Du bist, was du postest

Von Vera Nentwich @veraswelt

Du machst ein Foto vom Teller vor dir und postest es auf Facebook. »Da ist doch nichts dabei«, denkst du dir. »Ist doch nur Spaß.« Das mag stimmen, doch dieses Foto wird von vielen Menschen gesehen, die nichts außer diesem Eintrag in ihrem Facebookstream von dir kennen. Sie speichern die Kombination aus deinem Namen und dem Essensfoto ab. Das erste Puzzleteil zum Gesamteindruck von dir. Hast du einmal überlegt, ob dies auch der Eindruck ist, den du abgeben möchtest?

Du bist eine Marke.


Wie wir uns im Internet und speziell in die sozialen Medien bewegen, entscheidet immer mehr darüber, wie uns die Welt sieht. Die Zahl derer, die eine Person nur virtuell kennen, ist weit größer als jene, die den Menschen persönlich getroffen haben. Bisher kennen wir dieses Phänomen nur von Prominenten, die uns im Fernsehen und den klassischen Medien vorgeführt werden. Auch bei diesen Personen machen wir uns ein Bild und klassifizieren sie nach dem Eindruck, den uns die Medien geben. Dies wohl wissend liefern uns Prominente genau das Bild, das wir von ihnen sehen sollen. So erzeugen sie ein Image, das ihnen dienlich erscheint. Es gibt Prominente, deren Erfolg nur durch ein so erzeugtes Image begründet ist, wie z.B. Verona Pooth oder Daniela Katzenberger. Die Person ist zur Marke geworden. Personal Branding oder »Mensch als Marke« nennen dies die Experten und in Zeiten von Social Media trifft es mittlerweile nicht nur Prominente, sondern uns alle, die wir uns im Web darstellen.

Das Bild im Web wird immer wichtiger.


Längst ist es Usus, dass Firmen das Netz nach Informationen zu ihren Bewerbern durchforsten, um so einen Eindruck von diesen Personen zu bekommen. Wer sich dann nicht adäquat dargestellt hat, kann schon mal seiner Chancen beraubt werden. Möchte man das Web und die sozialen Medien nutzen, um sich und seine Produkte anzupreisen, ist es umso wichtiger, darauf zu achten, wie man sich präsentiert. Man muss sich Gedanken machen, wie die eigene Marke aussehen soll.

Was möchtest du darstellen?


Doch was soll die eigene Marke ausdrücken? Natürlich kann man keine Person darstellen, die meilenweit vom wahren Ich entfernt ist. Vielmehr heißt es, die Facetten des eigenen Ichs herauszuarbeiten, die man besonders betonen möchte. Dies hängt selbstverständlich auch vom Bereich ab, in dem man sich bewegt. Ein Politiker wird wohl kaum sein komisches Talent betonen wollen, während es bei einem Comedian im Mittelpunkt steht. Bei einer Autorin oder einem Autoren sind die Schwerpunkte dagegen nicht so eindeutig gesetzt.

Analyse ist wichtig.


Der Blog »Personal Branding« hat die verschiedenen Fragen zusammengestellt, die einem helfen, die Merkmale der eigenen Marke zu bestimmen. Dazu gehört die Frage nach den eigenen Stärken und Schwächen, aber auch danach, welche Zielgruppe man ansprechen möchte. Letztere ist für Autoren im Belletristikbereich nicht so leicht zu beantworten. Dies weiß ich aus eigener Erfahrung. Die weiteren Fragen zur Eigenmarke helfen aber bei der Eingrenzung, denn letztlich geben die Dinge, die mich als Person ausmachen auch Hinweise darauf, welche Zielgruppe passt.

Die richtige Perspektive finden.


Das, was du in der Öffentlichkeit darstellen möchtest, ist geprägt von dem, was dich antreibt. Der Blog »Wesentlich & Wirksam« beschreibt die Faktoren, die einen Menschen zur Marke machen, mit Aussagen, wie »Lebt Leidenschaft vor« oder »Steht für ein Thema«. Wenn du also einem inneren Antrieb hast, ergibt sich deine Marke Ich von ganz alleine. Du musst dann nur darauf achten, dass deine Darstellung auch zu dieser Marke passt. Nur so können die Menschen sie auch wahrnehmen. Es geht also nicht darum, sich zu verbiegen, sondern es geht darum, einen Filter zu definieren, durch den man einen für die eigenen Ziele optimalen Eindruck abgibt. Es ist in etwa, wie sich bei einem Fotoshooting so zu setzen, dass man möglichst gut aussieht. Das ist echt, denn man sieht so gut aus. Dass es auch Perspektiven gibt, in denen dies nicht direkt erkennbar wird, ist jedem klar, aber man muss es ja nicht herausstellen.

Die eigene Marke ist die Richtschnur.


Wenn du also ein Foto von deinem Essen posten möchtest, solltest du dich fragen, ob dies zu der Perspektive gehört, die dich gut aussehen lässt. Es kann zum Beispiel sein, dass du damit den Lesern einen Blick auf den privaten Menschen geben möchtest. Leser lieben das, wie auch meine Blogparade ergeben hat. Es kann aber auch sein, dass du damit deiner Eigenmarke schadest oder sie zumindest verwässerst. Es ist auf jeden Fall ratsam, sich vorab Gedanken zu machen, was die eigene Marke ausmacht, was zu ihr passt und was nicht. Denn für die Menschen im Web bist du nun mal nur das, was du postest.
Im Web bist du nur das, was du postest.

Eine persönliche Bitte

Um die eigene Marke zu definieren, ist es auch wichtig zu betrachten, wie die Menschen das wahrnehmen, was man so in die Welt hinaussendet. Ich möchte daher gerne von dir erfahren, welches Bild du von der Vera Nentwich hast, die hier bloggt und auf Facebook & Co. postet.  Mit großer Wahrscheinlichkeit kennen wir uns ja noch nicht persönlich, daher ist dieses Bild nur durch die Darstellung im Web geprägt. Hinterlasse doch einen kurzen Kommentar und schildere mir deine Sicht. Ich danke dir sehr!