Ein schöner Samstag Morgen im Herbst 2018. Schöner, blauer Himmel über den Ruhrpott. Die Temperaturen gehen zum ersten Mal in dieser Jahreszeit in den Keller. Nur 3 Grad zeigt mir das Thermometer an als ich mich auf mein Gravelbike schwinge und losfahre. Zwar habe ich die kurzen Radhandschuhe an, aber die Fingerknöchel werden trotzdem schnell Weiss vor Kälte. Zum Glück ist wenigstens der Rest von mir warm verpackt. Als ich die Ruhr erreiche, wabbern noch leichte Dunstschwaden über das Wasser. Ein einsamer Angler in einem Boot versucht in der Ruhe dieses Morgens sein Glück bei den Fischen. „Petri Heil", denke ich mir und fahre weiter zu meinem Treffpunkt an der Pontonbrücke bei Bochum-Dahlhausen. Dort würde ich mich mit Martin Donat treffen, Herausgeber des wunderbaren „LIFECycle Magazine". Schon länger haben wir davon gesprochen einmal etwas zusammen auf die Beine zu stellen. Die Idee: ein Doppel-Interview während eines coolen Rides durch den Ruhrpott. Er interviewt mich praktisch gleichzeitig für das Magazin und ich ihn für dieses Blog-Interview!Auf dem Rücken unserer Räder sollte es sich doch entspannt fahren und quatschen lassen. Ich war der erste am Treffpunkt und machte noch ein paar Fotos von meinem Bike am Geländer der Brücke stehend. Wo in der Morgensonne noch zarte Tropfen Raureif an den dort hängenden Spinnennetzen funkelten. Und dann zischte Martin auch schon fast vorbei an dieser Szenerie, hätte ich nicht den Arm gehoben.
So hatte ich mir Martin vorgestellt. Immer unter Dampf und auf Suche nach neuen Abenteuern mit seinem Bike. Rastlos und auf eine gewisse Weise von einer inneren Unruhe getrieben. Doch auf unserer gemeinsamen Tour durch den Ruhrpott entpuppte sich das schnell als ziemlich überzogen. Das merkte ich schon nach den ersten gemeinsamen Kilometern in Richtung Bochum. Und das war auch ein Grund dieses gemeinsamen Treffens. Auf unserer „Pott"-Runde wollte ich nämlich mehr von Martin erfahren. Sein recht neues Heft „LIFECYCYCLE Magazine" ist mir seit der ersten Ausgabe ins Auge gefallen. Es gibt es nicht im normalen Zeitschriftenhandel, sondern kann nur online bestellt werden! Grund dafür ist die Nachhaltigkeit, mit dem Gedanken dahinter nicht unnötige Ressourcen zu verschwenden und auf Halde zu produzieren!
„Ich fahre halt einfach Fahrrad und erzähle eine Geschichte."
Die Storys sind anders als in anderen Zeitschriften, die Fotos vermitteln einem das Gefühl das Magazin nach dem Lesen eines Artikels zur Seite zu legen um selber loszufahren. Jedes Heft kann man genießen, denn es ist keine Lektüre, die man eben mal so herunter liest. Martin versteht es, in seinen Berichten ein Gefühl von Freiheit und Träumen zu transportieren. Ein weiterer Grundscheint zu sein, das er meist alle seine Touren direkt von der Haustür weg aus startet und so den Leuten zeigt, wie einfach es ist einfach loszufahren. „Das ist ja eigentlich genau das was es soll. Ich fahre halt einfach Fahrrad und erzähle eine Geschichte und hoffe das es jemanden inspiriert mir das einfach nachzumachen", so Martin.
Als wir an die Jahrhunderthalle in Bochum gelangen halten wir für den ersten kleinen Foto-Stopp. In dieser typischen Ruhrpott-Kulisse baut Martin sein Fotoapparat auf's Stativ, nah einer langen Treppe. Die wollen wir herunterfahren während die Kamera im Sekundentakt die Fotos schiesst. Das Licht scheint gut zu sein, doch es braucht zwei Takes, bis die passenden Fotos im Kasten sind. „So macht er also seine tollen Fotos", denke ich mir.
