Dubai at night...

Der Fahrer des Air Arabia Dubai Express lässt mich im Zentrum von Dubai, in Deira, bei einer Metro Station raus und da stehe ich nun mit Tagesrucksack und Reisetasche und bin, diese Schwüle ist wirklich unglaublich, wieder am hecheln und japsen. Über HRS habe ich mir im Internet ein günstiges Hotel reserviert, das Royal Falcon, und es müsste in der Nähe sein, gegenüber dem Reef Mall Shoppingcenter. Fragen kann ich niemanden, denn es befindet sich kein Passant auf der Strasse, durchaus verständlich wenn man nicht genug Sauerstoff zum herumspazieren zur Verfügung hat. Ein Taxi hält, ich nicke und die Kofferraumklappe öffnet sich vollautomatisch, ich schmeisse das Gepäck hinein und springe auf den Beifahrersitz und finde mich in einer rollenden Tiefkühltruhe wieder. Der Fahrer ist ein freundlicher kleiner Inder aus Chennai, er hat brav den Taxameter angestellt, kennt auch mein Hotel und wir rollen geschwätzig und fröstelnd durch das mitternächtliche Dubai. Wie erwartet überall Glitzerbauten, viel Licht und noch immer viel Verkehr. Ich frage den kleinen Inder wie es ihm in Dubai gefällt, er meint schliesslich diplomatisch, "the money is very good".
Ob er denn keine Schwierigkeiten hätte, nur eine Strassenseite, und dann auch noch die rechte, zu benutzen? versuche ich zu scherzen. Oh, meint er, alle Taxifahrer, die allermeisten seien aus Indien, müssten ein mehrwöchiges Training absolvieren, ehe sie das Permit bekämen.
Jeder der mal in Indien war, weiss, dass dieses eine sehr gute Idee ist, wahrscheinlich geht die meiste Zeit des Trainings damit drauf, den Gesellen vom Subkomtinent das Hupen abzugewöhnen.
Ich stelle mir vor wie ich als Trainer mit Hilfe eines Stocks auf der Rückbank sitzend den indischen Taxifahrern das Hupen abgewöhnen darf. Ja, das wäre ein toller Job für mich.
Die Fahrt zum Royal Falcon dauert gute zehn Minuten und kostet 12 Dirham, ich gebe 15, welches ungefähr 3 Euro sind. Das Royal Falcon sieht für ein 2 Sterne Haus ziemlich schick aus, das Check-Inn wird von 2 überhöflichen Pakistanis durchgeführt, und einer schafft es sogar das "Sir" gleich zweimal in einem Satz unterzubringen. Ich bekomme ein Late-Checkout von 15 Uhr zugestanden, ein weiterer kleiner Inder aus Mumbai, schleppt mein Gepäck in einen funktionierenden Aufzug und danach in mein Zimmer im 5. Stock und ich bin angenehm überrascht, zwar ist das Zimmer nicht sehr gross, aber gross genug für ein King Size Bett, Farbfernseher, Minibar. Das Bad hat Badewanne und Dusche, mit bereitliegenden Fläschen mit Gels, Shampoos und Lotions wie man es aus den 5 Sternen Häuser kennt. Das beste Preis Leistungs Zimmer (21 Euro die Nacht) des letzten Jahres, meine Kellerwohnung in Luxemburg miteingeschlossen. Nur das WLAN ist kostenpflichtig und leider teuer so verzichte ich mal aufs Internet obwohl es schwerfällt. Schlafen will ich noch nicht, ich laufe rüber in die Reef Mall, die samstags bis ein Uhr morgens geöffnet hat, in der Woche sogar bis 3 Uhr.
Vor dem Eingang der Mall werde ich von einer Asiatin angesprochen, ob ich vielleicht eine Massage wünsche. "No,thank you very much, are you from Thailand?", frage ich sie. "No, from China", und wir halten ein kleines Schwätzchen und auf die Frage ob es ihr in Dubai gefalle, meint sie diplomatisch, dass "the money very good" sei. Witzig ist, dass sie jedes "R" als "L" ausspricht. Neben der Mall befinden sich ein paar kleine asiatische Lebensmittelläden, alle um diese Zeit noch geöffnet, die Kunden allesamt Asiaten und Inder. Am Eingang ein schwarzes Brett mit vielen Aushängen. Die angebotenen Zimmer die man für umgerechnet 150 Euro monatlich mieten kann, mit allen Annehmlichlkeiten, wie man stolz hinweist, sind allerdings meistens "for Philippinos only".
Auch die Reef Mall ist tiefgekühlt, wenn man nach Sauerstoff hechelnd hineinläuft kriegt man fast einen Kälteschock. Viele Kunden sind noch unterwegs, vor allem sehr viele Schleiereulen ganz in Schwarz mit ihren Edelhandtaschen aus französischer und italienischer Produktion, welches ziemlich sicher keine Fakes sind und der einzige individuelle Farbtupfer zu sein scheint, welche die konservative Muslima sich in der Öffentlichkeit zugesteht.
Ich laufe in ein Elektronicladen und gucke mir Dicicams mit grossem Zoom an, der aufmerksame Leser meines Blogs weiss, dass man mir in Kampala die Cam geklaut hat und dass ich Ersatz brauche.
Die Preise scheinen günstig, aber ich bin irgendwie nicht in Laune meine Kreditkarte zu zücken, streife herum, werde von einer weiteren Asiatin angeprochen, ob ich vielleicht eine Massage will, sie wohne gleich um die Ecke. Ich winke ab, heute abend ziehe ich den technischen Nippes dem biologische Nippel vor, aber ich werde langsam müde, lauf durch die feuchtheisse Waschküche zurück zum Hotel und vor dem Schlafengehen erkundige ich mich noch bei dem diensttuendem Pakistanis nach Möglichkeiten um am nächsten morgen Frühstück zu bekommen.
Aber man winkt ab, das Hotelrestaurant biete zwar Frühstück an, aber nur bis 4 Uhr 30 morgens, danach werde ramadanisiert. Aber vom Fasten seien doch Ungläubige, Reisende, Kranke und Alte befreit, werfe ich ein und ich gehöre doch gleich zu allen dieser vier Kategorien, eventuell träfe sogar die Kategorie Schwanger zu, aber man zuckt nur mit den Schultern und ich ziehe mich in mein abendländisches Gemach zurück, die Lobpreisungen des Muezzins begleiten beruhigend durch die Nacht, manche mag das stören, ich liebe es, es gehört einfach dazu.

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