Dubai mit Kind – zwei Perspektiven, ein Konsens.

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Bisweilen muss man sich bietende Gelegenheiten beim Schopf packen. Gesagt, getan. Das Reisebloggerkind für einen Tag von der Schule befreien lassen und flugs in die Vereinigten Emirate gejettet mit dem Ziel, mir letztlich selbst ein Bild vom diesem „Übermorgen Land“ zu machen. Das Land, zu dem jeder eine vorgefertigte Meinung zu haben scheint, ob schon da gewesen oder nicht. Einen Auftrag habe ich auch im Gepäck: Dubai als Familienreiseziel unter die Lupe zu nehmen.

Emirates bringt uns im A380 in unter sechs Stunden ans Ziel. Das Tochterkind wird mit Aufmerksamkeiten überschüttet, ratzt dann aber selig den Rest des Nachtflugs.

Ich hingegen grüble und nage noch an unserer potenziell zukunftsverändernden Reise nach Den Haag (dazu ein anderes Mal mehr) und versuche mich einzustimmen. Im Vorfeld blieb dafür keine Zeit. Es geht nämlich fast nahtlos von Hollands Nordseeküste an den Persischen Golf. Von 15 Grad und Nieselregen zu annähernd 40 Grad bei 50 % Luftfeuchtigkeit.

Dubais internationalen Flughafen kenne ich von diversen Stopovers. Heute darf ich ihn verlassen. Als Mama-Tochter-Gespann verbringen wir vier Tage in der Wüstenstadt. Eine ganz neue Erfahrung, eine Fülle an unterschiedlichen Eindrücken aus der Perspektive von 1,38 m und 1,70m und 33 Jahren Altersunterschied.

Ankommen in Dubai

Mama sagt:

Yay! Keine Schlange am Immigration Schalter. Nach 10 Minuten sind wir durch. An diesem klaren Morgen kann sich der Zollbeamte sogar zu einem Lächeln durchringen, als ich „Salem Alaikum“ murmle. Mehr Arabisch als noch „Marhaba“ und Shukran habe ich nicht drauf. Eine Schmach, bin ich doch nicht zum ersten Mal in einem arabischen Land.

An der weißen Kopfbedeckung (Chutra) mit schwarzer Agaal, die Kordel, die das Tuch auf dem Kopf festhält, erkenne ich, dass er Emirati ist. Der einzige Arbeitende übrigens, der uns in den folgenden Tagen begegnen wird. Insofern hat sich das mit den notwenigen Arabischkenntnissen dann auch erledigt. Bei einer Ausländerquote von 85 % ist Englisch der gemeinsame Nenner.

Später soll ich noch erfahren, dass Emirati vorwiegend Verwaltungsberufe ausüben oder ihr eigens Business führen. Die restliche Arbeit wird größtenteils von Ausländern verrichtet.

Es ist 7.30 Uhr als wir den Flughafen verlassen. Das Thermometer wandert unaufhaltsam nach oben. Ach, wie ich das mag, endlich Wärme und Sonnenschein satt. Ab 25 Grad beginnt bei mir die Wohlfühltemperatur und solche Tage waren im bisherigen Frühsommer rar.

Unser Fahrer ist nicht von der gesprächigsten Sorte, dafür kaut mir meine aufgeregte Tochter ein Ohr ab.

Die Eindrücke prasseln auf uns ein. So eine „Legostadt“ habe auch ich noch nicht gesehen. Ich bin fasziniert von der Wolkenkratzerbaukunst. Welche Ingenieursfähigkeiten, welche architektonische Meisterleistung. Kein Gebäude gleicht dem anderen – Kegel, Obelisken, Pyramiden, Windungen, Biegungen, viel Glas – und die Downtown Skyline formiert sich zu einem, aus der Ferne gesehen fast grazilen Gesamtkunstwerk aus Bauklötzchen.

Das Kind sagt:

Der Flughafen glänzt so sauber und alle Frauen sind so schön, besonders die Stewardessen sehen aus wie Prinzessinnen. Sie haben Wimpern (falsche!) wie Kamele und rote Lippen.

Als ich als Erstes in Dubai an die „frische“ Luft trat, war ich überrascht, denn die Luft war gar nicht sooo frisch. Ganz im Gegenteil, sie war staubig und feucht. Man konnte fast gar nicht atmen. (Wie unterschiedlich Wahrnehmungen doch sein können) Alle Gebäude waren riesengroß und keine Bäume weit und breit.

