Die Pfalz gehört nicht unbedingt zu den Gegenden, in die es den Stilschreiber häufig verschlägt – vollkommen unerklärlicherweise, sind dort doch einige meiner liebsten Weingüter beheimatet. Umso gelegener kam da die Einladung der Medienagenten auf den Dürkheimer Wurstmarkt. Bereits seit letztem Jahr organisiert Deutschlands wohl innovativste Weinmarketingagentur im Rahmen des weltweit größten Weinfestes – im Jahr 2012 wurden dort von 600.000 Gästen immerhin 400.000 Liter Wein konsumiert – eine Verkostung hochkarätiger Dürkheimer Weine und lädt dazu Blogger und Journalisten aus ganz Deutschland ein. Nachdem ich im letzten Jahr aufgrund verschiedener anderer Verpflichtungen nicht teilnehmen konnte, freute ich mich umso mehr, dieses Jahr dabei sein zu dürfen.
Roastbeef, Saumagen und Riesling
Erklärtes Ziel von Weinblogger goes Wurstmarkt ist es, die Gesamtheit der Pfälzer Weinkultur zu zeigen. Die Medienagenten lösen das, indem sie einem Besuch des, nun ja, dubbeglasseeligen Weinfestes eine moderierte Verkostung mit einigen der Betriebe voranstellen, die von Schorle bis Spitzenwein die gesamte Bandbreite der Weinkultur verkörpern. Was dabei herauskommt, ist ein hochinteressanter Austausch mit vielversprechenden Winzertalenten bei Roastbeef, Saumagen und Riesling. Einige nachhaltige Eindrücke des Weinschaffens rund um Bad Dürkheim gibt es obendrauf. Die Highligts dieses an guten Weinen wirklich reichen Abends möchte ich hier festhalten.
Da war zum ersten der 2012 Wachenheimer Fuchsmantel Riesling trocken “Quetschenbaum” von Karl Schäfer, ein extrem mineralisch anmutender Wein, gewachsen auf Sandstein. Die Nase gab sich anfangs (und bedingt durch den kurzen zeitlichen Abstand zum Fülldatum erwartbarerweise) verschlossen, zeigte mit etwas Luft aber Noten von Aprikose, Birne und etwas angetrockneter Mandarine. Am Gaumen ist der Quetschenbaum, benannt nach der alten Bezeichnung der Lage, auf dem die Reben dieses Weines stehen, gleichzeitig dicht, leichtfüßig und vollkommen trocken. Ein prägnanter Säurebogen und leicht phenolische Noten im Nachhall machen ihn enorm trinkfreudig.
Zum zweiten gefiel mir der 2012 Dürkheimer Michelsberg Riesling trocken vom Weingut Pflüger. Auch hier ist der erste Riecheindruck verhalten, nach einiger Zeit im Glas zeigen sich aber deutlich exotische und würzige Noten wie Ananas und Zitronengras. Nach noch einiger Zeit mehr wandelt sich der Eindruck fast vollständig und macht einem stark gemüsigen Bild (Lauch, Erbsen, etwas Kohlrabi) platz. Am Gaumen gibt der Wein sich rasant, noch deutlich von der Säure geprägt und sehr frisch. Wie schon der Quetschenbaum dürfte auch der Michelsberg sich mit einigen Monaten oder gar Jahren Lagerung noch besser integrieren und seinem Trinker dadurch mehr Freude bereiten.
Zum dritten und letzten sei noch der 2012 Riesling troken “RebArena” vom Weingut Fitz-Ritter erwähnt. Nominell einer der einfachsten Weine in der Verkostung, konnte der nach einer Eventlocation inmitten einer Weinlage benannte Riesling vor allem durch seinen animierenden Charakter und die perfekte Machart überzeugen. Er fließt hellgelb mit silbrigen Reflexen ins Glas und zeigt sich in der Nase derzeit noch stark von der Hefe geprägt. Mit etwas Luft wandelt er sich dann zu einem frischen, sortentypischen Riesling mit exotischen Anklängen. Am Gaumen gibt er sich dann fast schon unverschämt süffig, frisch und glasklar.
Auf zum Wurstmarkt
Insgesamt fiel mir vor allem auf, wie sehr sich die Weine aus einem einzigen Ort doch unterscheiden können, wenn man Parameter wie Lage und vor allem Erzeuger berücksichtigt. Nach getaner Arbeit bot sich bei allerlei Leckereien vom Grill noch die Möglichkeit, mit einigen der Winzer über ihre Idee vom Wein zu diskutieren. Im Anschluss ging es dann auf den Dürkheimer Wurstmarkt, den ich in seinen Ausmaßen völlig unterschätzt hatte. Spätestens hier war es dann auch an der Zeit für Fachsimpeleien unter den anwesenden Bloggern (Budi’s Foodblog, Pfälzer Weinblog, Arthurs Tochter kocht, Blind Tasting Club, Weinlagen-Info). Alles in allem war das also ein durchaus lohnender Ausflug für den Stilschreiber – und sicher nicht der letzte nach Bad Dürkheim!