Gemeint ist mit diesem Satz nicht etwa, dass man nun bei diesem oder jenem Guru hängen bleiben soll oder bei dieser oder jener Sekte, im Sinne von: jetzt bist du am richtigen Ort. Nein, im Gegenteil, es gibt gar keinen richtigen Ort, der Satz sagt einfach, dass es nichts anderes gibt als das Jetzt.
Für unsere Kultur ist diese Aussage fremd. Wir müssen immer irgendwohin. Von früh bis spät sind wir unterwegs. Wir sind stolz auf unsere Mobilität. Wir müssen aber auch beruflich wohin: nämlich Höher. Und im gesellschaftlichen Status will man auch nicht ganz abseits stehen. Das jeweilige jetzt ist dann immer ein „noch nicht“.
In den sechziger Jahren begannen bei uns viele Gegenbewegungen. Zum Beispiel die Hippies, die sich dem Status quo entzogen. Oder die Gestalttherapie, wo der grosse Fritz Pearls immer darauf pochte, dass man (auf seinem „heissen Stuhl“ sitzend) im Hier und Jetzt sein soll. Aber was meinten wohl vor zweitausend Jahren all die buddhistischen Lehrer mit diesem Wort?
Für sie war einfach der jetzige Moment der einzige Moment, in dem man in der Gegenwart leben kann. Der jetzige Moment entfaltet sich von Sekunde zu Sekunde neu als Präsens. Die Idee, dass man etwas erreichen muss, dass man irgendwohin muss, ist nichts weiter als ein Gedanke im Kopf.
Vielleicht wird sich dieser Gedanke in einer Zukünftigen Gegenwart ereignen, vielleicht auch nicht. Das spielt keine wirkliche Rolle, denn das was zählt ist nur dass man sinnvoll und sinnhaft, sinnerfüllt und sinnlich im Augenblick lebt – und eben da bist Du schon in diesem Moment.
In diesem lebenden Jetzt existiert auch das, was Erleuchtung genannt wird.
Bild: Entspannt / 48cm x 35cm/ Pastell auf Papier / 2005, Nr.05-048