„Ich passe mich deinem Tempo an," sagt er als wir beim zweiten Take den Weg nebenan hochfahren um oben über die Treppe wieder herunterzufahren. Ich sah beim ersten Versuch wohl noch nicht so Profi-mäßig aus. Aber was soll ich ihm, der mit MTB's groß geworden ist, auch vormachen? Ich bin da quasi eher der Beginner!
„Ich bin plötzlich Sachen gefahren, von denen meine Mutter besser nichts wissen durfte!"
„Ich komme aus einer Anti-Sport-Familie. Ich habe nichts mit Fußball am Hut, habe Bälle gehasst. Ich war 14, als Mountainbikes total cool wurden. Das war so Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre. Und in dem Alter brauchte man irgendetwas, was cool war. Außerdem war es gerade so, das ich eh ein neues Fahrrad brauchte. Und das wurde dann halt ein Mountainbike. Trotzdem war es da noch nicht um mich geschehen. Ich bin einfach damit gefahren. Und die Wahrheit der Geschichte ist, das meine Mutter immer Angst um mich hatte und ständig in Sorge war. Ich musste auch versprechen immer so einen fiesen Helm zu tragen. Irgendwann hatte sie dann gelesen das die Krankenkasse einen Mountainbike-Kurs anbot. Was sie aber nicht wußte: der Typ, der den Kurs geleitet hat, war ein hüftlanger Dreadlock-Heini, der einfach Downhill-Rennen gefahren ist! Ich fand ab dem Punkt auf einmal Downhill-Rennen total cool und bin plötzlich anstatt Feldwege Sachen gefahren, von denen meine Mutter besser nichts wissen durfte. Aber sie war selber Schuld!" Ein Grinsen legt sich dabei auf sein Gesicht.
Trotzdem hatte es für Martin immer noch nicht so einen richtig sportlichen Charakter. „Man hing ab mit Freunden und das alles hatte eher was von Party und an-der-frischen-Luft-Sein", sagt er. Bald darauf fing er an zu studieren und zog deshalb nach Bochum. Und zu der Zeit war in Bochum das Zentrum des Downhill-Fahrens in Deutschland. „So saß ich nur noch auf dem Downhill-Rad und bin jedes Rennen mitgefahren. Damals waren diese Rennen: Donnerstags hinfahren und auf der Fahrt schon einen Kasten Bier am Start. Wir waren so 10 bis 20 Leute und haben selber angefangen illegale Strecken zu bauen. Heute ist der Ruhrpott zugepflastert mit Downhill-Strecken. Es gibt in Bochum aber immer noch Sprünge, die wir gebaut haben und die darauf basieren, was wir da vor 20 Jahren mit dem Spaten im Wald gemacht haben. Auch eine kleine illegale Renn-Serie hatten wir damals, den „Ruhrpott-Cup", der auch deutschlandweit bekannt war. So war's damals. Ein riesengroßer Spaß und eine mega-gute Zeit."
Genau diese Zeiten sind es, wo man jung ist und voller Tatendrang steckt, die einen für ewig prägen und stets im Gedächtnis hängen bleiben. Und wenn man Martin dabei beobachtet, kann man den Glanz in seinen Augen sehen, wenn er so über die Anfänge spricht. Der Unterschied ist, das viele bei diesem Glanz bleiben und das war's. Aber er ist den nun vorgegebenen Weg gefolgt, vielleicht auch unbewußt, aber wohl doch mit einer gewissen Art von Vehemenz.
