Wer in ein fremdes Land geht, sollte dessen Sprache beherrschen. Meint zumindest der Strache (Für nichtösterreichische Leser: Heinz-Christian Strache ist der Obmann der rechtspopulistisch bis extremen FPÖ). Das ist möglicherweise einer der Gründe, warum er nach wie vor ausschließlich Österreich heimsucht.
Damit sich meine Sprachkenntnisse nicht auf die eines FPÖ-Obmannes reduzieren versuche ich in den Ländern, in denen ich lebe auch die Sprache zu erlernen. Während Ivrit (Neuhebräisch) in Israel gar nicht so schlimm war, später dann Ungarisch auch seinen ersten Schrecken verlor stehe ich jetzt vor Polnisch und habe einmal zu kämpfen.
Nachdem bei meiner vorigen Lehrerin die Stunden zu oft entfallen sind entschloss ich mich für einen Wechsel und kann Polnisch über meine Muttersprache Deutsch erlernen. „Kann erlernen“ – bewusst. Nur, weil ich inzwischen Unterricht nehme, heißt das noch lange nicht, dass ich Polnisch plötzlich perfekt beherrsche (leider!). So passiert in den letzten Tagen bei der Post, als es mit meiner Sendung undefinierbare Probleme gab:
Für die, die sich vielleicht über die Darstellung des Comics wundern: Sie ist an das Kampfsystem des Computerspiel-Klassikers „Pokémon“ angelehnt:
Glücklicherweise passiert so etwas nicht allzu oft. Ein Słownik (Wörterbuch) habe ich immer dabei und mache auch fleißig Gebrauch davon.
Aber nun ein Bisschen was zur polnischen Sprache: Polnisch zählt zu den Westslawischen Sprachen, wie z.B. Tschechisch, Slowakisch oder das in Deutschland vorkommende Sorbisch.
Ein klein wenig Russisch kann ich ja auch – was ich im Polnischen nicht weiß kann ich selten aber doch hin und wieder aus diesem Wortschatz herleiten. („Zena“ für „Preis“, „Chleb“ für „Brot“, etc). Ich erinnere mich noch gut, als ich in der HTL angefangen habe Russisch zu lernen. Unsere Lehrerin hat betont schön gesprochen und mir kam es damals so vor, als sei das Russische das Französisch des Ostens. die Polnische Sprache wird diesem Ruf aber ebenfalls gerecht – wenn nicht sogar gerechter. Ich hoffe sehr, dass ich in künftigen Beiträgen mehr darüber berichten kann.
Wenn man eine Sprache lernt, fängt man normalerweise mit einfachen Bausteinen an, ich bin, du bist, etc.
„Ich bin“ ist recht einfach – es heißt „Ja jestem“
„Du bist“ zeigt schon einige Sonderzeichen: „Ty jesteś“. Das ‚y‘ wird im Polnischen aber nicht wie im Deutschen als ‚i‘, ‚ü‘ oder etwas zwischen den beiden Buchstaben ausgesprochen sondern stellt den im Deutschen nicht vorkommenden Laut dar, der entsteht, wenn man einen Selbstlaut teilt wie einen Mitlaut. Es klingt wie ein „dunkles“ ‚i‘ oder eben ein halbes ‚e‘.
Die Aussprache würde so in etwa klingen:“Te jestesch“
Danach gibt es vorerst keine Überraschungen (On/Ona/Ono jest). Im Gegenteil – es wird sogar kurz so etwas Ähnliches wie einfach: „Wir sind“ heißt „My jesteśmy“ und wie ich bis jetzt bemerkte hört das Verb bei „My“ immer mit der Endung „-my“ auf – was natürlich recht praktisch ist. „Normal“ klingt es dann beim „Ihr seid“ – „Wy jesteście“… jesteschtschie …
Am Anfang hat mir das erst einmal ein Bisserl zugesetzt. Der KO-Schlag ist dann aber noch gekommen. Es gibt im Polnischen zwei Varianten von „Sie sind“.
„Oni są“ für Allgemeines und „One są“ für Weibliches. Das ‚ą‘ stellt hierbei einen frankophonen Laut dar, der wie das französische „en“ klingt und als „an“ eingedeutscht werden könnte.
Für den Buchstaben „ę“ ist es ähnlich, nur wird dieser eben mit „en“ eingedeutscht.
„Oświęcim“ wird also nicht wie „Oswiezim“ ausgesprochen, sondern als „Oschwientschim“ („ci“ = „tschi“).
