„Airport – Eine Woche in Heathrow“ ist kein Roman, sondern eine philosophisch literarische Auftragsarbeit, die Alain de Botton von einer Firma, die Flughäfen besitzt, angeboten bekam. Selten, dass sich Flughafenbetreiber für Literatur interessieren, doch in diesem Fall traf es zu. Die Firma lud einen Schriftsteller zu einer Woche Aufenthalt im neu gebauten Terminal 5 ein. Und somit wurde Alain de Botton – Philosoph und Schriftsteller – der erste „Heathrows Writer-in-Residence“. Gemeinsam mit dem berühmten Fotografen Richard Baker hatte Botton nun freien Zugang zum gesamten Bereich des Terminal 5, zu den Shops, zu den Lounges und vor allem auch zu den Bereichen hinter den Sicherheits-absperrungen. Einquartiert im Flughafenhotel für sieben Tage nahm dieses Abenteuer nun seinen Lauf.
Alain de Botton beobachtet wohlwollend die Vorgänge auf dem Terminal. Mit Charme und Leichtigkeit beschreibt er die alltäglichsten Gegebenheiten, die Begegnungen mit Reisenden, die Freude bei den Wartenden, die Ungeduld bei den Abfliegenden. Er taucht ein in die kleine und gleichzeitig grosse Welt zwischen Check-in-Bereich und Duty-Free. Er spricht mit Personal, Chefs und Seelsorgern und er freut sich sehr über seinen Arbeitsplatz: ein Schreibtisch, der sich in der Mitte eines Abschnitts des Terminals 5 befand:
„Für die meisten Besucher des Terminals aber war der Tisch eines Schriftstellers wie eine offene Herausforderung, sich ihrer Umgebung mit grösserer Phantasie und Aufmerksamkeit zuzuwenden und genauer auf jene Empfindungen zu achten, die der Flughafen in ihnen hervorrief, mit denen sie sich jedoch in ihrer Hektik auf dem Weg zum richtigen Flugsteig nur selten näher befassen konnten.“
Von Seite zu Seite spürt man immer intensiver den Flughafenbetrieb. Der Leser verschwindet quasi im Terminal 5, überlegt, ob er nun abfliegen, ankommen oder lieber einkaufen gehen soll. Er lernt die vetraute Putzfrau kennen, den Schuhputzer und den Vorstandschef einer der grössten Fluggesellschaften. Man möchte am Liebsten eine Woche im Flughafen-hotel verbringen und sich auch mitten in ein Terminal setzen – umgeben von Lärm, Getöse und Tumulten – und nur beobachten, mit den Leuten sprechen und bleiben!
Das Buch ist ein kluges und witziges Gesellschaftsessay, das sich durch eine unglaubliche Beobachtungsschärfe und Sensiblität auszeichnet. Ein kleines schmales beeindruckendes Werk, ergänzt mit wunderbaren Momentaufnahmen des Fotografen R. Baker, für Vielflieger, Gelegenheits-flieger und alle, die sich für besondere Orte und Menschen interessieren.