Dunedin, die zweitgroesste Stadt auf der Suedinseln wurde bisher von mir klaeglich vernachlaessigt, weil ich irgendwie vor einigen Jahren nicht genuegend Zeit fuer diese Stadt hatte. Das wollte ich unbedingt aendern und habe gleich mal 2 extra arbeitsfreie Tage beantragt, weil wir aufgrund des Erdbebens nicht mehr soviel zu tun haben. Bei 4 freien Tagen lohnt sich der Trip nach Dunedin aufgrund der Entfernung nicht wirklich (knappe 500km von Milford), bei 6 Tagen sieht das schon anders aus. Dazu kommt, dass ich ja kein Auto habe und auf alternative Transportwege angewiesen bin, was zusaetzliche Zeit kostet.
Nach Dunedin zu kommen gleicht einer Odysee und ich moechte das hier nur kurz anreisen. Am Freitag verlies ich Queenstown per Citibus in Richtung Middlemarch, genauer gesagt Pukerangi, wo ich knappe 5 Stunden spaeter den Zug nach Dunedin bestieg. Dabei handelte es sich um den beruehmten Taieri Gorge Zug, der durch atemberaubende Schluchten in Otago faehrt. Das ganze dauert ungefaehr 7 Stunden fuer Bus und Bahn. Die Zugfahrt scheint uebers Wochenende sehr beliebt zu sein, denn da ich an einem Freitag zustieg, waren kaum noch Plaetze frei; zum Glueck bekam ich einen Einzelplatz vom Zugbegleiter zugewiesen – sogar noch warm, denn er hatte auf dem Hinweg dort gesessen. In Dunedin angekommen begruesste ich den tollen Kundenservice von Citibus (die Bus and Bahn betreiben), denn der Busfahrer setzte mich bei meinem backpacker hostel ab. Zum Glueck kann ich da nur sagen, denn das hostel befindet sich auf einem steilen Berg. Wie so fast alles in Dunedin, denn diese Stadt besteht nur aus steilen Huegeln. Das stellte ich schmerzvoll am naechsten Tag fest, als ich mitsamt meines Gepaecks im Schlepptau ins YHA umzog (Grund: besseres Internet) und ich erst einen Huegel runter und dann einen anderen wieder rauf musste). Bei meiner Ankunft im YHA wurde ich ganz mitleidig angeschaut…. Ja ich war ganz schoen fertig!
Wie bereits erwaehnt, stand ausfuehrliches sightseeing auf dem Program
Einem kurzen Abstecher und Einchecken in meine Unterkunft fuer die Nacht in der Naehe von Portobello (Bus Stop Backpacker, und ich hatte das Glueck, die Sea Side Cottage fuer mich alleine zu haben) folgte ein Ausflug bis ans Ende der Halbinsel und das Ziel der meisten Besucher: Taiaroa Head. Dort befindet sich die einzige Festland Kolonie des Royal Albatross, die normalerweise ihren festen Wohnsitz auf den Chetham Islands haben. Ich bekam aufgrund meiner Arbeit die Tour umsonst und da es spaet am Nachmittag war und niemand anders in der Naehe war, bekam ich eine Privatfuehrung – von Katrin, einer Deutschen. Zufaelle gibt’s.
Spaeter am Abend kehrte ich noch zum Pilots Beach zurueck, der sich direkt unter der Albatross Kolonie befindet und jeden Abend Schauplatz fuer das Heimkehren der Zwergpinguine ist. Sie bevorzugen die Dunkelheit, da man sich da einfacher vor seinen Freissfeinden verstecken und bei Gefahr aus dem Staub machen kann. Leider erlebte ich auch hier wieder ungeduldige Touristen, die keine Ahnung haben, wie man sei bei solchen Wildlife Beobachtungen verhaelt. Eine Gruppe Deutsche fand das Warten etwas langweilig und unterhielt sich ganz angeregt und recht laut und machten sich endlich aus dem Staub, als der freiwillige Helfer sie freundlich darauf hinwies, dass sie zu laut seien und das die Pinguine vertreiben wuerde. Man muss sich nicht beim Warten auf Pinguine ueber seinen Urlaub und das bisher Erlebte unterhalten! Spaeter bekam ich zwei Zwergpinguine zu Gesicht, hoerte aber noch viele andere sich gegenseitig rufen. Ein ohrenbetaeubendes Geschrei und man glaubt kaum, dass solch ein kleines Wesen solch einen Krach machen kann!
