es das endgültig mit jeder Form von Berichterstattung, die für mich auch nur entfernt interessant ist.

Und ja, da bin ich ziemlich optimistisch.

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