„So 1997 war es, glaube ich, da gab es nicht nur immer bessere Mountainbikes, sondern auch so eine Erfindung namens INTERNET. Ich habe dann im Grunde eine Homepage gebaut. Die hieß DOWNHILLRACING, und dort habe ich dann angefangen Rennberichte zu schreiben, hab meine analogen Fotos eingescannt und solche Dinge halt gemacht. Ich habe schon in der Schule gerne geschrieben. Irgendwann hat mich dann ein Typ angesprochen der dieses MOUNTAINBIKE RIDER MAGAZIN gemacht hat. Und plötzlich habe ich ein halbes Jahr vor Studienabschluss als Redakteur bei diesem Magazin angefangen. Seit dem war dann alles vorbei, fahre Fahrrad und schreibe Geschichten. Irgendwann kam dann die Fixie-Szene noch dazu. Da habe ich mich eher reingelesen und so entstand dann quasi nebenbei damals noch die SPOKE."Mittlerweile schlugen wir den Bogen von Bochum nach Gelsenkirchen. Über tolle Trassen lässt es sich im Ruhrpott mittlerweile gut mit dem Rad fahren. Vorbei an der „Erzbahnbude", im Pott ein äußerst beliebter Pausenstopp mit Kult-Charakter bei Radlern, ging es weiter auf ein Areal, das nur noch wenige kennen. Der „Almaring", oder auch „Motodrom Gelsenkirchen" genannt. Diese ehemalige Rennstrecke, die im Jahre 1969 eröffnet wurde, war beliebter Treffpunkt der Menschen, die früher in der Region in der Montanindustrie gearbeitet haben. Die Rennen waren stets gut besucht und die Leute standen dicht an der Strecke. Den Siegern winkte meist eine Geldprämie. Jeder konnte dort in verschiedenen Auto-Klassen teilnehmen. Doch irgendwann war der Lärm für die Anwohner wohl zu groß, der Rundkurs wurde 1984 geschlossen und das Gelände einfach sich selbst überlassen. Die Natur erobert sich seitdem das Areal zurück. Auf der Piste kann man teilweise noch die Start- und Ziellinie erkennen. So kann man das auch sinnbildlich sehen. Die Zeit der Verbrennungsmotoren läuft ab, ein Umdenken muss stattfinden beim Umgang mit den Ressourcen der Natur. Das Thema „Nachhaltigkeit" ist auch für Martin ein großes persönliches Anliegen und wichtiges Thema bei seinem eigenen „LIFECYCLE Magazin".
Auf die Frage, wie er dazu gekommen ist bei der SPOKE aufzuhören um sein eigenes Ding zu machen, wird Martin etwas nachdenklich. „Ich glaube, der Hauptgrund war, das die Art und Weise wie ich arbeiten musste, nicht mehr gepasst hat. Da Printmedien ja heute meist nicht mehr auf dem aufsteigenden Ast sind, wurde immer mehr gespart und ich musste immer mehr arbeiten. Im Grunde hatte ich ja meinen Traumjob, aber ich musste mich jeden Tag immer mehr mit Dingen beschäftigen, die dich einfach fertig machen. Es gab dann einfach den Punkt wo mir klar wurde , das sich das auch nicht mehr ändern wird. Und so schön das alles war, so schön die Zeit und die Projekte waren, die ich gemacht habe, gab es keinen anderen Ausweg als das jetzt zu beenden. Und obwohl die SPOKE ja im Grunde wie mein Baby war und es oft auch über das Schreiben einer Geschichte für das Heft hinaus ging - ich habe ja quasi da von A bis Z dringesteckt - war das keine leichte Entscheidung. Im Grunde war das paradox. Eigentlich war das alles super, aber trotzdem irgendwie mies."
„Ich muss nicht jeden Monat ein Heft herausbringen um Anzeigen zu verkaufen, damit es dann in die Tonne wandert."
