Du bist Demokratie!-Für weniger Zensur

Von Dani W.

Seit gut einer Woche geistert dieser Leitspruch durch meine Timeline und ich habe hin und her überlegt ob ich dazu etwas sagen möchte. Der Prinz ist noch klein. Wir sprechen nicht offensiv über Wahlen, Politik oder dergleichen mit ihm.

Beziehungsweise, mein Mann und ich sprechen sehr viel darüber und der Prinz ist auch dabei aber er fragt bis jetzt sehr selten etwas zu diesen Themen und ich finde es auch ok.

Was ist Demokratie.

Ich sage ja immer, die kleinste Demokratie der Welt ist die Ehe.

Eine Ehe ist eine Verbindung, die auf Liebe und Vernunft aufgebaut ist. Die Ehe ist im besten Fall eine gleichberechtigte Regierung, bei der die Macht und die Entscheidungen 50/50 liegt und ausgetragen werden. Also eben sehr demokratisch.

Demokratie heisst auch die Wahl haben, eine gewisse Form von Freiheit leben und mitbestimmen. Wenn wir die Demokratie wieder größer betrachten und auf Deutschland anwenden, bedeutet es mitzuentscheiden was passiert und aktiv beteiligt zu sein, damit etwas vielleicht auch nicht passiert. Das ist ein sehr großer Vorteil, den ich habe, weil ich in diesem Land lebe.

Schon als Schülerin hatte ich großes Interesse daran für Gerechtigkeit zu sorgen, Tabus zu brechen, Dinge anzusprechen und immer mal gerne den Kopf für andere hinzuhalten.

Ja auch das bedeutet wohl Demokratie. Ich wurde zum Schülersprecher, Klassensprecher oder auch in die JAV(Jugend-und Auszubildendenvertretung) gewählt. Ich war eine der jüngsten stellvertretenden Vorsitzenden eines Betriebsrates in Deutschland und Mitglied bei Verdi.

Ich habe nie nur gemeckert, sondern immer gekämpft, gemacht und oft verloren. Denn ja auch das ist eine Seite der Medaille. Verluste kommen auf. Verzweiflung und Unverständnis über Entscheidungen die auf Landes-oder Bundesebene passieren.

Wie gesagt ich habe lange überlegt ob ich zu diesem Thema etwas schreibe. Ich war mit 18 Jahren das erste Mal wählen. Ich habe mich mit Politik befasst aber meine Vorstellungen von Politik sahen immer anders aus. Naiv sagten einige, diktatorisch meinten einige andere. Ich tat mich immer schwer mit Parteien. Ich fühlte mich selten einer zugeordnet aber große Koalitionen waren auch nur kompromissähnliche Bündnisse.

Ich gebe es ehrlich zu, seit Jahren habe ich arge Schwierigkeiten damit, wen ich wählen soll und wieso ich das tun soll.

Die Politik ist so politisch verschwurbelt, dass ich schon oft dachte, ich gründe einfach selber eine Partei. Aber so einfach ist das nicht. Aber handeln kann ich ja dennoch nicht. Ich bin mit vielen politischen Entscheidungen in unserem Land ganz und gar nicht einverstanden und meine Bloggerkollegin Die Anderl meint, man soll nicht meckern sondern aktiv werden. Aber wie?

Ich bin Elternbeiratsvorsitzende(JAAAA fragt nicht) und nehme an städtischen Veranstaltungen, Umfragen und Diskussionen teil. Ich habe Gewerkschaftsverhandlungen geführt und um Arbeitsplätze gekämpft aber wisst ihr was, ich habe sehr selten irgendetwas erreicht, obwohl ich aktiv war und was heisst aktiv sein?

Soll ich auf die Straße gehen und demonstrieren? Soll ich eine Gerichtsverhandlung sprengen um meinem Unmut Luft zu machen? Soll ich öffentlich, mit Hilfe meines Blogs auf Missstände aufmerksam machen?

Das Meiste davon tue ich bereits, mal mehr und mal weniger aber meckern muss ich trotzdem, denn es ändert sich wenig.

Das wirklich Schöne an einer Demokratie, und deshalb finde ich auch den Leitsatz so toll, ist dass ich meinen Senf abgeben kann, ohne direkt im Gefängnis zu landen.

Die Meinungsfreiheit in unserem Land wird definitiv weit mehr gelebt als in vielen anderen Ländern. In unserem Land hat man das Recht und auch eigentlich die Pflicht seine Regierungsvertreter zu wählen. Auch wenn man alle blöd findet, man kann dennoch entscheiden. Wir können kleine Entscheidungen mit treffen und was ich an unserer Elternbloggerblase so gut finde ist, dass die Meisten sich ihrer Verantwortung sehr bewusst sind, denn wir sind sehr politisch, auch wenn eine Zeitung das völlig anders darstellt.

Politik heisst ja nicht nur, dass ich hier auf dem Blog über Kriege, den US-Präsidenten oder die AFD spreche. Politik heisst auch, wie ich Vereinbarkeit lebe, wie wir im Umgang mit Job und Kinderbetreuung leben oder wie meine Zeit in der DDR war. Politik heisst auch, was ich dazu zu sagen haben. Unsere Einblicke in unser Leben, das sichtbar Machen von Missständen in Familien und öffentlichen Einrichtungen, Der Umgang mit unserem Planeten und unserer Natur, ist ebenso politisch. Welche Energieformen nutzen wir? Welche Erfahrungen haben wir beim Hausbau gemacht? Welche Länder haben wir bereist und wie sind die Umstände eigentlich dort?