Dubai-mit-Kind-Marina

Hotelbübernachtung in Dubai

Mama sagt:

Verflixt, wo ist der Strand? Es hieß, das Hotel liegt direkt am Strand. Immerhin lässt der Name des JA Ocean View Hotel drauf schließen. Geduld. Immer langsam mit den Pferden. Man hat uns nicht zu viel versprochen. Alle Zimmer im Hotel haben in der Tat Meerblick. Von unserem Balkon im 18. Stock sehe ich hinüber zur Palmeninsel („The Palm“) und an klaren Tagen sogar das Fantasy Hotel Atlantis. Direkt gegenüber auf eine schicke Baustelle. Ja, schick. Ich mag diesen rohen Industriecharme. Es wäre sowieso vermessen, in Dubai den Wunsch zu äußern, nicht auf eine Baustelle blicken zu wollen. Die ganze Stadt ist eine einzige Baustelle – Tag und Nacht.

Auf der Landzunge vis-á-vis wird gegenwärtig das Dubai Eye errichtet, welches mit seinen Ausmaßen gemäß Dubais Superlativanspruch selbstverständlich das London Eye übertrumpfen wird.

Direkt unter uns der Strand mit Shopping- und Spaßpromenade „The Walk“. Jetzt aus der Höhe und mit Weitblick erkenne ich den Übergang vom Poolbereich des Hotels direkt zum Strand. Die Lage unmittelbar am Strand ist in Dubai Gold wert vor allem in Anbetracht des, in meinen Augen zu klein geratenen, Poolbereichs.

In der bullernden Hitze des Tages ist der Walk wie ausgestorben, der öffentliche Strand aber umso besser besucht – um 8.00 Uhr morgens wohlgemerkt. Wer nicht brutzelt, flitzt mit dem Jetski oder lässt sich auf einem Wasserstrahl in die Luft katapultieren. Alles ist möglich.

Nach Sonnenuntergang dann tobt auf der Promenade das Leben. Schön anzusehen, dass sich Westen und Osten gleichermaßen vergnügen und das Leben sich nicht allein in klimatisierten Zonen abspielt.

Die Beachbars und Restaurants sind gut besucht. Alles flaniert, schlemmt oder shoppt bis spät in die Nacht. Aber haltet Eure Kinder im Zaum, es gibt an jeder Ecke sagenhafte Verlockungen.

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Dubai-mit-Kind-Strand-Kamele

Dubai-Mit-Kind-The-Walk-Sunset

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Das Kind sagt:

Unser Hotel hat 25 Stockwerke. So hoch habe ich noch nie gewohnt. Unser Zimmer ist Türkis wie das Meer und auf dem Tisch steht ein ganzes Tablett voll Süßigkeiten, Pralinen und Obst. Der Hoteldirektor hat uns sogar einen Brief geschrieben. Aber die Klimaanlage im Flur stinkt.

Wir fahren in den 24. Stock zum Frühstücken, danach schauen wir uns im gesamten Hotel um. Mir ist heiß. Zum Glück ist der Pool gekühlt. Leider dürfen wir keinen Quatsch machen, die Bademeister haben uns immer im Auge.

Anschließend gehen wir an den Strand. Das Wasser ist total sauber und vor allem warm. Wie in einer Badewanne! Wir spielen ewig in den Wellen.

Vor dem Abendessen will Mama mal wieder raus und auf der Strandpromenade Spaziergehen. Es gibt Stände mit Hennamalerei, Zuckerwatte in Regenbogenfarben, Sandbilder mit Namen, Wasserrutschen, Go-Kart und blitzsaubere Klohäuschen. Ich darf mir ein Namensbild aussuchen, das wir am nächsten Tag kaufen wollen, weil Mama noch kein Bargeld hat.

Am Abend gab es ein typisch arabisches Essen und eine sehr hübsche Bauchtänzerin mit einem Kerzenleuchter auf dem Kopf. Sie hat immer mich auf die Bühne geholt. (Anmerkung: logisch, weil sonst keiner wollte)

Aktivitäten und Sehenswürdigkeiten für Kinder in Dubai

Mama sagt:

Hier gibt es nichts, was es nicht gibt. Egal, für welches Alter, egal nach welchem Thrill der Sinn steht, der Phantasie sind keine Grenzen gesteckt und bereits Bekanntes wird an Größe und Abenteuerspaß maximal übertrumpft.

