DTM – The Malthouse; Pfeife: Gerhard Wilhelm
Der Name des Tabaks ist eine Reminiszenz an die alte Mälzerei, in der die DTM ihre Heimat gefunden hat. Die Heimat auch dieses interessanten Tabaks.
Im Katalog heißt es über den Tabak: “Eine superbe Mixture der feinsten Virginia-Provenienzen, die unter Zusatz von schottischem Malt Whisky in der Presse fermentiert und danach 12 Wochen bis zur vollen Reife gelagert wurde. Zur Vertiefung des Geschmacks gaben wir einen besonders vollmundigen, weichen Black Cavendish hinzu.” Ich hingegen bin mir relativ sicher, dass der Tabak auch eine Spur Latakia enthält. Denn er entwickelt beim Rauchen die Würze, wie ich sie vom Ascanian Nr. 3 kenne. Doch das ist nicht aufdringlich und macht den Malthouse noch längst nicht zu einem Engländer.
Doch der Reihe nach. Der Tabak ist im Pouch ziemlich fest gepresst und ein wenig (zu) feucht. Das gibt sich aber innerhalb weniger Tage. Er chargiert farblich zwischem hellerem Braun – fast ohne Gelbtöne – bis dunkelbraun. Es gibt den Tabak schon lange – und so scheint seine Schnittart etwas “aus der Mode” gekommen zu sein. Er erinnert mich an meine ersten Gehversuche mit Pfeife: an diese typischen (holländischen) Cavendish-Mixturen wie Amphora Full Aroma oder Prestige. Das sieht ein wenig langweilig aus. Aber der Tabak duftet!
Ich kann diesen Geruch nur schwer beschreiben. Es ist wenig tabakiges dabei, der Tabak riecht – frisch geöffnet – vor allem nach einer schweren, hölzern anmutenden und ein wenig an Herbstwald erinnernden Aromatisierung. Ich denke, das wird der Whisky sein, der im Werbetext erwähnt wird. Etwas daran erinnert mich auch an Leder und an Waldboden. Dieser Geruch bleibt auch beim Rauchen immer präsent. Ich denke, man muss ihn mögen. Und ich mag ihn – nach kurzem Anfangsschock.
Ich rauche ihn am liebsten filterlos; hier kommt dieses dumpfe Aroma, das irgendwas zwischen altem, schon fast zu Humus zerfallenem Holz aus Whiskyfässern und dem Hauch von Rauchigkeit ist, am besten rüber. Filter nehmen dem Tabak ein wenig von dem dumpfen Aroma; aber er schmeckt auch noch so gut genug. Besonders gut gefällt er mit in der langen Tonpfeife, die ich mir letztens gönnte – übrigens gemeinsam mit diesem Tabak – als hätte ich’s geahnt. Kann man ursprünglicher rauchen??
Beim Entzünden sollte man darauf achten, dass wirklich die ganze Oberfläche gleichmäßig in Brand gesetzt wird. Anderenfalls glimmt der Tabak in Nestern: sprich: es bleibt unverbrannter Tabak stehen. Da ihm aber Nachentzünden nicht schlecht bekommt, ist das nicht ganz so dramatisch.
Der Geschmack hält genau das, was der Geruch verspricht: dieses Herbstwaldaroma gefällt mir. Und doch: fast wäre ich geneigt, die Tabak nicht als Aromat zu bezeichnen. Denn dieses Aroma ist so unglaublich gut mit dem Tabak verheiratet dass man meinen mag, es ist der Tabak selbst, der so schmeckt. Für die Qualität der Aromatisierung spricht auch, dass sie bis zum Ende der Füllung hin konstant bleibt. Während andere Aromaten oft anfangs den Raucher fast erschlagen und zum Ende hin langweiliger werden, ist der Malthouse konstant vom ersten bis zum letzten Zug.
Man kann lange an dem Tabak rauchen. Durch den Schnitt bedingt glimmt er sehr langsam ab. Irgendwann geht er einfach aus – ich hab mehrfach versucht, die Asche neu zu entzünden und erst begriffen, dass der Tabak aufgeraucht ist, als ich die glühenden Aschekrümel im Mund hatte
Die Kondensatbildung hält sich in Grenzen – eine mittelgroße Pfeife braucht ein bis zwei mal einen Reiniger. Der Raumdurft ist sehr tabakecht.
Fazit:
Ein wirklich urwüchsiger Tabak mittlerer Stärke, wie es kaum Vergleichbares auf dem deutschen Markt gibt. Mir jedenfalls fallen keine ähnlichen Tabake ein. Es sei denn, ich nehme den oben erwähnten Ascanian No. 3 ‘Smooth Latakia’ zum Maßstab. Dessen Qualität und vor allem dessen Feinheiten des Geschmacks kann er nicht bieten – aber er kostet ja auch nur einen Bruchteil (8,50 Euro) des anderen. Der Ascanian lebt allein von seinen Tabaken – der Malthouse ist aromatisiert. Und dieser Unterschied ist schon zu schmecken.
Doch trotzdem: wer neugierig auf einen bodenständigen, anständigen Tabak der alten Schule ist, der ist hier richtig! Ich denke, den Malthouse wird man von nun an ab und zu schon in meiner Tabakbar finden können.
Nic
Ähnliche Artikel:
- Hausmischung: Unter den Linden 1920 – englisch
- Der Postmann war da!
- W.O. Larsen – 2013
- Das Paradies und die Beute
- DTM – Ascanian No. 2 “Sweet & Gentle”