Welche sozialen Projekte können wir unterstützen um die Welt zu einem besseren Ort zu machen? Wie zeigen wir unseren Kindern die Welt? Was geben wir Ihnen mit auf den Weg? Resignation oder Mut?

Jeder hat seine Erfahrungen im Leben gemacht. Jeder geht anders öffentlich mit Politik und Meinung um. Ich verurteile passive Menschen nicht, da ich z.B. auch gesehen habe, wie schwierig es ist aktiv zu sein. Wie gefährlich es sein kann, aktiv zu sein.

Gehst du mit der Masse, dann bist du kompatibel und beliebt. Stichst Du aber in Bienennester und machst auf das aufmerksam, das jeder sieht aber nicht hören will, dann wird's schwierig. Dir wird extrem viel Aufmerksamkeit geschenkt aber du bist dann auch so unter Druck, dass es fast unmöglich ist, gegen die Welle der Masse anzukommen.

Eine Partei in unserem Land, hat sich genau das zu Nutze gemacht. Sie nutzt die Ängste der Masse und schürt Sie noch mehr. Das haben schon einige andere Politiker zuvor gemacht und unsere Geschichte zeigt, was daraus passieren kann.

Du bist Demokratie-JA ich stimme dem zu, ja ich finde es gut ABER und bei mir kommt ja immer ein ABER, in wenigen Monaten werden wir sehen, wie unsere Demokratie weitergeht und auch wir Aktiven meckern weiter, denn meckern heisst auch Kommunikation. Kommunikation heisst oft Diskussion und das wiederum bedeutet fast nie ein Stillstand.

Diesen Stillstand dürfen wir auch nie erreichen und um jetzt noch mal die Kurve zum Prinzen zu bekommen. Wir reisen viel und auch über Grenzen. Wir erklären ihm, dass die Welt aus vielen Ländern besteht und jedes Land hat eigene Regierungen, Eigenheiten, Traditionen, Sprachen und Religionen. Wir sind sehr glücklich, dass wir vieles davon sehen und erleben dürfen. Wir werden ihm auch sagen, in welche Länder wir nicht reisen, da wir es politisch nicht vertreten können.

Ich betrachte Politik gerne anschaulich.

In Italien haben wir unglaublich viele Zitronenbäume gesehen. Der Prinz liebt Zitronen und ich sage ihm dann, das wir die Freiheit haben zu sehen wo die Zitrone wächst und das Schöne ist sogar, dass wir Italien, in Form einer Zitrone mit nach Hause nehmen können. Denn Italien und Deutschland sind Freunde. Ich meine, mein Kind ist noch nichtmal 4 und Politik ist etwas sehr komplexes.

Wir führen eine Demokratie in unserem Haus. Jeder darf seine Meinung äußern, wir diskutieren Sie aus. Jeder darf Entscheidungen treffen. Nicht immer sind es die Richtigen und manchmal muss man Sie revidieren oder fühlt sich schlechter gestellt aber das ist gelebte Politik.

Jetzt hab ich doch wieder so einiges und völlig zusammenhangslos geschrieben. Politik ist für mich ein Thema, dass inzwischen auch sehr tabuisiert wird und wenn man ein wenig in der Öffentlichkeit steht wie ich, einfach durchs Bloggen-dann wird man vorsichtiger.

Ich erinnere mich gut an einige Kommentare damals, als ich mich zur Flüchtlingssituation geäußert habe und ja ich mache mir auch Sorgen um unser Land und unser Leben, das ist mein Recht, das ist meine Wahrnehmung und meine ganz eigene Angelegenheit.

Ich würde mir wünschen, dass man wieder offener darüber sprechen kann und das Demokratie auch wieder mehr gelebt wird in Deutschland. Ich bin für Volksentscheide und viele Änderungen von Gesetzen sind in meinem Kopf. Ich möchte so etwas kommunizieren können ohne Vorurteile und ohne Bashing.

Wir sind das Volk und wir sind Demokratie und gemeinsam kann man einiges erreichen aber alleine sehr wenig. Wir sollten uns dessen bewusst werden. Nicht jeder muss aktiv sein Gesicht zeigen, oder einer Partei angehören. Es gibt passivere Arten etwas zu bewegen.

Es sollte Spaß und Hoffnung sein etwas verändern zu können. Man benötigt Erfolgserlebnisse, so wie immer im Leben und dann kann man Berge versetzen. Natürlich sollte man wählen gehen aber wir sollten eben auch viel öffentlicher erklären, warum es so wichtig ist und was passieren kann, wenn wir es nicht tun.

Lasst uns eine Partei gründen? Lasst uns Gesetzesentwürfe entwickeln? Lasst uns Missstände sammeln?

Was meint ihr?

Diese tolle Blogparade #DubistDemokratie entstand durch Petra und Bea und geht gerade durchs Netz und es ist einfach ein unglaublich wichtiges Thema. Danke Bea für den Anstoß und schaut auch bei den vielen anderen Texten rein, denn Vielfalt lohnt sich auch bei Meinungen.

PS. dieser Text ist soeben völlig aus dem Bauch raus, innerhalb von 30 Minuten entstanden. 😉

Eure Glucke

Ich bin Dani, in den Dreißigern, also den besten Jahren des Lebens. Ich bin Mama vom Prinzen, Ehefrau vom Liebsten und Schreiberin von diesem, meinem Schatz Glucke und So. Hier findet ihr eigentlich recht viel von mir und meinem Leben. Authentizität und Ehrlichkeit ist mir sehr wichtig und ich hoffe das spürt man auch. Viel Spaß beim Stöbern und schön das Du vorbeigeschaut hast.