Bei diesen Worten wirkt Martin keinesfalls verbittert, im Gegenteil. Man wird älter, die Zeiten ändern sich. So können auch neue Chancen entstehen. „Je älter ich werde, desto mehr habe ich mich dafür interessiert wie zum Beispiel Dinge entstehen und was man für Spuren hinterlässt. Ich muss nicht jeden Monat ein Heft herausbringen um Anzeigen zu verkaufen, damit es dann in die Tonne wandert. Das war so der Grundgedanke. Das fing aber schon mit der Namensgebung an. Ich habe mir ein weißes Blatt Papier genommen und einfach mal alles aufgeschrieben, was mir am Radfahren wichtig ist. Themen wie ‚Draußen in der Natur sein und bewußt leben, Nachhaltigkeit und Umweltschonend' standen dann dort. Und LIFECYCLE ,also ‚Lebenszyklus', soll auch hinterfragen. Brauche ich zum Beispiel immer Bling Bling, immer den neuesten Carbon-Rahmen oder nehme ich den Stahlrahmen fürs Leben? Es steckt also CYCLE und LIFE darin. Im Grunde mein Leben, und auch meine persönliche Entwicklung. Und so waren Stephan (Martins Kumpel beim Magazin, d. Verf. ) und ich uns sicher das wir den Namen LIFECYCLE dafür nehmen."
Die Geschichten im Heft wirken für den Leser anregend und besonders und stechen somit aus der breiten Masse heraus. So interessierte es mich natürlich brennend, wie Martin immer wieder auf seine Touren-Ideen kommt, die hier so mancher einer gar nicht auf dem Schirm hat. Schliesslich fährt man ja nicht einfach mal nach Schottland mit dem Rad, nur um dort für zwei Tage Spaß beim GRINDURO zu haben und wieder nach Hause zu fahren. Siehe die Story „Ride to Arran - eine Bikepackingtour nach Schottland" in Ausgabe #4.
„Und das ist genau das, was du gerade sagst. ‚Mal eben hin'. Das ist es, was ich auch früher gemacht habe. Mit dem Auto oder dem Flugzeug mal eben übers Wochenende irgendwohin. Und das ist eine Sache die ich knallhart für dieses Magazin durchziehe: es gibt keine Autofahrt, es gibt kein Fliegen! Zwangsläufig muss ich also überall mit dem Fahrrad hin und dadurch entstehen natürlich Geschichten! Aber das ist ja das Ding. Ich fahre nicht mehr schnell wohin, sondern ich fahre langsam wohin! Ich fahre eine Woche nach Schottland und habe eine mega-geile, abgefahrene Fahrradtour mit vielen kleinen Abenteuern. Camping in den Bergen, nur mit Schafen um mich herum, sowas halt. Ins Flugzeug steigst du ein und bekommst nichts mit um dich herum. Ich kann dir zwar eine kleine Geschichte über das Grinduro erzählen, aber ich kann dich zwei Stunden zutexten über den Weg dahin! Das ist das Geile daran! Und auch wenn du nur mit dem Rad zur Arbeit fährst, du entdeckst deine Umgebung ganz neu! Ich denke zwar, das es bei mir immer Geschichten sind, die etwas über dem liegen, die normale Radfahrer machen würden. Aber trotzdem immer Elemente enthalten, die man durchaus nachmachen kann. Ich mache es oft echt so, das ich bei komoot ( sehr beliebtes Planing-Tool für Radfahrer, d. Verf. ) einfach das Ziel eingebe und gucke, was dabei herauskommt. Das bin ich schon oft 1:1 nachgefahren. Da ist wenig Zauberei bei. Ich fahre halt einfach los. Und man sammelt natürlich viel Erfahrung mit der Zeit."
Der Unterschied könnte wirklich darin liegen, das Martin seine Touren immer von daheim direkt vor der Haustür startet. Ein sehr spannender Aspekt. Die Leute bekommen mit, wie einfach es ist schon kleine Abenteuer direkt vor der eigenen Tür zu erleben.
