Drohnen, Drogen und Terrorismus

Ich weiß nicht ob es das Wetter ist, oder alles andere – Gründe, sich deprimiert die Decke über den Kopf zu ziehen, gibt es ja mehr als genug. Selbst wenn ich davon absehe, dass es halt seine Zeit braucht, dass Knochen wieder zusammenwachsen. Dazu passt die schlechte Nachricht, dass die beknackte Ärzteschaft beim Ärztetag jetzt für eine asoziale Kopfpauschale agitiert hat, wie sie auch die Schwarzgelben propagieren. Die finden es nämlich gerecht, wenn alle den gleichen Beitrag zahlen müssen, ob sie dazu nun in der Lage sind oder nicht.

Eben rieb ich mir die Augen, als ich die Schlagzeile “SPD fordert mehr Einsatz im Kampf gegen Drohnen” las – aber natürlich stand da “Drogen”. Die wird unser Rüstungsminister vermutlich auch brauchen, wo das mit der Euro-Drohne so dermaßen daneben gegangen ist. Das US-Militär hat heute morgen in Pakistan mit einem Drohnenangriff wieder sieben Menschen getötet. Natürlich böse Terroristen oder zumindest welche, die böse Terroristen gewesen sein könnten. In Deutschland will die Bahn Drohnen gegen böse Sprayer einsetzen. Die sollen allerdings nicht gleich exekutiert, sondern nur mit Wärmebildkameras aufgespürt werden.

Und dann wird derzeit wieder viel Wirbel um den Kampf gegen den Terror gemacht – mit der Fleischerbeil-Attacke in London haben sich die islamistischen Terroristen ja ziemlich ins Knie gehackt. Die Titanic hat das ganz gut zusammengefasst.

Der eigentliche Terror findet aber wo anders statt, in Syrien, Mali oder dem Irak. In Bagdad gibt es alle paar Tage Bombenanschläge, bei denen jeweils Dutzende Menschen sterben. Allein im Mai wurden im Irak bisher 500 Menschen durch Terroranschläge getötet, über 1200 wurden verletzt. Im April gab es über 400 Tote. Das muss man sich mal vorstellen, eine Hauptstadt, in der es quasi zum Alltag gehört, dass sich die Anhänger verschiedener religiöser Gruppen gegenseitig in die Luft sprengen. Wobei, es ist erst ein paar hundert Jahre her, dass es das hierzulande auch gab. Während des 30jährigen Krieges ist es den Kriegsparteien auch ohne Autobomben gelungen, ganze Landstriche in Mitteleuropa zu entvölkern.

Trotzdem: Der Irak ist zehn Jahre nach der Invasion durch US-Truppen und der Zerstörung lebenswichtiger Infrastruktur ein Failed State, ein Staat also, der nur noch auf der Landkarte existiert, während im Innern die staatliche Ordnung zusammengebrochen ist und Warlords, religiöse Fanatiker oder Verbrecherfürsten sich auf dem Rücken der Bevölkerung gegenseitig bekämpfen.

Und auch Syrien ist auf dem Weg dahin – nachdem die EU ihr halbherziges Waffenembargo nun auslaufen lässt, können die EU-Länder selbst entscheiden, ob sie die Islamisten vor Ort mit Waffen versorgen wollen, damit sie den bei westlichen Regierungen in Ungnade gefallenen Assad wegputzen – egal, was sie dann hinterher mit ihren Waffen anfangen. Als ob man diese Version von Freiheit und Demokratie nicht schon in genügend anderen Ländern besichtigen könnte. Frankreich und Großbritannien haben überdeutlich bekundet, wie sehr sie wollen. Damit kann man Syrien in Zukunft auch von der Karte der souveränen Staaten streichen. Den Syrern wird es damit garantiert nicht besser gehen. Insofern ist die interessante Frage, wem das am Ende nutzt.



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