Dröhnung von den Trompeten
Von unserem Mitarbeiter Bernd Heiden
Für die STB-Bigband geht ein ereignisreiches Jahr, in dem sie ihr 20-jähriges Bestehen feiern durfte, zu Ende. So flackern hinter der Combo auf der Bühne im kleinen Saal Video-Ausschnitte einiger Höhepunkte aus dem Jahr 2010 über die Leinwand: das Geburtstagskonzert in der Turn- und Festhalle, Workshop mit Jazz-Promi-Trompeter Nils Wülker und das „Sacred“-Concert in der Darmsheimer Pelagius-Kirche mit Stepptänzer und Jazzchor.
Selbst Videobotschaften von abwesenden Big-Band-Mitstreitern werden eingespielt. So meldet sich Alexander Förschner zwischen Umzugskartons aus seiner Hochhaus-Wohnung im fernen Peking: Aufs Mobiliar aus der Heimat wartet er zwar noch, aber strahlend hält er sein gerade eingetroffenes Alt-Saxofon in die Kamera und sucht vom Balkon aus mit Feldstecher die Pekinger Jazzszene, die indes so fern zu sein scheint wie die Darmsheimer Jazzgenossen.
Die haben sich selbst einen Gag ausgedacht. Eintritt wird diesmal nicht verlangt, dafür aber eine namentliche Voranmeldung zum Konzert. Alle zwei, drei Stücke zieht die Band jetzt Namenszettelchen und bittet die Ausgelosten auf die Bühne. Mit „Oh nein“ kommentieren diese meistenteils ihr Losglück. Dabei wartet hier kein Solozwangsauftritt, sondern das für manchen einmalige Erlebnis, mitten in einer Live-Bigband sitzen zu dürfen.
Vielleicht die einzige kleine Gemeinheit dabei: Der Platz zwischen den hinten stehenden Trompeten erscheint als Stehplatz plakativ unattraktiv. Nach der Sitzerfahrung weiter vorne etwa bei den Posaunen ist aber manch Beisitzer schlauer. Was man von hinten von den Trompeten auf die Ohren bekommt, plus Band-Tutti, ist eine ordentliche Dröhnung.
Dabei kommt die Formation unter Leitung Django Hödls zum Konzertauftakt mit ihrem Klassikerrepertoire von Älterem wie „All Blues“ bis zu neuesten Stücken wie „An hellen Tagen“ doch vergleichsweise verhalten rüber: Das Fehlen des Interims-Chinesen Förschner macht sich bei den Instrumentalnummern deutlich bemerkbar.
Für den anderen fehlenden Paradesolisten Matthias Russ sprang Trompeter Christian Mehler ein, der freilich mit Chef Django Hödl an der Posaune die Instrumentalhighlights setzt. Merklich taut die Band dann auf, als Vokalistin Pearl Bretter mit Breitbandeignung von Blues bis Funk und Jazz die Bühne betritt.
In der Gesamtbilanz war dieses Hautnah-Konzert in Sindelfingen damit nicht der beste, aber ein ordentlicher und bestimmt der witzigste Auftritt der Darmsheimer Formation in einem musikalisch turbulenten Geburtstagsjahr.