Dshini

Erstellt am 19. September 2010 von Kielfeder


Schon wieder ein Nachtschwärmer! Dshini freute sich. Zwischen 0-6 Uhr war hier zwar noch nicht so viel los, aber die wenigen, die mal bei ihr vorbeischauten, erfüllten fast alle brav ihre Aufgabe.
Nachher, wenn die frühen Vögel alle herein flattern würden, würde es wieder richtig voll werden. Scheinbar wollte jeder nochmal ganz kurz Dshini besuchen, bevor er seinen Tagesablauf begann.
Zur Schatzsuche konnten sich zwar nur wenige frühe Vögel aufraffen, das kostete meist zu viel Zeit… Aber im Jagdfieber waren sie alle! Während die Seitenbummler ruhigen Schrittes mal schauten, wer hier ist, folgten andere der Devise: Drei gute Taten sind besser als Eine!
Dann wurden Meinungen gesplasht und schöne Sachen in die Gästebücher geschrieben.
Dshini hatte aber nicht nur Bummler und Spenderherzen zu bieten. Die Spiele bereiteten den meisten auch sehr viel Freude!
Manche ließen sich ins All schießen und verteidigen ihre Raumschiffe mehr oder weniger erfolgreich gegen Angreifer.
Dann musste auch täglich Dshinzilla vertrieben werden. Er war Dshinis größter Feind. Immer nur darauf bedacht, den netten Leuten bei Dshini den Tag zu vermiesen und den Kontostand ja nur nicht weiter ansteigen zu lassen.


Hau den Zilla war jetzt nicht so schwer, fand Dshini. Wirklich knifflig wurde es für die meisten erst beim Kartenguru. Egal, welche tolle Strategie man auch gerade im Kopf hatte, welche Tipps man befolgte, Dshinzilla schien jedem immer einen Schritt voraus zu sein.
Nur manchmal gelang es den Menschen, Dshinzilla mit viel Mühe und Ausdauer endlich zu besiegen.
Und schon hatten sie wieder einen Dshin in der Tasche.
Dshini seufzte. Auch wenn sie von der Welt, die die Menschen „Realität“ nannten, nicht viel verstand, so konnte sie sich doch einiges erklären.
Dshini hatte wirklich ein riesengroßes Herz. Jeder Mensch konnte zu ihr kommen und ihr einen oder mehrere Wünsche nennen. Dann half sie ihm, so gut es ging, seine Wünsche zu erfüllen.
Das funktionierte natürlich nur, wenn die Menschen auch ordentlich mithalfen.
Leider gab es immer wieder Vorfälle, da glaubten die Menschen Dshini nicht und wandten sich ab. Sie gingen dann lieber in ihre großen Schatzhäuser und kauften sich ihren bunten Wunschkram allein.
Doch manche Menschen stellten es auch äußerst geschickt an: Sie baten Dshini erst um etwas ganz kleines, um zu sehen, ob Dshini mit ihrem Versprechen denn auch wirklich Wort hielt.
Natürlich, Dshini hielt immer ihr Wort.
Was natürlich bedacht werden sollte, sie hatte auch Regeln aufgestellt. Aber schließlich gab es auch in der Menschenwelt Regeln, die es zu beachten galt. Das war doch wohl kein so großes Problem…
Dshini sah sich prüfend um. Dann erhellte ein Lächeln ihr Gesicht. Auf dem Marktplatz hatte gerade wieder jemand etwas von seinen erspielten Dshins für einen guten Zweck gespendet. Das fand sie sehr großzügig. Und sie belohnte den guten Willen sogleich.
Aber nicht nur spenden konnte man auf dem Markt. Man konnte sich auch die allertollsten Dinge kaufen!
Aber auf dem Markt muss man selber stöbern. Da waren wirklich klasse Sachen bei…
Dshini stand auf und ging auf einen der Dshinianer zu. Sie sprach ihn an: „Und, wie findest du meine Welt?“
Etwas verblüfft schaute der Mensch sie an, gab aber bereitwillig Auskunft: „Wirklich prima. Ich komme jeden Tag hier her und habe schon fast die Hälfte meines Wunsches erfüllt. Und es kostet noch nicht mal etwas! Das ist wirklich prima. Aber, Entschuldigung Dshini, ich muss jetzt wieder los. Ich muss unbedingt noch beim Lotto mitmachen, vielleicht klappt es ja heute!“