Das war jetzt etwas viel Polnisch für den geneigten Leser, der es möglicherweise gar nicht zu erlernen braucht. Doch kommt noch etwas. Es gibt noch mehrere Höflichkeitsformen:
- Pan jest (Für einen Mann, mit dem man direkt spricht)
- Pani jest (Für eine Frau)
- Panstwo są (Für eine gemischte Gruppe in der 3. Person)
- Panowie są (Für eine männliche Gruppe in der 3. Person – wobei es hier auch noch das Verb „jesteście“ gibt, das man verwendet, wenn man sich in der Höflichkeitsform befindet und trotzdem vertraut ist…)
- Panie są (Für eine weibleiche Gruppe in der 3. Person)
Das war‘s dann auch schon
Polen ist ein sehr katholisches Land. Wer auf den Strich will braucht dafür einen speziellen Schlüssel
Teilweise hilft einem in Polen ein gutes Englisch – relativ viele Polen haben eine Zeitlang in Großbritannien gearbeitet und sprechen daher ein sehr gutes Englisch. Das ist sehr hilfreich, falls es beim Einkauf o.Ä. Probleme gibt (mir so passiert, als ich einmal nach dem Spinat gesucht habe).
Solange man nicht vorhat größere Diskussionen zu führen kommt man jedoch auch mit einer Portion Hausverstand weiter. Hin und wieder kaufe ich beispielsweise Zugtickets. Hier reicht entweder einfach die Ortsangabe. Beispiel: „Krakow proszę [prosche(n)]“ (Krakau bitte).
Jedoch sollte man gewarnt sein! Auf Provinzbahnhöfen wie Oświęcim lassen sich keine internationalen Billetts erstehen. Dazu muss man zu größeren Bahnhöfen wie z.B. Krakau oder Kattowitz, wo es eigene Schalter dafür gibt (sofern man sie findet). Die Angestellten dort sprechen selbstverständlich Englisch, was den Kartenkauf stark erleichtert, da auch Datum und Uhrzeit eventuell nachgefragt werden müssen.
Die normalen Schalter sind da etwas… naja, nennen wir es „komplizierter“. Für jede Fahrt sollte man sich schon zuvor informieren, wann der Zug wohin fährt.
Der (Haupt-)Bahnhof in Krakau - Kraków Głowny heißt "Krakuw Guwne" und nicht "Krakow Glowni"
Im Krakauer Bahnhof bei den internationalen Schaltern. Fast so etwas wie ein internationaler Flughafen - nur ohne Flugzeuge
Das Beweisfoto
Ich stand beispielsweise am krakauer Bahnhof und wollte zurück nach Oświęcim. Am nächstbesten Schalter verlautbarte ich aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse ein „Oświęcim proszę“ und zeigte in Zeichensprache, dass mir die Beamtin doch nach Möglichkeit die Zeit aufschreibe. Es war gerade kurz nach 21 Uhr. Sie schrieb mir „23:10„ auf den Zettel. Ich fragte: „wcześniej“, was soviel wie „früher“ bedeutet. Sie sah mich beleidigt an und schüttelte den Kopf. Habe ich mich vielleicht am Wort vertan? Wörterbuch herausgeholt, aufgeschlagen – „wcześniej“ und halte es ihr hin. Sie mustert es kurz. Mustert erneut den Plan, schaut mich beleidigt an und schüttelt den Kopf.
Kann das denn sein? Hab ich doch vorher noch auf der Anzeigetafel gesehen, dass ein Zug um 21:36 geht? Ich schaue erneut und bemerke, dass ich sogar auf die Abfahrts-Tafel geschaut habe. Etwas verwirrt blicke ich auf mein Ticket. Es steht keine Zeit darauf. Also riskiere ich diesen Zug.
Wer es tatsächlich bis in den Zug schafft, fährt weich gebettet auf geheizem Plastik
Mit leichter Verspätung fährt er vom falschen Gleis ab, aber eine sehr freundliche Polin kam mir glücklicherweise zuhilfe, als sie bemerkte, dass ich nicht aus der Gegend komme.
Hin und wieder mögen zwar etwas seltsame Gepflogenheiten gehalten, jedoch kann man auf die Hilfe der Mitmenschen zählen.
Mit eben dieser Hilfe gebe ich dann auch mein Bestes, möglichst bald ein vernünftiges Polnisch vorweisen zu können.
Filed under: Comic, Polska, Reiseinformation