Drohung mit der Realität

Drohung mit der Realität
Damals in Moskau, als die Welt noch keine Probleme mit Eurorettung, Welthunger, Klimawandel und Globalisierung hatte, ließ Nikita Chruschtschow den britischen Botschafter in der Sowjetunion, Sir Frank Roberts, wissen, wie er die Sache mit der unter Umständen notwendigen nuklearen Vernichtung Großbritanniens sehe.
Chruschtschow selbst berichtete später während der Tagung des Politisch-Beratenden Ausschusses der Warschauer Vertrags-Staaten über diese Begegnung mit dem Briten, deren Inhalt in Großbritannien bereits große Medienaufregung hervorgerufen hatte. "Die westliche Presse hat ein großes Geschrei über mein Gespräch mit dem britischen Botschafter erhoben, hat so berichtet, als ob ich ihm gedroht hätte."
Das sei natürlich nicht so und nicht mal so gemeint gewesen, versicherte der Sowjetchef seinen Klassenbrüdern. "Ich werde Ihnen erzählen, worüber ich mit dem englischen Botschafter gesprochen habe", versprach er. Und erzählte: "Ich habe ihm folgendes gesagt: ‚Herr Botschafter, wie viele Atombomben muß man über Großbritannien abwerfen, um es unschädlich zu machen?' Er antwortet: ‚Sechs Bomben, so sagt man bei uns.'"
Da schmunzelte der Chef der Weltmacht. "Ich habe gehört", sagte er, "dass bei Ihnen in England über diese Frage gestritten wird. Die einen sagen sechs, das sind die Pessimisten, und Sie gehören zu ihnen; die anderen, die Optimisten, sagen nicht sechs, sondern neun Bomben. Ich werde Ihnen ein Geheimnis unseres Generalstabes preisgeben: Wir schätzen Großbritannien höher ein, und bei uns sind einige Dutzend Atombomben bereitgestellt, mit denen wir einen Schlag gegen Großbritannien führen und es tatsächlich unschädlich machen werden."
War das eine Drohung?, fragte Chruschtschow seine Genossen. Und antwortete gleich selbst: "Nein, das ist die Realität!"


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