Du willst das studieren, was ich studiere?

Soderle, nachdem ich sehr viele Fragen per Mail oder beo Ask.fm zu meiner Studiensituation bekam, kommt hier nun der ultimative Uni-Blogpst. Vorweg: Ich versuche, so viele Fragen wie möglich zu klären. Falls dir aber doch noch das ein oder andere auf den Nägeln brennt, dann immer her damit. Schreib einfach eine Mail oder bei Ask.fm einen Kommentar. 
Aaaaaaalso. Ich studiere jetzt im sechsten Semester und bin also bald fertig. Im Moment ist es sehr stressig, da ich neben der Uni in NRW noch jeden Tag in Berlin arbeite, wenn ich gerade mal nicht Uni habe. Aber das habe ich euch ja bereits ausführlich erklärt. Darum soll es heute mal nicht gehen. Im sechsten Semester studiere ich Journalismus und Public Relations an der Fachhochschule Gelsenkirchen. Und ich kann mit gutem Gewissen sagen: Ja, ich habe mich damals richtig entschieden. Denn erst wollte ich nach Siegen ziehen, da ich Schiss hatte, dass mein NC nicht ausreicht für JPR. Als ich mich ein Jahr nach dem Abi (ich habe noch ein FSJ Kultur gemacht) bewarb, war der NC für meinen Studienganz bei 1,8. Ich habe einen ganz guten Abischnitt von 2,3 aber trotzdem war es knapp. Ich habe dennoch einen Studienplatz bekommen und mich eingeschrieben.
Vorraussetzung für das Studium ist neben dem NC auch ein abgeschlossenes Praktikum in der Medienbranche. Ich habe durch mein FSJ Kultur viele redaktionelle Arbeiten geleistet und ein halbes Jahr hatte ich meine eigene Kolumne in der Zeitung, das wurde mir komplett angerechnet - also volle 6 Monate. Du musst bevor du anfängst zu studieren bereits 6 Wochen redaktionell gearbeitet haben, zum Beispiel ein Praktikum bei einem Verlag absolvieren. Das wird dann bei der Einschreibung geprüft. Im Laufe des Bachelors musst du dann weitere 6 Wochen während der Semesterferien im Praktikum sein. Das ist natürlich zu schaffen, auch wenn die meisten Verlage leider keine Praktika unter drei Monaten rausrücken wollen, das ist mir auch oft aufgefallen. Ich musste die sechs Monate nicht nachweisen, da mir schon vorher durch das FSJ wie gesagt die vollen 12 Pflichtwochen angerechnet wurden.    Du willst das studieren, was ich studiere?
Versucht auf jeden Fall, neben der Uni zu arbeiten. Vor allem im Journalistischen Bereich ist es glaube ich unabdingbar, um nach der Uni einen guten Einstieg hinzulegen. Viele von uns arbeiten bei Verlagen, beim Radio oder auch bei Agenturen, wenn sie eher in die PR Richtung wollen. Das Problem ist wie gesagt, dass es oftmals am Zeitraum scheitert. Ein Praktikum in den Semesterferien macht natürlich Sinn, aber wir an der FH haben nicht so lange frei wie die Leute an einer Universität, deswegen habe ich beispielsweise zwei Absagen bekommen, da ich keine vollen drei Monate Zeit hatte. Aber nicht entmutigen lassen ;) Ich habe beim Lokalradio erst ein Praktikum gemacht und anschließend als freie Mitarbeiterin dort gearbeitet, bis ich zu Bild Online gekommen bin. 
Am Anfang des Studienganges muss man sich noch nicht überlegen, ob man lieber Journalismus oder PR machen möchte. In den ersten 4 Semestern studieren wir alle zusammen, nur im 5. + 6. Semester splittet es sich auf und wir bekommen teilweise andere Fächer. Ich habe mich für die Journalismus-Richtung entschieden. Leider herrscht oft Anwesenheitspflicht, denn das ist an einer FH ja immer etwas anders, als an einer Uni. Einerseits mag ich es, dass wir die Profs gut kennen und uns auch unter einander. Andererseits muss man auch oft antanzen zu Vorlesungen.
Inhaltlich lernten wir zu Beginn erst einmal redationelle Gründdinge, wie beispielsweise die verschiedenen Schreibformen. Wir schrieben also Nachrichten, Berichte, Reportagen, Glossen etc., um die Unterschiede kennenzulernen und unsere Fähigkeiten zu schulen. Ich empfehle allen das "ABC des Journalismus" von Claudia Mast - das einzige Buch, welches ich jedes Semester wirklich brauche. Dann lernten wir den Umgang mit Adobe Photoshop, Iluustrator und InDesign und später bauten wir Websiten mit Dreamweaver und bauten Flash-Animationen. Also sehr viel grafisches ist in den ersten 4 Semestern auch am Start, was hat mir besonders Spaß gemacht. Es gibt auch eher unbeliebte Vorlesungen, beispielsweise über das Presserecht, was natürlich recht trocken ist oder über Grammatik - die sollte man eben beherrschen und verstehen. Es ist aber alles machbar! Ich habe alle Klausuren hinter mir und bin nie durchgefallen. Liegt wohl auch daran, dass wir Klausuren auf einen späteren Termin schieben dürfen und ich mir das Lernen einteilte. Mein Schnitt ist gerade bei 1,5 und damit bin ich mehr als zufrieden.
Ab dem 4. Semester wird es meiner Meinung nach stressiger, auch wenn man immer weniger Fächer hat. Am Anfang hatte ich nur den Freitag frei, jetzt habe ich nur Dienstags Uni. Aber dafür wird auch viel verlangt. Beispielsweise zwei Projekte im 4. und 5. Semester mit realen Kunden, für die ihr eine Kampagne entwickeln sollt oder etwas erstellen müsst in Gruppen. (Website, Flye etc.). Das beansprucht einen Großteil der Freizeit und ist leider wirklich nervenaufreibend. Aber ich denke, das hat Gruppenarbeit nunmal so an sich. Ist halt alles sehr viel praktischer orientiert, als an einer Universität. Auslandssemester gibt es übrigens auch bei uns, in der Regel im 5. Semester.
So, nun noch ein paar Kleinigkeiten: Studiengebühren zahlen wir in NRW nicht, im Semesterbeitrag ist das NRW-Ticket enthalten und Gelsenkirchen ist keine schöne Stadt. Und das sage ich als Schalke-Fan. Buer - der Stadtteil, wo sich die FH befindet - ist aber schön und auch günstig zum wohnen. Sucht euch eine WG, dann kann es auch dort schön werden.
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