„Das ist mir total wichtig. Ich will Leute zu etwas animieren. Es freut mich natürlich sehr, wenn sie sagen, ich bin danach eine Fahrradtour gefahren. Aber noch viel mehr freue ich mich, wenn sie sagen, ich habe das auch einmal versucht, nachdem ich die Geschichte gelesen habe und fahre viel weniger Auto."Passend zu unserem Thema der Nachhaltigkeit fuhren wir nun zum Solarbunker in Gelsenkirchen. Diese rund 240 Meter langen ehemaligen Erz- und Kohlebunker wären zu aufwendig und zu teuer gewesen um sie abzureißen. Deshalb wurde im Jahre 2008 auf dem Dach ein Solarkraftwerk in Betrieb genommen, das eine jährliche Leistung von ca. 320.000 kWh Strom erzeugt! Das Gelände wirkt ein wenig verlassen. So als ob hier einmal noch etwas Größeres geplant gewesen wäre. Der Vorplatz ist fertig, der Rest verkommt. Doch direkt neben dem Solarbunker befindet sich ein kleiner MTB-Park. Den ließ Martin sich natürlich nicht nehmen und kurvte mit seinem Crosser und einem breiten Grinsen über die dort angelegten Jumps. Das Martin Spaß dabei hat, in dem was er tut, merkt man ihm an. Pure Freude auf dem Rad und dabei verschmitzt sein wie ein kleines Kind. Radfahren ist doch herrlich.
Das LIFECYCLE Magazine gibt es nun seit vier Ausgaben. Die Fünfte gibt es jetzt genau in diesem Moment des Erscheinens dieses Artikels! Da bleibt die Frage nach der bisherigen Resonanz nicht aus. Dabei hoffe ich innerlich, das die dermaßen gut ist, das ich mir um meinen Lesestoff für die nächsten Jahre keine Sorgen machen muss!
„Klingt ja irgendwie blöd wenn ich das sage", grinst Martin, „aber die Leute reagieren echt positiv! Ich bekomme viel Feedback, das das Magazin sie inspiriert hat mehr Rad zu fahren oder weiter Rad zu fahren! Ich bin da so ganz happy mit."
Lektüre also safe. Sehr gut. Nächstes Ziel und Höhepunkt im wahrsten Sinne des Wortes unserer Tour, war die Halde Haniel in Bottrop. Sie gehört mit ihren rund 159 Metern zu den größten Haldenihrer Art im ganzen Ruhrgebiet. Beliebt bei Groß und Klein, Ausflüglern, MTB-, Cross- und anderen Bike-Fahrern. Die Auffahrt wird auch Kreuzweg genannt und sogar Papst Johannes Paul II. war schon hier und hat eine Messe gehalten. Der Aufstieg fordert schon etwas Kondition, doch der Ausblick über den „Pott" ist unvergleichlich.Ein Amphitheater gibt es dort oben auch. Hier wurden schon Opern aufgeführt! Auf dem höchsten Punkt wurde aus 100 Eisenbahnschwellen die Kunst-Installation TOTEMS geschaffen. An zweien dieser aufrecht stehenden Schwellen sitzen wir nun angelehnt bei schönstem Sonnenschein und sinnieren über Technik und Highlights beim Radfahren. Nur Radfahren also oder auch Technik-Nerd, Martin?
„Ich bin definitiv kein Material-Fetischist."„Ich bin grundsätzlich jemand, der sich für Dinge interessiert. Nicht in dem Sinne, das ich jetzt jede RAL-Farbe eines Rahmens kenne. Ich bin also definitiv kein Material-Fetischist. Aber ich will schon wissen, wie ein Carbon-Rahmen hergestellt wird und schraube schon selber am Fahrrad herum. Ich glaube, das mich die Technik tatsächlich mehr interessiert, die hinter den Sachen steckt, als das Fahrrad jetzt selber. Ich könnte dir also niemals sagen, was der Rahmen an meinem Fahrrad wiegt, wahrscheinlich könnte ich dir aber eher sagen, was mir an einem Carbonrahmen nicht so gefällt."
Um nochmal zurückzukommen auf deine spannendste oder aufregendste Radtour?
