Earl Sweatshirt: Schwarzmaler

Earl Sweatshirt: SchwarzmalerEarl Sweatshirt
„I Don’t Like Shit, I Don’t Go Outside“

(SmiCol/Sony)
Also dann, nach Kendrick Lamar – the next Wunderkind: Der gleiche Hype, ein paar Gemeinsamkeiten, aber: Same, same, but different. Für Earl Sweatshirts drittes Album zählen im Vergleich zur Schmetterlingsplatte weder Opulenz noch Kunstfertigkeit, selbst das politische Statement ist zweitrangig. Hier geht es vielmehr um Verweigerung, Negation, um die Fortführung eines Gegenentwurfs, den Buddie Tyler mit seiner Odd Future Wolf Gang Kill Them All vor fünf Jahren lostrat und der all jene verunsichern sollte, die sich gerade an die Rückkehr des sehr stylischen, aber auch sehr braven HipHops von Jay-Z, Kanye West und Kid Cudi gewöhnt hatten. Was jetzt kam, war rude, silly, dirty, war provokant und puristisch und irgendwie ziemlich faszinierend, die Soundtracks dazu hießen „Goblin“, „Doris“ und „Wolf“, die Ästhetik war monochrom, die Stimmung reichte von bedrohlich bis zappenduster.
Das ändert sich auch mit dem schwarzen Album von Earl Sweatshirt nicht – es ist nur halb so lang wie das parallel veröffentlichte Geniestück von Lamar und auch nur halb so langsam. Der Name der Platte also Programm – alles reduziert, abgebremst, heruntergedimmt und verhangen, man sieht Thebe Neruda Kgositsile, so sein Klarname, förmlich, wie er sich in seinem Zimmer und Studio vergraben hat, um Albträume und Angstgestalten zu beschwören. Ihm dabei zuzuhören ist nicht immer einfach, das somnambule Raunen und die quietschende, scheppernde Geräuschkulisse, begleitet von dumpfem Gewummer, läßt den Zuhörer desöfteren frösteln. Und doch bleibt man dabei, weil die düstere Kälte einen irgendwie am Haken hat und nicht mehr freigeben will.
Die technoiden Backing Tracks lassen einen zuweilen an Spezialisten für Tiefgefrorenes wie ARCA oder Haxan Cloak denken, wohl wissend, dass Sweatshirt selbst als randomblackdude hinter den Reglern stand. Selbst wenn sich wie bei „AM//Radio“ ein souliger Loop in die Klangkulisse verirrt, auch wenn die Kollegen Vince Staples und Darien Dash auf ein paar Raps vorbeischauen – die betäubte und betäubende Atmosphäre ändert sich dadurch kaum, ebensowenig die Anziehungskraft, die „I Don’t Like…“ auszuüben vermag. Das ist zwar nicht die hohe Schule der populären Unterhaltung, aber beeindruckend konsequent am Massengeschmack vorbei produziert. Und verdient genau deshalb ebensoviel Respekt wie das eingangs erwähnte Meisterstück von Kendrick Lamar.


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