Am naechsten Morgen (Montag) versuchte ich mein Glueck am Hoopers Inlet und Papanui Inlet auf der Suche nach Royal Spoonbills (ich uebersetze das mal ganz frei als Loeffelschnabler), konnte aber leider keine finden. Wieder aufgrund meiner Arbeit ergatterte ich einen freien Ausflug mit den Monarch Wildlife Cruises & Tours und zu sehen gabs viele Robben, unzaehlige Seevoegel, Pinguine im Wasser und einen Blick auf die Albatrosskolonie vom Wasser aus. Zum Glueck habe ich aufgrund meiner Arbeit meine Seefestigkeit bereits vor vielen Jahren erlangt, ansonsten haette ich bei diesem Ausflug und dem enormen Wellengang mein Fruehstueck verloren! Fototechnisch war das etwas problematisch, denn bei meterhohen Wellen die Kamera wackelfrei zu halten, ist aeusserst schwierig, besonders wenn man sich teilweise mit beiden Haenden festhalten muss! Toll fand ich Tour allemal, schon allein, weil neben mir nur ein australisches Paaerchen auf dem Boot war; ein Privatausflug sozusagen. Tja auch in Dunedin und auf der Otago Peninsula hat man unter den Auswirkungen des Erdbebens in Christchurch und den fernbleibenden Touristen zu leiden.
Ueber die alternative Route gings mit supertollem Ausblick auf die Halbinsel und auf Dunedin sowie auf die Kuestenstrasse zurueck nach Dunedin, wo ich erstmal wieder im Hostel eincheckte, um mein Gepaeck loszuwerden. Nun hatte ich noch ein paar Stunden bis zur Rueckgabe meines Mietwagens todzuschlagen und hatte ausserdem auch noch die letzte Tankfuellung vorbezahlt, um mir die Suche nach einer Tankstelle zu schenken. Der Tank war noch ziemlich voll und ich entschied mich kurzerhand, einen kleinen Ausflug Richtung Norden zu den Moeraki Boulders zu unternehmen. Die Steinkugeln sind 45 Minuten Fahrt von Dunedin entfernt und ich genoss es, einfach mal wieder ein einem Auto zu sitzen, durch die Gegend zu fahren und die kleinen Ortschaften zu passieren. Bei den Moeraki Boulders herrschte gerade Flut, sodass einige der Steine kaum sichtbar waren aber das war mir egal. Irgendwie erinnerte mich dieser Ausflug an meine gute alte Backpackerzeit. Beim Ablaufen des Strandes und dem Ausweichen der Wellen stellte ich mich recht geschickt an und vermied es trotz wenig Angebots von nicht ueberflutetem Strand, trockene Fuesse zu behalten und nebenher auch noch Fotos zu knipsen. Das kleine Cafe und der Souvenirshop hatten leider aufgrund des Feiertages (Otago Day) geschlossen und so fuhr ich ohne mein Geld auszugeben wieder zurueck nach Dunedin, gab mein Auto bei Thrifty zurueck und lief zurueck zum YHA hostel, wo ich die Nacht mal wieder am Computer und im Internet verbrachte.
Dienstag war bereits Tag 5 meines Kurzurlaubs und mein letzter Tag in Dunedin. Diesmal konnte ich der Versuchung nicht widerstehen und hatte bei Cadbury, der Schokoladenfabrik, ein Ticket fuer eine Tour ergattert. Meine Kamera war bereit fuer tonnenweise Schokolade in verschiedenen Formen und Variationen aber leider mussten wir uns vor Beginn der Tour nackig machen. Also nicht wortwoertlich, aber jeglicher Schmuck in Form von Ohrringen, Uhren und Halsketten mussten abgelegt werden und Kameras waren ebenfalls nicht erlaubt. Na toll! Obwohl man dadurch die Haende frei hatte fuer all die Schokolade, die einem zwischendurch wie durch Geisterhand immer wieder in die kleine Wundertuete gesteckt wurde, die jeder mit sich trug. In der Fabrik wird schon alles fuer Weihnachten vorbereitet, denn die Osterhasen und zahlreichen Eier wurden bereits im Januar hergestellt. Hightlight war ganz klar der Schokoladenfall, bei dem 1 Tonne lecker riechender Schokolade von einer Hoehe von 10 Metern in die Tiefe stuerzen. Einer der Mitarbeiter hatte die Idee dafuer, nachdem er den Film Charlie und die Schokoladenfabrik mit Johnny Depp gesehen hatte.
Das war ein guter Abschluss fuer meinen Dunedin Aufenthalt und danach gings dann wieder mit der Taieri Gorge Railway zurueck nach Punkerangi und von dort in einer unendlich langen Busfahrt nach Queenstown, wo ich 10 Minuten vorm Schliessen der Rezeption (20.45 Uhr) endlich in meinem Hostel ankam und tot auf mein Bett fiel. Am naechsten Morgen erwartete mich die naechste Odysee und zwar die zurueck nach Milford; der Bus verlaesst 7 Uhr in der Frueh Queenstown, 10 Uhr Te Anau und nach gefuehlten 100 Stops kamen wir dann endlich 13 Uhr in Milford an, wo alle Businsassen in die Freiheit entlassen und auf eine Cruise geschickt wurden, waehrend ich mich ans Waeschewaschen machte. Das Nachhausekommen hat doch immer was ganz besonderes an sich….