Eagles of Death Metal – Zipper Down

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Eagles of Death Metal – Zipper Down

6Alternative-Rock

Die Stoßrichtung der Eagles of Death Metal lautet auch nach 7 Jahren Schaffenspause: Balzen und Boogie-Woogie.

Im Booklet von Zipper Down danken die Eagles of Death Metal u.a. Nancy Reagan und Laura Busch. Das wäre an sich noch kein Grund für Kummer, Blödeleien aller Art gehörten schließlich schon immer zum Erfolgsrezept der Terrible Twins. Nur: wer in den letzten Jahren ab und zu mal ein Lebenszeichen des Jesse Hughes aufgeschnappt hat, fragt sich, ob das wirklich alles noch so ironisch gemeint ist. Da war in Interviews von echten Schrumpfköpfen als Studio-Accessoire und sonderlicher Südstaaten-Romantik zu lesen. Im Trailer der jüngst auf iTunes erschienenen Vice-Doku The Redemption of the Devil ballert er mit dem Luftdruckgewehr auf eine chinesische Flagge.

Nun, der Mann ist kein Heiliger (das hat er auch wirklich nie behauptet). Und einem der liebenswürdigsten Irren im Showbiz möchte man fast jede Flause verzeihen (in der schon angesprochenen Vice-Doku wird er dann eh Rotz und Wasser heulen, auf dass sein Schnauzer trieft und es einem beim Zusehen das Herz zusammenkrampft). Auch das Cover der neuen CD, auf dem eine unbekannte, weil vom Kopf getrennte Schönheit ihre prallen, mit den Konterfeis der EODM-Masterminds „verzierten“ Brüste zur Schau stellt, werden nicht alle lustig finden. Aber Dude, das ist Ironie! Und wenn nicht, dann ist es verdammt nochmal Rock and Roll!

Egal. Ob die Eagles in Sachen Geschmack wirklich noch ganz fest im Sattel sitzen, soll hier nur musikalisch ergründet werden. Und dafür möchte man auch nach mehrmaligem Durchhören der Scheibe nicht wirklich die Hand ins Feuer legen. Zwar findet sie mit der Zeit immer besser ihren Weg in die Gehörgänge – aber wie Öl geht das dieses Mal echt nicht runter. Falsche Töne, Fremdschäm-Refrains und cheesige Synthlines gehörten immer schon zum unverwechselbaren EODM-Sound, auf Zipper Down wird das aber gar zu sehr an die Schmerzgrenze getrieben: Wer es wirklich schafft, sich Silverlake – Song Nr. 2 und aktuelles Lieblings-Viertel der L.A.-Cool Kids – dreimal hintereinander ohne Ohrenbluten anzuhören, sollte eine Packung Oropax gewinnen.

Was drinnen gewesen wäre lassen Got A Woman und Got The Power erahnen – zwei schnelle, straighte Nummern, die statt Blödeleien die Leadgitarre von der Leine lassen und einen von Hand Claps und Piano-Gewische angefeuerten Drive entwickeln, der einem sofort die Rock-’n‘-Roll-Endorphine in die Blutbahn einschießt.

Leider bekommt das Zwischenhoch durch einen Song wie Oh Girl gleich wieder einen Dämpfer, der zerfahren und verkompliziert sogar ein Stück Richtung New Wave abdriftet und sich von der Hemdsärmeligkeit des Eagles-Sounds verabschiedet. Besser gelingt die Verbandelung mit düsteren Stimmungen Josh Homme-scher Prägung in Skin Tight Boogie, das sogar mit einer kurzen Rap-Passage aus der Spice-Girls-Lade überrascht.

In I Love You All The Time besingen die Eagles Gefühle oberhalb der Gürtellinie. Das mutet fast noch exotischer an als die paar Brocken Französisch, die Jesse darin zum Besten gibt. Ein ungewohnt poppiger, fast Beatles-esker Song, der seinen Charme hat. The Deuce ist eine typische, vergnügt und gemächlich über den Mississippi schippernde EODM-Nummer, wie man sie schon dutzende Male gehört zu haben glaubt. Freude machen auch die gewohnt tiefsinnigen Textperlen: „Don’t Need No Schoolin‘, Just Need Tight Pants. Cause When My Feets Movin‘ I Sure Can Dance“.

Das abschließende The Reverend beginnt wie eine Guns ’n‘ Roses-Hommage und fadet dann unentschlossen als verzerrte Jam-Session im Zeichen übel gelaunten Basslines aus. Ein bisschen unrund, und symptomatisch für das ganze Album, das zwar immer wieder Lust auf mehr macht, aber keinen bleibenden Eindruck hinterlassen kann.

Insgesamt ein etwas laues Comeback der tollsten Mopedrocker des Planeten. Schon das 2008 erschienene Heart On konnte nicht mehr an die Lässigkeit der ersten beiden Alben (I Only Want You, Cherry Cola etc.), die den Eagles zu Recht eine weltweite Fangemeinde beschert hat, anschließen. Zu einem großen Teil liegt das an Josh Hommes übertrieben detailverliebter Produktion – das Queens Of The Stone Age-Mastermind, das mit seiner Zweit-Band in der Vergangenheit nur selten auf Konzerttour mitfuhr, hat schließlich einen Ruf als Ausnahme-Soundtüftler zu verlieren. Ergebnis: Zu viel Firlefanz, zu wenige zündende Ideen. Dabei wissen die Eagles im Opener doch selbst, wie es funktionieren kann: „It’s So Easy, Without Complexity.“

Eagles of Death Metal – Zipper Down, Universal Music, eaglesofdeathmetal.com


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Autor

Martin Foszczynski

 
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