Urlaub?! Gut, falls nicht, dann sollten Sie dieses Buch lesen! „Nächsten Sommer“ ist ein verrücktes und originelles Stück Literatur, das von Aufbrauch, Freiheit und Leben handelt. Kino könnte nicht besser sein!
Drei junge Männer in den Endzwanzigern beschliessen gemeinsam mit einem sehr alten orange-weiss lackierten VW-Bus nach Südfrankreich zu fahren:
Felix, der Ich-Erzähler, ist eher ein asketischer Typ, hat keinen Schulabschluss, ist aber dafür ein Mathegenie. Er liebt Primzahlen, lebt in einem Bauwagen, ist Besitzer einer Katze mit dem Namen „Hit and Run“ und hat ein Haus in Südfrankreich von seinem Onkel Hugo geerbt. Marc ist Musiker, eher choatisch und kann ohne seine Joints nicht leben. Bernhard ist ein Ordnungsfanatiker und mag es am Liebsten steril und sauber:
„In Bernhards Wohnung riecht es immer ein bisschen wie im Krankenhaus. Ein Geruch, der sich den Anschein des natürlichen geben will und doch aseptisch bleibt. Seine Diele ist ein Leichenschauhaus für Schuhe, in Edelstahl, klar lackiert.“
Die Fahrt mit den VW-Bus getaltet sich als sehr abwechslungsreich, da immer irgendetwas nicht funktioniert oder nur unter sehr ungewöhnlichen Massnahmen. Bei ihrem ersten Stop auf einem Rastplatz treffen sie zufällig auf Lilith, eine Lesbe. Sie ist gerade auf dem Weg zu ihrer Schwester nach Genf, um ihrem Liebeskummer zu enfliehen. Somit fahren sie zu viert weiter, bleiben nur ganz kurz bei Liliths Schwester und holen noch Zoe – eine alte Freundin – vom Genfer Flughafen ab. Auch sie ist unglücklich in ihrer Beziehung und hat sich nun doch noch spontan entschieden mit den drei Jungs nach Südfrankreich zu fahren.
Und da sitzen sie nun im super coolen alten VW-Bus, lassen sich den Fahrtwind um die Nase wehen und diskutieren : über das Leben, die Liebe und die Freiheit. Sie erleben die verrücktes Dinge während der Reise, ertrinken beinahe in einem eiskalten See, werden von der französischen Polizei verfolgt und kommen nach drei Tagen endlich in Südfrankreich an. Im Haus von Onkel Hugo erwartet sie jedoch Felix’s Vater, der es nicht akzeptieren will, dass nicht er, sondern sein Sohn der Erbe ist. Jetzt heisst es für Felix, sich zum ersten Mal durchzusetzen und zu kämpfen. Es fällt ihm schwer, um etwas zu kämpfen, etwas festzuhalten. Doch er will endlich frei sein. Er schlägt seinem Vater eine Partie Schach vor: Der Sieger bekommt das Haus….
„Nächsten Sommer“ ist ein leichtes, aber nicht seichtes, sondern sehr kluges Buch, geschrieben wie ein Roadmovie, was nicht verwundert, da Edgar Rai auch Drehbuchautor ist. Die Sprache ist erfrischend, direkt und voller wunderbarer Vergleiche. „Nächsten Sommer“ steht aber auch als Metapher für Dinge, die man sowieso nicht macht oder nie passieren werden. Dieses 240-Seiten-starke Werk ist wie ein vergnüglicher Kurzurlaub vom Leben und im Leben. Es macht Lust auf Abenteuer und Aufbruch, gibt aber auch Kraft und Mut über sein eigenes Dasein nachzudenken und sich mit dem zufrieden zugeben, was man hat und wie man ist. Denn früher oder später hat jedes Leben auch immer ein Happy End!