Gewiss, man muss tief in die Tasche greifen. Sei es das Aquarium, der Wasserpark oder der Besuch des Burj Khalifa, dem höchstem Gebäude der Welt, jeder Spaß hat seinen Preis. Es lohnt sich genau im Vorfeld abzuwägen, was man unternehmen möchte und Tickets frühzeitig online zu buchen. Das ist bare Münze wert.

Ich merke jedoch auch, dass mein Kind vor geweckten Konsumwünschen fast durchdreht, ich ständige „Nein“, „Nicht jetzt“ sage und wir letztlich eine handfeste Diskussion führen. Überall lockt und verführt es quietschbunt und ohrenbetäubend.

Den gesamten Vormittag verbringen wir in Dubais Mega Mall. Sind dort Schlange gestanden, um auf den Burj Khalifa in Sekundenschnelle hochkatapultiert zu werden. Die Aussicht ist überraschend unspektakulär, die immense Höhe nicht restlos greifbar.

An den meisten Tagen liegt so viel Staub und Dunst in der Luft, dass der Blick nicht einmal bis zu den Stränden reicht. Dennoch, jeder, der oben im Getümmel steht, wird von der Aufregung und der Jagd nach dem schönsten Blick und dem besten Souvenirfoto mitgerissen. Dabei geht es weniger um das Panorama als vielmehr um das Wissen, gerade auf einem silbrig glänzenden Weltwunder zu stehen.

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Dubai-mit-Kind-Burj-Khalifa-Tourists

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Im Aquarium, ebenfalls über die Mall zugänglich, spazieren wir unter Haien und Rochen hindurch. Das Glas hält. Aber jetzt muss ich raus an die Luft. Mit ist es zu voll und zu laut. Meine Reizschwelle ist übertreten. Ich bin doch nur ein Landei.

Mit einem Abra für ganz wenig Geld über den Dubai Creek schippern und etwas vom alten Dubai entdecken zu können, danach steht uns der Sinn. Es ist ein kurzes aber schönes Vergnügen. Das nächste Mal würde ich eine längere Creek Rundfahrt buchen. Ich liebe es einfach auf dem Wasser zu schippern und das quirlige Leben an Land von dieser Perspektive aus zu verfolgen.

Der Blick vom Creek auf die Altstadt lässt vergangene Zeiten erahnen. Die Souks, allerdings mehr Touristenattraktion als Sensation, sind längst in der Gegenwart angekommen. Arabisches Flair findet man hier nicht. Schätze zu erstehen gibt es nur für jene, die Muße, Geduld und Nachsehen mit den, aus aller Welt, aber nicht von der arabischen Halbinsel stammenden Händlern haben.

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Am folgenden Tag wird es richtig „kindisch“. Wir besuchen das Wild Wadi am Jumeirah Strand, direkt neben dem Burj Al Arab. Ein gewaltiger Wasserfunpark und die Kinder waren nicht mehr gesehen. Ertrinken ist aber bei der Menge an Aufpassern schier unmöglich. Wir entspannen uns.

Noch zögerlich werfe ich letztlich meine Vorbehalte über Board, stürze mich in den Wasserstrudel (seid ihr schon mal eine Rutsche hochgeschossen worden um dann mit fantastischen Skylineblick wieder runter zurasen? Ich noch nicht.) und blende moralischen Bedenken (ein gekühlter Wasserpark in der Wüste, ein energetischer Wahnsinn!) aus. Ja, ich habe Spaß, und zwar so dermaßen, dass wir die armen Organisatoren richtig ins Schwitzen bringen und die Füße in die Hand nehmen müssen, um noch rechtzeitig zu unserem Sundowner Date mit Dubais Wüste zu kommen.

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Dune Bashing und ein arabisches Mahl unterm Sternendach klingt vielversprechend. Ich gebe zu, ich bin tendenziell voreingenommen, als ich Jeep-Kolonnen erblicke. Durch die Wüste und die Dünen rauf und runter bin ich im Oman oder Namibia schließlich schon selbst gefahren. Wir allein auf weiter Flur. Nur Sand und viel Nichts. Um Himmelswillen, was für Schisser wir freilich waren. Gerade Mal, dass wir einen Dünenkamm erklommen haben. Weiter weg vom Weg? Niemals. Zu viele Todesszenarien bin ich im Geiste durchgegangen.

