liebe kati!
“du weißt schon, relativität.”
… sprach neulich miami-M. zu mir, als er mir den neuen sci-fi-streifen interstellar und die verlangsamung der zeit in der nähe schwarzer löcher zu erklären versuchte. jö, denk ich mir, er glaubt, ich und relativität, auf du und du! ich bin doch keine science busterin oder astrobloggerin. das alles bei einem spätvormittäglichen geburtstagsbrunch, denn M. feierte kürzlich seinen letzten twenty-something.
geburtstagsbrunch á la joseph: nicht ganz billig, aber die paprika-granatapfel-muhammara ist auch nicht von schlechten eltern…
relativ war jedenfalls preis-leistungs-verhältnis bei der brunch-location: das joseph-bistro auf der landstraße, der gastro-ableger von joseph-brot im 1. bezirk. bekannter maßen im gehobenen preissegment, das ist dann schon mal eine frühstücks-kombi um EUR 14,90, der café latte mit sojamilch mit EUR 4,30. hm.
ein bisschen hui
das heuer am karlsplatz macht das ähnlich – die geräuchert-geschmorte süßkartoffel ist zwar buttrigst-cremig und die zwei spalten einer gekochten rübe harmonieren auch schön mit dem “himbeerlack” und den groben salzkristallen, aber um EUR 6,50? denk ich mir, als der magen nach dem letzten bissen “ja, und weiter?” raunt. wobei dann wieder… hübsch, nobel, hui – also unter 10 EUR eigentlich eh wieder relativ günstig?
“Geräucherte Süsskartoffel mit Salsa Verde, Roten Rüben in der Folie mit Maldon-Salz und Himbeerlack”
was uns wieder auf die frage zurückwirft: was ist denn essen eigentlich wert – vom ab-hof-naturprodukt bis zum fancy kredenzenten gourmet-shit?
die diskussion führten das A.&O. und ich gerade zum x-ten mal, um zu entscheiden, ob wir meinen CSA-anteil weiterhaben wollen. super konzept, super sache, super gemüse. aber dann manchmal eben doch preis-mengen-mäßig relativ wenig für die EUR 10,50 pro wöchentlichem halben ernteanteil. aber eben relativ im vergleich wozu? zum supermarkt-gemüse natürlich nicht, zum bio-markt mit hauptsächlich deutscher import-ware auch nicht. zur ökoparzelle auch wieder nicht. wo setzt man dann also die benchmark?
was ist wert wert?
die VWL kommt da natürlich mit schlauen grenzziehungen wie objektivität vs. subjektivität…
- objektiver wert: 1/2 ernteanteil á EUR 10,50 (zB diese woche 400g pastinaken, 1 sellerie, 1 knoblauchzehe, 1 rettich, 1 grüner mini-paprika – potentiell auch grünkohl, der war aber nicht auffindbar) – das ist gemüse, mit dem kann man sachen kochen.
- subjektiver wert: regionales, saisonales, nachhaltiges gemüse direkt vom bio-hof ist schon sehr leiwand.
- subjektiver nutzwert: welche mahlzeiten kann ich mit den zutaten zubereiten? und was, wenn ich rettich gar nicht mag?
- objektiver tauschwert: wie viel würde mir jemand geben, dem ich den umfang dieses ernteanteils zum kauf anbiete?
… aber das hilft dann bei der individuellen wertzumessung und dem vergleich subjektiver wertzuschreibungen von etwas so essentiellen und gleichzeitig hochpersönlichem wie nahrung auch nicht so viel weiter.
aber zurück zum eigentlich thema, dem restaurant-essen. da war ich dann fast schon echauffiert, wenn der jungbruder 7 EUR für einen vollen teller lecker veggie-food aus dem mangold’s in graz (bereits hier getestet) als “happig” bezeichnet (“in einem kebap ist auch nicht mehr drin…”). wie kann man überhaupt ein kebap mit vollwert-kost vergleichen? man kann. und eigentlich ist das alles ja auch stark eine erwartungshaltungsfrage (W. findet essen beim griechen scheiße, weil es nicht wie auf seiner griechischen lieblingsinsel schmeckt.) hmpf.
eat as you wish
vielleicht funktioniert deshalb pay-as-you-wish oft… nicht. oder dann auch wieder… gut. zum beispiel seit langem schon im gaga:rin (von lunch bis brunch) oder auch im wiener deewan vom meinerseits ausgerufenen kulinarium liechtensteinstraße. dort kann man curry nach lust und laune mampfen und dann eben zahlen, so viel man will. was es einem wert ist. catering gibt’s auch, allerdings dann zum fixpreis, so wie heute bei uns im office: omnomnom bohnen und erdäpfel und beilagen, basic aber gut! da hätte ich dafür gerne 8-10 EUR abgelegt. weil ja leiwand!
catering vom wiener deewan: bohnen, erdäpfel, reis, brot, mangochutney. gut!
aber was erzähl ich dir als gastro-professionistin, die preisgestaltung für essen ist halt ein komplexes etwas. relativität, eben.
tjo…
worauf wollte ich jetzt eigentlich hinaus?
hm.
naja, egal. ich schau mal zu loop-könig & violin-virtuose O. in die brut, wo er sein neues album vorspielt. und das wird oberleiwand!
nix relativ, nur super ;-)
deine,
hanna
PS: puh, war das ein anstrengender blogpost! das nächste mal schreib ich über heidelbeeren, koffeinschoko und pastinaken-bechamel ;-)