Durch kühle Täler – Wandern im Hochsommer in der Sächsischen Schweiz

Von Sven Becker @theBackpackerde

Diesmal bringt uns nicht das Auto sondern der Zug an den Ausgangspunkt unserer Wanderung durch die Sächsische Schweiz. Verkehrsgünstig erschlossen kommen wir somit entspannt und ausgeruht in der Stadt Wehlen an. Dieser Umstand ist nicht ganz unwichtig, sind doch heute knapp 34 Grad Höchsttemperatur vorausgesagt. Es ist Hochsommer und wir einmal mehr in meinem absoluten Lieblingsgebirge unterwegs. Erneut begleiten mich meine Mutter und mein Bruder als eingeschworenes Team auf Abwegen durch die Täler des Elbsandsteingebirges und die Schwedenlöcher. Hoffentlich ist es dort kühler, denn bereits jetzt, 10 Uhr morgens, brennt die Sonne von einem wolkenlosen Himmel.

Startpunkt der Wanderung ist die Stadt Wehlen, welche idyllisch direkt am Ufer der Elbe liegt.

Durch den Teufelsgrund und den Uttewalder Grund

Wehlen ist zwar vornehmlich ein kleiner, touristischer Ort, der aber stets dann mit Schlagzeilen auf sich aufmerksam macht, wenn die Elbe mal wieder Hochwasser hat und die Hälfte des Ortes unter den Wassermassen verschwindet. Ein trauriger Umstand, da Kirche und Marktplatz jedes Mal aufwändig und teuer saniert werden müssen. Der Klimawandel trägt hier besonders deutliche Früchte. An fast jeder Hausecke ist der jeweilige Wasserstand ablesbar und somit nachzuvollziehen, dass die Hochwasser in den letzten Jahrzehnten an Häufigkeit und Heftigkeit zugenommen haben. Wehrhaft trotz der Wehlener den Widrigkeiten – ein Wunder, dass die Einwohner noch nicht den Mut verloren haben. Einige Geschäfte stehen leer, warten auf neue mutige Mieter.

Mit der Fähre vom Bahnhof aus gut zu erreichen, lädt die Stadt Wehlen zum Bummeln und Faulenzen ein.

Vorbei an Marktplatz und südländisches Flair versprühenden Café’s machen wir uns auf den Weg in Richtung Uttewalder Grund. Bereits auf den ersten schattigen Metern ist es bedeutend kühler und vor allem angenehmer. Die Sonne schafft es hier nicht ganz bis zum Boden vorzudringen, so dass die Farne abseits der Wege zwar etwas hängen, sich aber kraftstrotzend dem nächsten Regen entgegen sehnen.

Im Teufelsgrund findet der Wanderer jede Menge Steinritzungen aus knapp 200 Jahren.

Ungefähr auf der Hälfte des Weges führt linkerhand etwas versteckt ein schmaler Abzweig in den Teufelsgrund. Genau wie in den Schwedenlöchern, die wir später ebenfalls noch durchqueren werden, finden wir durch Sicker- und Quellwasser feuchte Luft und kräftiges Grün. Der Eingang zur Heringshöhle, versteckt und zum Teil nur Kletterfreudigen erschlossen, wird unser erster Rastort.

Den Weg zurück in den Uttewalder Grund wandernd und dort weiter in Richtung Lohmen kommen wir wenig später am Namensgebenden, wirklich idyllisch gelegenen „Waldidyll“ vorbei. Schmackhafte Kost bietend und unter Schattenspendenden Bäumen gelegen, lädt dieses Gasthaus zum Verweilen ein. Zu schade, dass wir uns gerade gestärkt haben. Doch wir wollen weiter, wartet am Ende des Weges doch das berühmte Felsentor, welches schon den Maler Caspar David Friedrich zu seinen bekannten Gemälden inspirierte.

Im Uttewalder Grund stillt das Forsthaus Waldidylle mit bürgerlicher Kost nicht nur den Hunger.

Auf die Bastei und durch die Schwedenlöcher

Ein Stück zurück wandern wir weiter in Richtung Steinerner Tisch und damit hinauf auf die Bastei. Trotz strahlend blauen Himmels und nur wenigen Besuchern auf Brücke und Felsen dieses touristischen Highlights verweilen wir nur kurz. Es ist mittlerweile Mittag und damit verdammt heiß. Uns sehnt es bereits nach kurzer Rast erneut nach Kühle und so begeben wir uns von der Bastei direkt in das nächste Tal, hinab durch die Schwedenlöcher.

Ein kleiner Abstecher auf die Bastei muss auch bei hohen Temperaturen sein. So lässt sich erst die Kühle des Tals wirklich schätzen lernen.

Die Felsen der Bastei sind zu jeder Jahreszeit ein wundervoller Anblick. Genau wie der Lilienstein dahinter.

Abwärts gehen sich die knapp 900 Stufen bedeutend einfacher, als hinauf. Dennoch spüren wir die Anstrengung in Knie und Gelenken. Wer nicht gern Treppen steigt, für den ist die Sächsische Schweiz irgendwie nichts. Einziger Trost: bei jedem Schritt wird es merklich kühler.

Durch tiefe Wälder und dicht stehende Felsen wird ausreichend Schatten gespendet.

Im Amselgrund angekommen, der ebenfalls zwischen eng stehenden Felsen verläuft und zudem noch über einen vor sich hin plätschernden Namensgeber verfügt, haben sich die Temperaturen wieder auf ein erträgliches Maß eingepegelt. Waren auf der Bastei noch Temperaturen um die 30 Grad auszuhalten, sind es im Tal knappe 22 Grad und damit fast schon frisch.

