| Gewands Wunschkasten | Stephen King und Richard Chizmar | Übers. Ulrich Blumenbach | Heyne, 2017 | 978- 3453439252 | 10,00 € |
Das Cover führt Euch zum Buch!
Die kleine Stadt Castle Rock in Maine hat die seltsamsten Vorkommnisse und ungewöhnlichsten Besucher erlebt. Warum sollte es der 12-jährigen Gwendy anders ergehen? Eines Tages tritt ein schwarz gekleideter Unbekannter an sie heran und macht ihr ein Geschenk: einen Kasten mit lauter Schaltern und Hebeln. Wozu er dient? Gwendy probiert es aus, und ihr Leben verändert sich von Grund auf.
Es verkürzt mir die Wartezeit, aber wer von Euch wartet auch auf den neuen Stephen King? Ich bin froh, dass ich fast immer nur ein Jahr warten muss, bis ich wieder etwas neues vom Meister lesen kann. Er begleitet mich seit meiner Jugend, die mit „ES“ begann. Seitdem gibt es kein Buch, das ich nicht gelesen habe. Auch wenn der Meister Phasen hat, in denen er nicht so gut schreibt (oder ich es so empfinden).
Bis aber der 13. November ist, muss ich mich anders vergnügen. Was gibt es da schöneres als dieses kleine Büchlein namens „Gwendys Wunschkasten“? Zuerst fällt mir das tolle Cover auf. Die Münzen und Schokostückchen treten aus dem Cover hervor, sodass ich sie berühren kann. Außerdem ist ein sehr kleines Buch, das so gar nicht zu den anderen Büchern im Regal passen will. Aber es passt zu dem, was es ist: ein kleine, kurze Geschichte.
Jetzt könnte man meinen, dass nur Stephen King darauf steht, und nur Castle Rock erwähnt wird, damit die Fangemeinde vom Meister abgegriffen wird. Will ich das hinnehmen? Bin ich käuflich? Ich glaube, dass wahre Fans Hinweise suchen werden. Wie ist die Geschichte mit Castle Rock verknüpft, was kann ich finden? Ich suchte nichts, fand kleine Hinweise und fühlte mich wohl. Aber da muss jeder so herangehen, wie er es für richtig hält.
Gwendys Leben wird im Zeitraffer erzählt und so steigert sich auch die Spannung. Während Gwendy immer überlegt, ob sie einen Knopf drücken soll, überlegen auch ich, ob ich einen drücken würde und wenn ja, welchen. Der schwarze Knopf, das Böse, das Unheil? Ist es wirklich so?
Während Gwendy wächst, wächst auch ihr Unbehagen, bis sie es nicht mehr aushält. Was dann passiert? Verrate ich natürlich nicht. Einen richtigen Höhepunkt gibt es allerdings nicht, denn die Geschichte wird seicht und sanft erzählt. Der Fokus liegt auf einer Charakterfrage: Würde ich drücken, wenn ich könnte? Wer nachdenkt, entdeckt, dass es eine tiefsinnige Geschichte ist, die uns zum Nachdenken anregen soll. Die Frage nach dem schwarzen Knopf geistert in uns herum, regt sich, aber was passiert? Gewissenskonflikte hat auch Gwendy, sie wird größer, die Konflikte im Innern manchmal kleiner und manchmal größer.
Für mich hat die Geschichte die perfekte Länge und überzeugt sprachlich und im Aufbau einmal mehr als die „dicken Schinken“ vom Meister. Letzteres wirkte meist künstlich verlängert. Hier präsentieren King wie auch Chizmar, dass sie gut erzählen können.
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