„Als ich in Sizilien mal ausgeraubt wurde und in den Lauf so einer Knarre geschaut habe, war das eher ‚abfuck' als spannend. Da denkst du auch nicht mehr viel nach. Die Räder und alles andere waren weg. Das war nicht so schön, sondern mega-nervig. Spannend finde ich eher zelten an einem einsamen Strand. So wie in Ausgabe #1, als ich ein Test-Fahrrad wieder zum Hersteller nach Polen zurückgebracht habe oder aber auch wenn ich Nachts Rad fahre. Gerade wenn du diese 24h-Rennen machst, ist mein Highlight immer die Nacht. Du weißt, das du hier vielleicht gerade der einzige Freak weit und breit bist, der so die Nacht durchzieht. Darüber freue ich mich dann selber wie Banane das hier doch gerade wieder ist. Aber am geilsten finde ich noch immer, was ich hier noch so entdecke, seitdem ich kein Auto mehr habe. Letztens war ich unterwegs, da habe ich mal wieder Ecken gesehen mit kleinen Fachwerkstädtchen und kleinem Bächlein nebenan. Das ist banal, aber das feiere ich mehr als wenn ich in irgendein abgefahrenes Land komme. Und durch das Magazin lerne ich auch ein bisschen mehr Bescheidenheit. Das Leben kann so einfach sein. Du musst nur mal die Augen aufmachen. Es gibt so viele tolle Sachen!"Martin ist ein ganz normaler Radfahrer und sympathischer Typ. So lerne ich ihn während unseres Interviews kennen. Nicht abgehoben, sondern ganz und gar bodenständig. Mit Freude auch an den kleinen Dingen des Lebens. Er fährt Fahrrad aus Leidenschaft. Und aus Überzeugung. Er hat kein Auto mehr, sondern hat das Rad komplett in seinem Alltag integriert. Ob Bäcker, Zahnarzt oder Baumarkt, ganz egal. Alles geht mit dem Rad. Zur Not muss die Bahn herhalten. Das ist das einzige was er zugesteht. Wenn ich ihn so sprechen und erzählen höre, finde ich viele Parallelen zwischen uns beiden. Für mich ist es genau das, was er sehr gut zu übermitteln weiß. Realismus mit Träumen zu kombinieren! Träume erschaffen und Leute dazu bringen sich dann einfach auf's Rad zu setzen und loszufahren. Egal wohin. Sieht man seine Galerie-haften Fotos, will man unwillkürlich aufbrechen. Los und raus. Martin schafft mit dem LIFECYCLE Magazine etwas, was die meisten anderen nicht einmal schaffen anzukratzen. Für mich wirkt es eher wie ein Kunstwerk, obwohl Martin das wohler etwas nüchterner sieht. Aber er trifft bei vielen Lesern halt einen Nerv. In einem richtig gut sitzenden Gewand. Und er hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Hier kann er sich auch ein Stück weit ausleben, wie er sagt. „Auch wenn alle Dinge immer zwei Seiten haben." ( lacht )
Auf die Frage, wie lange er das Radfahren noch machen möchte, sagt Martin: „Das Radfahren an sich hoffe ich machen zu können bis die Kiste zugeht. Eine Vision war immer, dass ich mir einen Sprung baue, damit in die Holzkiste springe und von innen zu mache. Wenn das klappt ist alles super." ( lacht )
Wir schnappen uns unsere Räder und Martin will per se die Halde diesmal auf direkten Weg hinab. Steile Trails voraus gibt er Vollgas und hat dabei ordentlich Spaß in den Backen als er die Halde mit dem Crosser so hinunterfliegt. Mir bleibt die Spucke weg, gebe mir zumindest aber nicht ganz die Blöße und fahre eher ziemlich zaghaft die meisten Trails mit Respekt hinterher. Es war ein richtig schöner und langer Tag auf dem Rad. Und es war mir eine Freude Martin Donat einmal so persönlich zu treffen. Kodderschnautze, Ruhrpottler und sympathischer Typ zugleich.
Martins Interview dann mit mir, während der gleichen Tour, könnt ihr ab sofort in LIFECYCLE Magazine #5 nachlesen! Hier geht es zur Homepage und von dort gelangt ihr bei Interesse zum Shop und könnt euch die Ausgabe bestellen! Und auch wenn euch mein Interview da nicht interessiert, es gibt noch viele weitere tolle Themen...
Und wenn das hier jemand als Werbung empfindet, manche Nervenkostüme sind da ja recht empfindlich, dann sch... drauf! JA, DANN IST ES SO! Ist halt ein geiles Mag! 😉