Wie immer ist diese Besprechung nur für Leute, die die Episode schon gesehen haben – absolute Spoilergefahr! Nur für die bisherigen Folgen, nicht für die weitere Staffel – und das so bitte auch in den Kommentaren handhaben.
“Let’s Kill Hitler” fügt sich nahtlos ein in die Reihe der letzten Moffat-Episoden: Eigentlich mehr verqueres Handlungsbogenzeugs als tatsächliche Handlung, einige ziemlich nervige Probleme, aber dabei ohne Frage auch sehr unterhaltsam. Während man sie schaut, machen sie wunderbar Spaß, und je mehr man danach darüber nachdenkt, desto nerviger werden sie. Aber an diesen Stil hat man sich inzwischen ja schon gewöhnt, und damit kann man recht gut damit umgehen…
The Good
- Ich hatte große Befürchtungen, dass alles, was mit Hitler und dem Dritten Reich zu tun hat, mächtig schief gehen würde. Überraschenderweise ist das aber im Großen und Ganzen gut gelungen – zum Teil, weil es eh nur minimal vorkommt, zum Teil, weil es richtig nett präsentiert wurde: Hitler im Schrank ist klasse und wir bekommen so herrliche Sprüche wie “Well, I was on my way to this gay gypsy Bar-Mitzvah for the disabled, when I suddenly thought, gosh, the Third Reichs a bit rubbish, I think I’ll kill the Führer.”
Etwas Magenschmerzen bereitet nur die Einschätzung von River Song als schlimmeren Kriegsverbrecher als Hitler… - Die Idee des Teselecta ist ziemlich schick und auch gut umgesetzt – und die Antikörper sind ganz besonders toll. Ich mag höfliche Killermaschinen.
- Kindheit und Jugend von Amy und Rory – awwwww. Sehr, sehr niedliche Szenen.
The Bad
- Irgendwie hat die ganze Folge keine Handlung, sondern ist nur ein Sammelsurium an Szenen, mit denen irgendwelche loosen Charakterfäden aufgegriffen, weiter verwurschtelt und nicht wirklich abgeschlossen werden. “Let’s Kill Hitler” ist die neueste Bestätigung dafür, dass ich einfach Moffats Art Handlungsbögen zu basteln nicht mag: Die Mischung aus engem Handlungsstrang und eigenständigen Stories ist nichts Halbes und nichts Ganzes und passt halt einfach nicht zu Doctor Who.
- Prinzipiell gehör ich ja zu den River-Befürwortern, und auch hier hat Alex Kingston viele gute Szenen – aber es wird schon anstrengend. Wie schon bekannt, bin ich nicht unbedingt glücklich mit den neuesten Entwicklungen Rivers (ich mochte sie lieber, als sie einfach nur eine mysteriöse Abenteuerin aus der Zukunft des Doctors war), und in dieser Folge ist sie halt besonders überdreht: Mels ist einfach nur nervig, und Alex Kingston dreht auch so auf, dass es hart an der Grenze war.
- Das “Justice Department” kann in der Zeit reisen. Moffat ist ja generell sehr lax mit seinen Zeitreisegesetzen, aber langsam kommt’s mir so vor, als ob das prinzipiell jeder könnte: Time Lords und Daleks sind ja klar, und die Time Agents hatten wir auch schon eine Weile, aber dann wären da nun auch die Silence/die Leute um Madam Kovarian und das Justice Department – bald hat das jeder drauf. Zeitreisen sollten etwas besonderes bleiben.
- Möglicherweise wird da in weiteren Episoden noch etwas daran geändert, aber momentan sieht es so aus, als ob Amy und Rory akzeptieren, dass ihnen ihr Baby geraubt wird, jahrelang einer Gehirnwäsche unterzogen wird und zur völligen Psychopathin heranwächst – nur, weil sie wissen, dass irgendwann mal River Song aus ihr wird. Das ist schlichtweg Quatsch, und wenn da nicht noch viel vernünftige Erklärung kommt, macht das Amy und Rory zu den vielleicht emotional leersten Figuren der Fernsehgeschichte…
Ich hoffe ja, dass Moffat weiß, was er tut, aber langsam befürchte ich, dass er geblendet von seinen eigenen hübschen Einfällen einfach drauf los galoppiert und überhaupt nicht mehr sieht, in was für Probleme er sich da verstrickt…
The WTF?
- Es besteht immer noch eine Menge Erklärungsbedarf, was River und die Impossible-Astronaut-Geschichte betrifft. River ist das kleine regenerierende Mädchen, das haben wir jetzt eindeutig bestätigt, aber steckt sie 2011 im Raumanzug um den Doctor zu töten? Die Teselecta sagen ja, dass River den Doctor tötet, und dass der Doctor 2011 in Utah stirbt, also müsste das so sein – aber wie soll das denn funktionieren?
- Etwas mehr Informationen zu den Silence – die sind offenbar eine Religionsbewegung. Für die eine Antwort gibts wieder mehr offene Fragen: Die Silence warten auf “die Frage” – was auch immer die sein soll.