Ist er das wirklich wert? Ja und Nein.
Ja, weil der EMP wirklich zu den besten Latakia-Mixturen zählt, die es für Geld zu kaufen gibt. Der Tabak besteht aus einer Mischung von hellen Virginias, die dem Geschmack eine angenehme Süße bescheren; aus grüngelben Orienttabaken, die ihm eine frische Säure vermitteln und den rauchigen Latakia-Anteilen. Den Duft aus der Dose finde ich appetitlich.
Die Mixture ist sehr fest in der Dose gepresst. Das hat den Vorteil, dass der Tabak nicht so schnell austrocknet. Der typisch Dunhill’sche langfaserige Schnitt macht das Stopfen der Pfeife unproblematisch und einfach. Der EMP verträgt es auch ganz gut, etwas fester gestopft zu werden – man hat dann länger was davon. Er geht deshalb nicht aus und es läßt sich auch nicht nur mit Gewalt an der Pfeife ziehen. (Sprich: dann ist er zu fest gestopft
Wenn er dann glimmt macht sich ein von mir als spannend empfundener Geschmack im Mundraum breit. Der EMP ist einer der wenigen Tabake, bei denen ich die häufig gehörte Beschreibung “nussig” nachvollziehen kann. Wenn ich ihn langsam rauche und ohne Filter, dann erinnert der Geschmack des kühlen Rauches tatsächlich hintergründig an Nüsse. Vielleicht jedoch beschreibt die Assoziation mit Bittermandeln den Eindruck besser…
Überhaupt: der Geschmack ist eine wirklich hervorragende Mischung aus süßen Haupttönen und säuerlich-spritzigen Untertönen; gepaart mit einem Hauch Rauchigkeit.
Es gibt viele gute Engländer – aber der EMP ist und bleibt für mich einer der geschmacklich am nuancenreichsten. Es macht mir Freude, bewußt den Rauch zu erschmecken und die verschiedenen Geschmackstöne nachzuerleben. Und das macht für mich dann allerdings den nicht unerheblichen Preis wett.
Was mich erstaunt: in meiner Erinnerung (die allerdings zehn Jahre zurück liegt) war der Tabak etwas kräftiger. Ich habe schon darauf geachtet, dass ich nach einer Füllung mit dem letztens reviewten Hyde Park von Peterson nicht zu diesem diffizielen Kräuterlein greife. Da erschlägt allein die “Mund-Erinnerung” des Hyde Park jegliche Wahrnehmung des viel feineren und differenzierteren Geschmacks des EMP. Und so rauche ich den Tabak tatsächlich auch schon in den Vormittagsstunden – nicht nur wegen seines Namens, sondern weil da Zunge und Nase noch aufnahmebereiter sind.
Übrig bleibt – nach erstaunlich kurzer Zeit – ein kleines Häufchen hellgrauer Asche und ein Geruch im Zimmer, den ich für mich immer “herbstlich” nenne. Oder “männlich” – das aber nur, wenn keine Frau zugegen ist
Fazit:
Der EMP ist und bleibt für mich einer der ganz Großen in der Riege der richtig guten Engländer. Vielleicht sollte ich doch noch mal – wenn ich es kräftiger mag – den Nightcap versuchen?
Ganz am Anfang stand da noch ein den Preis befragendes “Nein”… doch das streichen wir jetzt.
Nic