Wem knapp 9 Grad nicht zu kalt sind, kann bei jeder Jahreszeit in den Amselsee baden gehen. Auch im Winter.

Entlang des Amselgrunds

Der Weg ist breit und läuft sich nach den vielen Stufen ganz entspannt. Vorbei an Amselfall, wo gegen Gebühr auch noch der letzte Tropfen Nass zum Wasserfall erkoren werden kann, und Amselsee, auf dem in Schatten und Sonne nach Belieben gegondelt werden kann, gelangen wir im Kurort Rathen an. Die Wärme drückt sich von der Elbe in diesen wunderschönen Ort, doch da es bereits früher Nachmittag ist und eine leichte Brise eingesetzt hat, trocknet die schweißdurchtränkte Kleidung recht schnell. Beim anschließenden Kaffee m Hotel Elbiente lässt sich wunderbar vorbei ziehende Dampfschiffe und mutige Badende beobachten. Sollte hier eigentlich Schluss sein, verlangt es uns aber noch nach einigen Kilometern. Und so beschließen wir, den Rückweg nach Wehlen per Fuß anzutreten.

Entlang der Elbe – oder etwas oberhalb des Steinbruchwegs – findet man genug Möglichkeiten, sich abzukühlen. Seit einigen Jahren lädt sie wieder zum vergnüglichen Bade.

Sauber und ökologisch wertvoll: in der Elbe kann man seit einigen Jahren wieder bedenkenlos baden.

Entlang des Elberadweges, der von der tschechischen Grenze bis nach Hamburg immer entlang des Flusses zu befahren ist, wandern wir aus Rathen hinaus. Kurz hinter dem Ort, versteckt in Gebüschen, führt ein kleiner Trampelpfad erneut hinauf in Richtung Felsen. Dieser Weg, sofern gefunden, sollte unbedingt probiert werden, ist er doch auf aktuellem Kartenmaterial kaum noch verzeichnet. Lediglich auf den liebevoll und sehr detailliert gezeichneten Wanderkarten von Rolf Böhm ist dieser Weg als Trampelpfad aufgeführt und verläuft immer entlang der ehemaligen Sandsteinbrüche.

Vom Trampelpfad unterhalb der Sandsteinbrüche genießt man immer wieder traumhafte Blicke auf die Elbe.

Auf dem Sandsteinpfad

Auch hier lässt es sich ganz gut aushalten, spenden die dichten Bäume doch genug Schatten. Wer sich wie wir durch das Unterholz kämpft, wird mit allerlei Eindrücken überrascht. Nicht nur die spärlich gesäten Ausblicke sind von ganz besonderer Schönheit, sondern auch die ehemaligen Behausungen der Steinmetze, die sich hier bis kurz nach Kriegsende am sächsischen Sandstein bedienten, sind von sehenswerter Einzigartigkeit.

Der zum Teil unbekannte Trampelpfad führt schnurstracks entlang der ehemaligen Sandsteinbrüche.

Die Geschichte der Sandsteinbrüche reicht weit bis ins 7. Jahrhundert zurück. Bereits slawische Siedler bauten den Sandstein in Elbhanglage ab, um ihre Behausungen aus dem Naturstein zu errichten. Doch Berühmtheit über die Grenzen hinaus erreichte der Elbsandstein erst zu Beginn des 12. Jahrhunderts. Großartige Bauwerke wie der Meißner Dom, der Zwinger, die Semperoper oder auch die Frauenkirche in Dresden entstanden komplett aus dem gelbweißen Stein und verzauberten fortan das kleine, unbedeutende Dresden in das noch heute bekannte Elbflorenz.

… andere hingegen werden auch heute noch von Wandervereinen oder Privatpersonen bewirtschaftet.

Haben sich die Hütten entlang des Sandsteinpfads auch bis heute etwas verändert, wirkt ihre geschichtsträchtige Aura nach. Einige zu Villen erweiterte Prachtbauten liegen zwar brach, dafür sind andere im typischen Stil alpiner Bauten errichtete Häuser noch heute von unterschiedlichen Vereinen bewirtschaftet. Eine kleine Gruppe Wanderer des Leipziger Wanderverbands bezieht gerade ihr Domizil, um die nächste Woche samt Kind und Kegel kletternd im Elbsandsteingebirge zu verbringen.

Die ehemaligen Behausungen der Metzger stehen zum großen Teil auch heute noch. Einige von ihnen sind jedoch dem Verfall preisgegeben …

Am Ende des Weges kommen wir wieder im Kurort Rathen an. Eigentlich könnten wir hier den Sandsteinpfad noch weiter bis nach Lohmen weitergehen, doch stecken uns die knapp 16 Kilometer mittlerweile in den Beinen. Besonders die Stufen der Schwedenlöcher spüren wir besonders deutlich, so dass wir den Wandertag bei einem kräftigenden Mal im Hotel Café Richter direkt mit Blick über die Elbe ausklingen lassen.

Die Elbe schimmert dunkelbalu bei Temperaturen jenseits der 30 Grad. Hochsommerliches Wandern im Elbsandsteingebirge

Wer also der Meinung ist, im Hochsommer wäre das Wandern in der Sächsischen Schweiz zu anstrengend, dem sei hiermit dringend geraten, es doch wenigstens mal zu probieren. Wenn man weiß, welche Wege Abkühlung bieten, steht dem Wandervergnügen auch bei über 30 Grad nichts mehr im Wege.
 

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