Das Ducksteinfestival ist eine langjährige Tradition – bereits zum dreizehnten Mal findet es dieses Jahr in der Hamburger Innenstadt statt. Kleine Buden mit Schmuck, verschiedenste kulinarische Angebote und ein spektakuläres Showprogramm machen es zu DEM Ereignis in der Hansestadt.
Auch dieses Jahr steht wieder vor allem musikalisch einiges auf dem Programm, das man sich unter keinen Umständen entgehen lassen darf.
Bereits am ersten Abend, am Freitag den 23.07., wurde in den Programmheftchen ein erstes Highlight angekündigt, das Groß und Klein, Jung und Alt begeistern würde – die Soulounge war auf der Fleetbühne zu Gast, gemeinsam mit dem Berliner Singer/Songwriter Okan Frei und der großartigen Hamburger Singer/Songwriterin Regy Clasen, die im Laufe der letzten Jahre schon mehrmals beim Duckstein-Festival dabei war.
Hatte es im Verlauf des Nachmittags so ausgesehen, als würde es ein trockener Abend werden, so schlug das Wetter kurz vor Beginn des Konzerts gnadenlos zu – Punkt fünf vor halb acht fing es an, wie aus Eimern zu schütten. Wurden zunächst noch ungerührt die Regenschirme gezückt – wir sind schließlich in Hamburg, da gehört ein Schirm zur Standardausrüstung dazu -, trieb es nach einigen Minuten des Platzregens die meisten Besucher doch weg von den Sitzgelegenheiten in der ersten Reihe und unter den Schutz einer der -somit hoffnungslos überlaufenen – Buden, um nicht vollständig durchweicht zu werden. Einige Hartgesottene ließ dies aber trotzdem kalt (bzw. eher nass), so dass zumindest die erste Reihe fast vollständig besetzt war.
Dann war es endlich soweit – die Künstler des Abends wurden in einem kleinen Boot elegant über das Wasser kutschiert, das durch den vielen Regen mit Sicherheit um Einiges höher war als sonst. Eine interessante Frage am Rande – wie tief ist das Wasser?
Nach einer kurzen Anmoderation konnten sie losgehen, die ersten fünfundvierzig Minuten vollgepackt mit grandioser Musik. Die gute Stimmung hielt sich hartnäckig, auch wenn der Regen ebenso unnachgiebig war, wer motorisch dazu in der Lage war, klatschte mit, sobald es verlangt wurde (und hin und wieder auch mal aus eigenen Stücken!), auch wenn dies bedeutete, dass man sich kurz vom Schutz des Regenschirms lösen musste. Lediglich der Applaus fiel am Anfang noch etwas mager aus, was aber wirklich am Regen lag und nicht etwa an den Künstlern. Die gaben ihr Bestes und überraschten uns von Song zu Song mit neuen, beeindruckenden Arrangements. Als angekündigt wurde, dass wir alle zusammen versuchen sollten, den Regen mit Hilfe eines Tricks verschwinden zu lassen, dachte mit Sicherheit der Eine oder Andere zunächst an eine Art “Anti-Regentanz”, was eine logistische Herausforderung, vor allem unter den Buden und zwischen den Tischen, dargestellt hätte. Aber damit war lediglich das kontinuierliche Klatschen gemeint. Einen Versuch war es wert! Und gemeinsam schafften wir es auch tatsächlich nach und nach, den Regen in die Knie zu zwingen.
Schon war die erste Hälfte vorbei und eine einstündige Pause stand an. Während dieser hatten wir Gelegenheit, uns mit neuen Getränken einzudecken (wenn man denn nicht am Sitz festklebte), oder auch sich mit anderen Begeisterten auszutauschen. Und derer gab es viele – sobald der Regen nachließ, strömten die Besucher wieder Richtung Wasser und Bühne.
Nach dieser endlos scheinenden Pause waren die Schirme eingepackt, die Sitze von den Pfützen befreit und von Besuchern besetzt – es konnte weitergehen!
Und das tat es auch, mindestens genau so eindrucksvoll wie es aufgehört hatte. Nach einem Song der Soulounge und der beiden Solisten kam die österreichische Singer/Songwriterin Coshiva auf die Bühne, die extra den ganzen Weg aus Italien angereist war. Ihre drei selbstgeschriebenen Songs kamen gut beim Publikum an, waren sie doch klanglich vollkommen verschieden von den vorherigen Songs, zumal sie zwei davon alleine am Keyboard spielte. Beim dritten wurde sie ein wenig mit Percussion unterstützt und griff zusätzlich selbst zur Gitarre, was wiederum einen Kontrast zu ihren eigenen Songs darstellte und ebenfalls dazu beitrug, dass sie am Ende des dritten Songs mit großem Applaus von der Bühne entlassen wurde.
Nun kamen die “eigentlichen Künstler des Abends” wieder zurück auf die Bühne, um uns mit noch mehr Power zu begeistern. Unter den jetzt folgenden Songs war unter anderem “Eins” von Okan Frei, bei dem alle Zuschauer aufgefordert wurden, im passenden Moment (immer bei dem Wort “Eins”) einen Finger in die Luft zu heben. Da vor allem die Technik wohl nicht daran glaubte, dass wir dies freiwillig machen würden, wurden bei jedem “Eins” die nach außen strahlenden Scheinwerfer angeschaltet, die in der Abenddämmerung mehr als blendeten, aber dann tatsächlich dafür sorgten, dass fast alle einen Finger in die Luft streckten. Dennoch wäre eine Vorwarnung beim nächsten Mal vielleicht nicht schlecht…
Außerdem durften wir “Endlich” von Regy Clasen hören, die den Text, wie sie vor Beginn des Songs gestand, eigentlich noch umändern wollte (Auszug aus dem Refrain: “Endlich scheint mir die Sonne ins Gesicht“), ihn dann aber doch mutig so ließ, wie er war. Und mittlerweile hatte sich das Wetter ja auch wieder beruhigt. Hätten sie diesen Song in der ersten Hälfte des Konzerts gespielt, hätte dies allerdings etwas extrem Ironisches gehabt. So war es einfach wieder ein Gute-Laune-Song, der die Qualität aller beteiligten Künstler unter Beweis stellte und mindestens die eingefleischten Fans zum synchronen Mitwippen anregte.
Nur wenige Minuten später schien das Konzert dann auch schon zu Ende zu sein – kaum vorstellbar, hatte es nicht gerade erst angefangen? Doch bevor sich die Künstler mit den Booten auf den Rückweg zum sicheren Festland machten, gab es noch zwei Zugaben. Einer davon vereinte alle Beteiligten, inklusive Coshiva, den zweiten spielte Regy allein. Es war der, wie sie es nannte, Rausschmeiß-Song “Kann ich bleiben (heute Nacht)” von ihrem zweiten Album. Zwar sang das Publikum gerade im letzten Teil des Songs nicht so mit, wie es eigentlich sollte, aber das lag eindeutig daran, dass alle so eingelullt von ihrem Gesang waren. Ein absolut perfekter Abschluss für einen musikalisch perfekten (wettertechnisch semiperfekten) Abend! Jeder, der den Launen der Natur getrotzt hatte, konnte froh sein – und alle, die dieses Konzert verpasst haben, sich auf die stille Treppe setzen und sich schämen!
Vielleicht ist diese Formation ja beim nächsten Duckstein-Festival in der schönsten Stadt der Welt wieder dabei. Wir wären es auf jeden Fall!