Geboren in einer Brahmanen-Familie im Westen von Bodhgaya, erlernte Manjushrimitra die Künste und Wissenschaften. Er erhielt eine Prophezeiung von Manjushri, dass er zum Sitavana-Leichenplatz nahe Bodhgaya gehen solle, wenn er Erleuchtung anstreben möchte. Dort traf er Garab Dorje und während ihrer gemeinsamen 75 Jahre, erhielt er die gesamte Dzogchen-Übertragung. Nach Garab Dorjes Paranirvana gliederte er die 64.000.000 Dzogchen-Verse in drei Serien – Geist, Raum und geheimes Verhalten – und letztere in mündlichen und in die erklärenden Bereiche.
Er verbarg den Haupttext der mündlichen Sektion in einem Felsen im Osten Bodhgayas und versiegelte ihn mit einem Zeichen eines gekreuzten Vajras. Dann ging er zum Leichenplatz nach Sosaling im Westen Bodhgayas, wo er seinen Schüler Sri Singha unterrichtete. Dort verblieb er für 900 Jahre in Meditation. Er erlangte in seinem Körper Erleuchtung. Sein wesentliches Vermächtnis an Sri Singha war eine Juwelenschatulle, die die „Sechs Meditationserfahrungen“ (gom nyam drukpa) enthielt.
Sri Singha
Sri Singha wurde in eine vornehme Familie in Sokhyam irgendwo in China in Zentralasien geboren. In seiner Jugend studierte er mit dem Acharya Haribhala und nach drei Jahren war eine vollendeter Gelehrter. Dann erschien ihm der Bodhisattva Avalokiteshvara und sagte ihm, dass er zur Leichenstätte nach Sosaling in Indien gehen solle, wenn er wirklich Erleuchtung erlangen wolle. Aber Sri Singha zögerte, indem er dachte, dass er zuerst das chinesische System studieren solle. So ging er zu Manjushris Berg nach Wutaishan in Sechuan in China und wurde dort für 30 Jahre ein Bhikshu (Mönch) und studierte die Tantras. Dann erschien Avalokiteshvara ihm ein zweites Mal und gab ihm denselben Rat. Durch das Heilsame seiner Verwirklichung als Vidyadhara (Gewahrseinshalter) begab sich Sri Singha durch die Kunst des Schnell-Gehens an den Leichenplatz nach Sosaling und dort traf er auf Manjushrimitra, der ihn als Schüler annahm und ihm seine gesamten Dzogchen-Instruktionen über 25 Jahre hinweg gab. Als Manjushrimitra den Lichtkörper erlangte, erhielt Sri Singha das endgültige Vermächtnis seines Meisters und meditierte mit diesen Anweisungen, wodurch er die wesentliche Bedeutung des Dzogchen verwirklichte.
Sri Singha war in der Lage, die Texte, die Manjushrimitra in einem Felsen in der Nähe von Bodhgaya verborgen hatte, zu heben und teilte die Serie des Geheimen Verhaltens der Anweisungen in die äußeren, inneren, geheimen und allergeheimsten Zyklen, abgestuft nach der Zunahme des Fehlens konzeptueller Ausschmückung. Diese vier waren mit den vier Ermächtigungen des Dzogchen verknüpft – ausgeschmückt, einfach, sehr einfach und am einfachsten. Nach seiner Rückkehr nach China verbarg er die ersten drei Zyklen, die alle einen gewissen Grad von konzeptuellen Bezug hatten in einer Kammer in der obersten Zinne des Bodhi-Baum-Tempels und gemäß den Hinweisen der Dakinis den letzten Zyklus in einer Säule des Glückverheißenden Tempels. Dann kehrte er an den Silying-Leichenplatz zurück, wo er in Meditation verblieb und die dämonischen Wesen lehrte, die ihn verehrten.
Sri Singhas primäre Meditationshandlung war, auf Leichenplätzen zu leben, wo er sich in verschiedene Gestalten verwandelte, durch die er lehren und mit den Dakinis und den bösartigen Geistern furchtlos spielen konnte. Seine Schüler waren Vimalamitra und Jnanasutra. Schließlich erlangte er den Regenbogenkörper, als er auf dem Weg vom Bodhi-Baum-Tempel zum König von Khotan unterwegs war, um ihn zu besuchen und gab sein letztes Vermächtnis an Jnanasutra.