Dumplin‘

Von Privatkino
Titel: Dumplin‘
Originaltitel: Dumplin‘
Autor: Julie Murphy
Genre: Jugendbuch ab 13 Jahren
Verlag: Fischer Verlag 
Format: Hardcover, 400 Seiten
ISBN: 978-3841422422


Kauft doch wieder einmal in eurer örtlichen Buchhandlung ein!


Inhalt:
Willowdean – „16, Dolly-Parton-Verehrerin und die Dicke vom Dienst“ – wird von ihrer Mutter immer nur Dumplin‘ genannt. Bisher hat sie sich in ihrem Körper eigentlich immer wohl gefühlt. Sie ist eben dick – na und? Mit ihrer besten Freundin Ellen an ihrer Seite ist das sowieso total egal.
Doch dann lernt sie den sportlichen und unfassbar attraktiven Bo kennen. Kein Wunder, dass sie sich hoffnungslos in ihn verknallt – dass er sie allerdings aus heiterem Himmel küsst, verunsichert sie völlig. Plötzlich macht es ihr doch etwas aus, nicht schlank zu sein.
Um ihre Selbstzweifel in den Griff zu bekommen, beschließt Will, sich der furchteinflößendsten Herausforderung in ganz Clover City zu stellen: Sie will am „Miss Teen Blue Bonnet“-Schönheitswettbewerb teilnehmen und allen – vor allem sich selbst – beweisen, dass die Kleidergröße für das ganz große Glück überhaupt keine Rolle spielt.
© Fischer Verlag 

Meine Meinung:
Hatte ich vor dem Lesen des Buches ein klein wenig Angst? Absolut.
Warum? Weil der Inhalt entweder eine richtig gute Geschichte bereithält oder sich in ein unglaubwürdiges Teenieklischee verwandeln könnte, wie man es aus Filmen oft kennt.
Hässliches Entlein, wird wunderschöner Schwan.

Die Sache ist, man lernt Willowdean zwar kennen, aber außer dass sie dick ist und Locken hat, weiß man nicht wirklich was über ihr Äußeres – hässlich oder schön spielt keine Rolle, weil es für die Menschen um sie auch keine Rolle spielt. Was diese nämlich als Erstes sehen ist die Dicke – viele schauen gar nicht erst weiter, denken alles schon über sie zu wissen, nur durch das Gewicht.

Und somit darf ich schon verraten, dass meine Angst vorm Teenieklischee unberechtigt war, weil es um so viel mehr geht.

Willowdean und ihre beste Freundin Ellen verbindet die tiefe Liebe zu Dolly Parton – Dolly wer? Dolly Parton. Mir war die Dame von Namen her bekannt, Courntysängerin irgendwie, aber damit hatte es sich auch schon. Keine Sorge, die Dame muss euch jetzt nicht interessieren, um das Buch zu mögen. Klar erfährt man einiges über sie, aber es flechtet sich so schön in die Geschichte ein, dass man von selbst neugierig auf den Menschen Dolly wird.

Ihre Musik finde ich immer noch gruselig, aber eine interessante Sache will ich mit euch teilen: Dolly hat die „Imagination Library“ 1995 gegründet. Eine gemeinnützige Organisation die fast 100 Millionen Bücher weltweit an Kinder verschenkt hat.
Eine Buchliebhaberin! Wie könnte ich sie da nicht mögen, aber Willowdean mag sie aus einem anderen Grund: Dolly Parton ist Dolly Parton. Was auch immer die Menschen sagen, ob sie Kritik üben, sie lieben oder hassen. Dolly bleibt Dolly. Sie steht 100% zu sich, wenn der Gegenwind auch von vorne kommt.

So wäre Willowdean auch gerne. Doch sie ist es nicht, wenn auch alle etwas anderes annehmen. Selbstbewusstsein strahlt sie aus und auf den ersten Seiten dachte ich, sie würde sich von nichts unterkriegen lassen – doch es ist Maskerade. Sie hat Selbstzweifel, versteckt sie nur hinter einem Lächeln, weil sie das Gefühl hat, mit niemanden offen darüber reden zu können. Schon gar nicht mit ihrer Mutter.

Ihre Mutter. Eine Dame, die man nicht zum Feind haben möchte.
Vorsitzende und ehemalige Gewinnerin vom „Miss Teen Blue Bonnet“-Schönheitswettbewerb, dreht sich bei ihr alles ums Aussehen und eine dicke Tochter, nun ja, die passt nicht in ihre Glitzerwelt, was sie Willowdean auch deutlich spüren lässt. Ehrlich, ganz oft wollte ich sie gegen die Wand klatschen und fragen, ob in ihrem Oberstübchen noch alles fit ist. Und ich bin eine Außenstehende, wie es für ihre Tochter sein musst, erahnt man, wenn man seiner eigenen Wut nachspürt.

Als Bo auf der Bildfläche auftaucht, wollte ich beinahe den Kopf schon auf die Tischplatte knallen lassen – kommt er jetzt doch, der amerikanische Kitschtraum?
Habt ihr oben in der Rezension aufgepasst? Falls ja, dann wisst ihr – kein Überkitsch!
Natürlich ist die Liebe ein bisschen kitschig, aber nur, weil Liebe manchmal eben kitschig ist, aber man ertrinkt nicht in unrealistischen Liebeswirrwarr.
Die Autorin hat etwas geschafft, was in meinen Augen nur sehr wenige schaffen – ich nehme ihr die Liebesgeschichte ab. Und wer mich kennt weiß, wie streng ich hier ganz oft bin.

Ach ja, da war ja noch der Schönheitswettbewerb. Klar spielt er eine Rolle, kommt vor, dominiert das Buch allerdings nicht. Es läuft zwar alles darauf hinaus, aber mehr ist es die Hülle, gefüllt mit vielen anderen Dingen: Liebe, Freundschaft, Selbstfindung usw.

Das Ende ist fies, weil man eine Sache nicht erfährt, die ich gerne erfahren hätte, aber es gibt einen zweiten Teil! Puddin‘ erscheint in Mai 2018 auf Englisch, hoffentlich dann auch bald auf Deutsch. Es ist jetzt nicht unbedingt ein Fortsetzungsroman, sondern so wie ich es verstehe, die Geschichte wird aus einer anderen Perspektive fortgeführt und erzählt.
Wer Dumplin‘ schon gelesen hat – Millie Michalchuk is back!
Alle anderen – lest Dumplin‘ und dann freuen wir uns gemeinsam auf Puddin‘!