Was hier in Dubai dagegen auf uns wartet, stellt Achterbahnfahren in den Schatten. Alles jauchzt und schreit vor Vergnügen, wie wir durch die Dünen brettern, springen, sliden, driften. Kurz verschwende ich einen Gedanken an eine Kotztüte, ob der Überrollbügel auch mehreren Überschlägen standhalten würde und dass meine Lebensversicherung bedauerlicherweise nur das Kind und nicht den daheimgebliebenen Mann begünstigt.

Wir durchstehen es beide. Die eine bis über beide Ohren grinsend, die andere grün um die Nase.

Zur anmutigen Sonnenuntergangsstimmung gönnt man uns eine Pause in der unendlichen Dünenlandschaft. Mehr Kulisse brauche ich persönlich nicht.

Insofern ist mir das, was dann kommt zu touristisch inszeniert. Ein Wüstencamp zwar im geschützten Bereich einer „Recreation Area“, aber mit Dauerbeschallung, Darbietungen und allen Klischees, die die arabische Kostümkiste hergibt. Schade. Ein einfaches Dinner am Lagerfeuer unterm Sternenhimmel hätte das Erlebte stimmungsvoller manifestiert.

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Das Kind sagt:

Unser Programm in Dubai macht voll Spaß. Aber mit den anderen Kindern abends Verstecken zu spielen ist auch toll. Wir dürfen lange aufbleiben und alleine auf dem Platz vor dem Restaurant spielen.

Nur im Souk war es mir viel zu heiß und die Händler haben sich immer auf mich gestürzt. Ich habe aber nichts geschenkt bekommen wie in Marokko. Die armen Katzen dort im Souk taten mir so leid. Sie sind so dünn und hungrig.

Ich habe Kamelmilcheis probiert. Es schmeckt genau wie Eis aus Kuhmilch. Ob man uns betrogen hat?

Die anderen Wolkenkratzer sahen von oben vom Burj Khalifa richtig mini aus. Leider konnten wir an diesem Tag nicht mehr in den Pool, umso mehr aber im Wasserpark am nächsten Tag planschen. Das hat mir am besten gefallen. Wir haben die Mütter sogar in die mega steile Rutsche gelockt und ihnen richtig Angst eingejagt.

Abends wurden wir abgeholt, um in die Wüste zu fahren. Mama war ganz still und hat sich festgekrallt, als wir mit dem Jeep durch die Dünen gebrettert sind. Wir Kinder haben gejauchzt und gequiekt. Ducht die Dünen zu kullern war auch toll. Ninana hat ihren Flip-Flop verloren und wir mussten ewig danach buddeln.

Im Wüstencamp durfte ich schon wieder mit der Bauchtänzerin auf die Tanzfläche. Sie wollte mich sogar knutschen.

Ich habe mich auch mit Henna bemalen lassen. Die Frau hat das jedoch nicht so schön kunstvoll gemacht, wie es an der Strandpromenade gemacht wurde. Eigentlich ist es echt hässlich geworden. Außerdem waren meine Fußsohlen rot gesprenkelt von den Hennaklumpen im Sand. Trotzdem hat es mir in der Wüste und im Wasserpark am besten gefallen.

Dubai mit Kind  – Ein Fazit

Mama sagt:

Was ein Grund wäre nicht nach Dubai zu reisen, fragt mich Anass von Dubai Tourism eines Abends. Ganz ehrlich, keiner, es sei denn, man hat politische Vorbehalte.

Ich bin durchaus angetan und positiv eingestimmt. Ich würde nicht meinen Jahresurlaub in Dubai verbringen, aber einen Stopover oder einen Kurzurlaub, um der Kälte zu entfliehen? Jederzeit wieder. Wer die Augen nach Angeboten offen hält und außerhalb der Saison reist, kann durchaus auch preiswert wegkommen.

Kind sagt:

Dubai?  Kind sagt nichts, schnalzt mit der Zunge, hebt beide Daumen und entflieht aufs Trampolin in den Garten. Hier scheint jetzt nämlich auch die Sonne.

Mehr Dubai mit Kind und viele Informationen gibt es bei:

Einen konkreten Hoteltipp hat zudem Antje von M(e)ehr erleben.

Richtig viel über Dubai gibt es auch bei Michael von Erkunde die Welt.

Bilder: ©HIDEN GEM, Titelbild: ©Pixabay

Disclaimer: Dubai Tourism hat die Reise möglich gemacht und sich mächtig ins Zeug gelegt. Dafür danken Mutter und Tochter ganz herzlich.


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